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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Autorität der Codes konnte er dem festintegrierten Instruktionspaket nicht zuwiderhandeln.
    Doch Morn ließ sich nicht beirren. Sogar jetzt blieb sie ihm überlegen.
    »Na, dann eben nicht«, schnauzte sie. »Ich setze Mikka an die Steuerung. Ich erteile ihr die Befehle. Du mußt dich nur aus allem heraushalten, sonst nichts.«
    Ihr gelang mehr, als ihn lediglich zu schockieren: Sie erschütterte ihn bis ins Mark. Unter dem Eindruck ihrer Entschlossenheit wurde ihm zumute, als verlöre er den Bezug zur Realität. Mikka an der Steuerung. Er hielt sich heraus. Das ginge. Dazu standen seine Programme nicht im Widerspruch.
    Mit einem Mal wirkten sämtliche brutalen, unmenschlichen Restriktionen, denen die Astro-Schnäpper ihn im Rahmen der Unifikation unterworfen hatten, durchaus überwindbar…
    Unversehens hatte es den Anschein, als wären manche der taktischen Szenarios, die im Hintergrund seiner Gedanken gaukelten, keineswegs undurchführbar. Angus’ altbewährtes Gespür und sein Interncomputer versponnen allerlei vorstellbare Tricks und gerade noch eingehbare Wagnisse zu einem Konzept, das eventuell Aussicht auf Erfolg haben mochte.
    So leicht jedoch ließ er sich nicht zum Handeln anstiften; er nahm die Hände nicht von der Tischkante, um nach Morns Willen zu springen. Erst mußte er sie verstehen. Wenn sie für ihn einen Weg aus seinem elektronischen Gefängnis fand, konnte sie ohne weiteres zu so gut wie allem fähig sein.
    Er mußte wissen, was sie zu solcher Resolutheit antrieb.
    »Also gut«, brummelte er in maßvollerem Ton. »So könnt’s klappen«, räumte er ein. »Aber etwas an dem Ganzen kommt mir noch immer unsinnig vor. Ich kenne dich. Du hast mir nicht alles erzählt. Dich beschäftigt etwas. Irgend etwas, das dir sogar mehr Furcht als ich einflößt. Ich seh’s deinen Augen an. Verdammte Scheiße, ich möchte nicht lange herumrätseln müssen, was es ist. Sag’s mir einfach, damit ich weiß, worauf ich mich gefaßt machen muß.«
    Er erwartete, daß sie aufbrauste, ihn mit Vorwürfen überschüttete. Du verlangst, daß ich zu dir Vertrauen habe? Du hast mich vergewaltigt, mich geschunden, mich beinahe zugrundegerichtet, und da denkst du, ich soll dir vertrauen? Lieber wäre ich tot. Aber sie tat nichts dergleichen. Die dunklen Gruben ihrer Augen hielten seinem Blick stand, ohne daß sie mit der Wimper zuckte. Seitlich an den Kiefern spannten sich Muskeln, hoben ihr Kinn.
    »Während ich in Kassafort in der Amnion-Sektion gefangen saß«, erklärte sie in herbem Ton, »hat man bei mir Blutproben genommen. Diese Blutproben enthalten auch Nicks Immunitätsserum. Vermutlich hat jetzt die Stiller Horizont sie an Bord. Aber selbst wenn das nicht zutrifft, hat das Schiff auf jeden Fall Vectors Funksendung aufgefangen. Deshalb muß ich klären, ob diese sogenannte Defensiveinheit noch existiert. Diese Frage ist wichtiger als alles andere. Hat die Rächer sie eliminiert, ist es nahezu gleichgültig, was aus uns wird. Die Formel spricht sich irgendwie herum. Es kann sein, daß wir in jeder übrigen Hinsicht scheitern, aber das haben wir schon erreicht. Sollte das Amnion-Kriegsschiff das Gefecht jedoch überstanden haben, könnte es ihm gelingen, sich in den Bannkosmos abzusetzen. Dann finden die Amnion ein Mittel gegen das Medikament. Dadurch würde Vectors Formel wertlos, noch bevor im Human-Kosmos irgend jemand davon einen Nutzen hätte.«
    Aus ihm selbst unbegreiflichen Gründen fühlte Angus beträchtliche Erleichterung. War das alles, was ihr Muffensausen verursachte? Dann bedeutete es für ihn keine Gefährdung. Falls sie sich an die Wahrheit hielt…
    Er glaubte ihr. Sie war der Typ, der sich um solchen Scheiß scherte. Vielleicht hätte sie sich für so etwas nicht interessiert, während sie an Bord der Strahlenden Schönheit gewesen war; solange sie sich in seiner Macht befand. Wahrscheinlich hätte er es nicht geduldet. Aber jetzt hatte sie an derlei Dingen Interesse.
    Ihm hätte klar sein müssen, daß sie keine Furcht um sich selbst hatte. Dafür waren ihre verfluchten Überzeugungen längst viel zu stark geworden.
    Dank eben dieser Bekenntnisse hatte sie ihn von den Prioritätscodes befreit. Nun bogen ihre Prinzipien die Gitterstangen des durch die Unifikation geschaffenen Kerkers. Leistete Angus ihr genügend Unterstützung, erlangte er möglicherweise die volle Freiheit zurück.
    »Zum Teufel, Morn«, entgegnete er nahezu heiter, »daran kannst du doch nichts ändern. Es hat keinen Sinn,

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