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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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eigentlich ab?
    Angus beschloß sich zu rühren. Aber es gelang ihm nicht: Die Haltevorrichtungen des Behandlungstischs hielten ihn fest. Er stemmte sich dagegen, bis ihm einfiel, welchen Zweck sie hatten; nämlich den, sein Stillhalten zu gewährleisten, wenn der Medi-Computer oder Davies – an ihm herumoperierte; und um ihn vor den Folgen der Schwerkraft zu behüten.
    »Wenn ihr diese verfluchten Klammern löst«, röchelte er, »kann ich mich wenigstens setzen.«
    Falls ihr mir genug vertraut.
    Während er wartete, forderte er vom Interncomputer eine Statusmeldung an.
    Die Innere Diagnostik setzte ihn darüber in Kenntnis, daß ihm eine Hüfte ausgerenkt worden war (inzwischen eingerenkt), er eine schwere Dehydration (mittlerweile behandelt) sowie lebensgefährliche Blutungen erlitten hatte (inzwischen gestillt). Dementsprechend ergab die Blutuntersuchung hohe Werte von Metabolitsubstanzen, Koagulantia, Analgetika und Antibiotika. Prognose: Vollständige Genesung in achtundvierzig Stunden.
    Seine cyborgischen Komponenten waren allesamt funktionstüchtig. Notfalls konnte er sich eigenständig den Klammern entwinden.
    Aber Morn hatte schon, obwohl etwas linkisch, mit dem Aufmachen der Halterungen angefangen, öffnete eine nach der anderen. Sobald Angus frei war, wälzte er sich herum und schwang die Beine über die Tischkante.
    Während der Bewegung stach Schmerz durch seine Hüfte. Vielleicht hätte er nicht versuchen sollen, sich mit den Manövrierdüsen gegen die Gravitation der Singularität behaupten zu wollen. Aber vielleicht war es genau dieser kleine, zusätzliche Rückhalt gewesen, der ihn gerettet hatte.
    Fast augenblicklich dämpften die Zonenimplantate den Schmerz. Nur ein örtliches Pochen gemahnte noch daran, daß sein Gesundwerden mehr Zeit erforderte.
    Ein Bein unter die Tischkante geklemmt, schaute er Morn zum erstenmal an, seit er die Brücke verlassen hatte, um mitten im Asteroidenschwarm Externaktivitäten zu riskieren.
    Sie schwebte eine Armlänge von ihm entfernt. »Wir haben dich so lange schlafen lassen, wie wir konnten«, teilte sie ihm besorgt mit. Anscheinend sprach sie schneller als sonst, um nicht ins Stocken zu geraten; damit ihre Abneigung nicht die Oberhand gewann. »Aber jetzt läuft uns die Zeit ab. Das Scanning hat ein Raumschiff geortet. Vor fünf Minuten ist es in die Tard zurückgewechselt. Wir haben eine Identifikation. Es ist die Rächer, ein VMKP-Kreuzer. Dasselbe Schiff, das uns begegnet ist, als wir in den Human-Kosmos zurückgekehrt sind.« Sie schwieg, fügte jedoch rasch eine Ergänzung hinzu. »Der Raumer, woher du den Befehl erhalten hast, Nick deine Prioritätscodes zu verraten.«
    Wahrscheinlich glaubte sie, Angus erachtete diese Einzelheit als besonders erheblich; doch er dachte gar nicht daran. Er hörte überhaupt nicht zu.
    Die zwischenzeitliche Ruhe war Morn gut bekommen: Das sah Angus auf den ersten Blick. Zwar war die Schönheit des Gesichts, durch die junge Frauen sich im allgemeinen auszeichneten, ein für allemal dahin, unwiederbringlich verwüstet durch Leid und Verzweiflung. Ihre Augenhöhlen, die sich kraß von den bleichen ’ Gesichtszügen abhoben, waren dunkel wie eingefressene Kavernen. Immerhin jedoch hatte Schlaf oder Essen – oder beides – ihren Teint aufgefrischt und die Elastizität ihrer Muskeln in gewissem Umfang wiederhergestellt. Die eingekerbten Falten rings um ihren Mund, zwischen den Brauen und an den Augenwinkeln wirkten weniger tief.
    Aber auch diese Beobachtungen interessierten ihn, kaum daß er sie wahrgenommen hatte, nicht mehr. Der Acryl-Gußverband, der ihren rechten Arm von der Schulter bis zum Handgelenk umhüllte, und die Bänder, die den Verband am Oberkörper fixierten, beanspruchten seine Aufmerksamkeit.
    Bei diesem Anblick barst in seinem Innern glutheiße Wut empor, als explodierte ihm im Herzen ein Brandgeschoß. Nur die Zonenimplantate verhinderten, daß er sich auf sie stürzte, sie packte und schüttelte, um die Wahrheit aus ihr herauszuholen.
    »Wer hat dir das angetan?« fragte er barsch, erstickte beinahe an seiner Wut.
    Keine Minute sollte verstreichen, schwor er sich, bis der Schweinehund an seinen eigenen Klöten erstickte.
    Erinnerung an Schmerzen zuckte um Morns Mund. »Ich habe es selbst getan«, antwortete sie mit verhaltener Stimme. »Dadurch habe ich mein Hyperspatium-Syndrom überlistet… während ich am Kommandopult saß.«
    Selbst. Angus knirschte einen Fluch. Selbst? Spontan schenkte er ihr

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