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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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aufgetreten.
    »Ich möchte ganz einfach nicht wie Nick enden.«
    All seiner Gerissenheit und Erfahrung zum Trotz, ungeachtet seines Talents zum Überleben, war Nick Succorso durch seine Gier nach Vergeltung an Sorus Chatelaine zu Handlungen getrieben worden, die auf Selbstmord hinausliefen.
    Morn kannte das Gefühl der Rachgier. Gerade weil sie es so gut kannte, hatte sie ihm den Rücken gekehrt.
    »Gute Polizisten sprechen die Wahrheit«, sagte sie halblaut. »Und sie sind nicht auf Rache aus.«
    Mikka erwiderte, obwohl das Düstere des heilen Auges ihre insgeheime Reaktion verbarg, Morns Blick. Dann nickte sie, nur einmal, kurz und entschieden, als hätte sie sie endlich verstanden.
    »Da wir gerade von der Wahrheit reden«, antwortete sie in gedämpftem Ton, »ich kann mir momentan nicht denken, wodurch Ciro und ich irgendwie Schutz verdient haben sollten. Aber vielen Dank. Du brauchst dir meinetwegen keine Sorgen zu machen. Ich tu alles, was ich kann, um dir zu helfen.«
    Morn empfand eine Anwandlung der Erleichterung und Dankbarkeit. Aber sie ging darüber hinweg. Ihr war klar, daß sie nicht mehr lange durchhalten konnte. Schon ahnte sie das Schwellen einer neuen Schmerzwelle voraus; bald mußte sie davon überrollt werden wie von einer unwiderstehlichen Brandung.
    »Ich war noch nicht fertig«, erklärte sie schroffer, als es in ihrer Absicht lag. »Ich wünsche, daß es bei der Ausstrahlung von Vectors Funksendung bleibt. Ich will zu euren Gunsten aussagen. Und es geht mir um noch etwas. Aber ich muß es euch schnell erklären.« Sie lächelte verzerrt, um ihre Barschheit ein wenig zu mildern. »Die Wirkung der Schmerzmittel läßt nämlich nach. Wenn ich nicht bald neue kriege, fang ich an zu lallen.«
    Sofort spreizte Vector die Hände, um anzudeuten, daß er keine Einwände mehr vorzutragen gedachte. »Bitte.«
    Mikka zog ein mißmutiges Gesicht. »Tut mir leid, ich wußte nicht, daß…« Sie biß sich auf die Lippe. »Die Sache kann warten«, fügte sie dann mit einer Gebärde hinzu, als spräche sie im Namen einer vollzähligen Brückencrew. »Wir sind noch hier, wenn du zurückkommst.«
    Nein, die Sache konnte nicht warten. Morn mußte jetzt darüber sprechen, über ihre Absichten Aufschluß erteilen, bevor auf den Scanning-Monitoren ein anderes Raumschiff erschien.
    Obgleich jede Regung die nächste Schmerzwelle beschleunigen mochte, straffte sie wie eine Frau, die Wert darauf legte, den Kommandosessel gänzlich auszufüllen, Rücken und Schultern. »Außerdem will ich«, bekundete sie mit so festem Nachdruck, wie sie angesichts der starken Beschwerden zustandebrachte, die ihr drohten, »daß das EKRK sich auch meine Schilderung der Ereignisse anhört.« Wahrscheinlich begriffen Vector und Mikka, was sie meinte; Morn erläuterte es dennoch.
    »Die VMKP hat mich Nick ausgeliefert. Ich weiß nicht warum. Aber sie hätte mich aufhalten können, statt mich an Bord der Käptens Liebchen gehen zu lassen. Der KombiMontan-Sicherheitsdienst muß mit der VMKP über mich beraten haben. Ohne besondere, ausdrückliche Weisung des VMKP-HQ hätte der Stationssicherheitsdienst niemals geduldet, daß ich mir nichts, dir nichts mit Nick verdufte. Davon muß das EKRK erfahren. Und von noch einigem. Zum Beispiel weiß ich, es ist eine Tatsache, daß Angus hereingelegt wurde. Kann sein, er hat jedes Verbrechen verübt, das uns überhaupt einfällt, aber das, weswegen er verhaftet worden ist, hat er nicht begangen.« Verhaftet und sogar verurteilt hatte man ihn. »Nach seinen Angaben kann er beweisen, daß Nick mit Milos Taverner geklüngelt hat. Ehe er übern Tisch gezogen worden ist, hatte er zwischen den beiden einen Datenweg entdeckt gehabt, den er bis zu Taverner hätte zurückverfolgen können. Ich vermute, das Beweismaterial ist im Data-Nukleus der Strahlenden Schönheit gespeichert. Aber als die VMKP Angus unifizierte und nach Kassafort schickte« – eine Maßnahme, die Morn bis heute undurchschaubar blieb –, »bekam er Taverner als Begleiter mit, der ihn an der Kandare halten sollte.«
    Mehr als alles übrige Geschehene hatte diese eine Aktion einen kriegerischen Konflikt heraufbeschworen.
    »Je länger ich darüber nachdenke, um so scheußlicher wird der Eindruck, den das alles auf mich macht. Es stinkt nach Konspiration. Und so etwas ist für eine Polizeitruppe nichts anderes als ein weiterer Weg zur Selbstzerstörung.«
    Von neuem drohten die Schmerzen sie zu überwältigen, gellten durch ihre

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