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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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verfolgte die Defensiveinheit vorrangigere Absichten. Während der Koloß ’Fahrt aufnahm, schoß er zwar noch auf die Rächer, brach jedoch, als er fast außer Schußweite des unregelmäßigen Feuers des Polizeikreuzers war, das Gefecht ab, wahrscheinlich um die gesamte Energie zur Beschleunigung aufzuwenden.
    Eindeutig entfernte sich das Alien-Raumschiff vom Asteroidenschwarm; aber sein Vektor legte weder einen Kurs auf den Bannkosmos noch auf irgendein sonstiges erkennbares Flugziel nahe. Der momentane Kurs ließ keinen anderen Rückschluß zu, als daß der Amnioni das Massif-5-System möglichst zügig zu verlassen gedachte.
    »Feuer einstellen, Glessen«, befahl Kapitänhauptmann Ubikwe. Ungerührt wie Stein saß er vor der Kommandokonsole, als wäre er mit seinem G-Andrucksessel verwachsen. »Wir richten sowieso nichts aus. Und vielleicht ist es ja von Vorteil, wenn wir wieder Gelegenheit zum Nachdenken finden.«
    »Aye, Kapitän.« Glessen drückte Tasten, nahm die Hände von der Tastatur. Augenblicklich verstummte das dem Gebrutzel einer Bratpfanne ähnliche Prasseln der Materiekanone. Mit einem Schlag schien das Plärren eines halben Dutzends Überlastungs- und Schadensalarmgeber lauter zu tönen. Dennoch hatte Min nach mehreren Stunden ständigen Schußwechsels das Empfinden, es wäre auf der Brücke plötzlich still geworden.
    »Bleiben Sie auf der Hut, Sergei«, mahnte Kapitän Ubikwe. »Bei der Beschleunigungsrate des Kahns sind wir vor der Materiekanone wahrscheinlich schon sicher, aber mit dem verdammten Protonengeschütz könnten sie uns noch was verpassen.«
    Patrice nuschelte eine Antwort, die Min nicht verstand. Er wirkte zu müde, um deutlicher zu sprechen. Auf seinem Gesicht glänzte im hellen Schein der Brückenbeleuchtung eine Schweißschicht. »Vielleicht nicht, Kapitän«, rief Porson dem Kapitän von der Scanningkonsole aus zu. »Nach den Sensormessungen hat ihr Zielcomputer uns nicht mehr im Visier.«
    »Falls die Messungen zuverlässig sind«, schränkte Bydell mit matter Stimme ein, die auch für die Schadensanalyse zuständige Datensysteme-Offizierin. Schonungsloser Einsatz hatte die junge Frau ausgelaugt; doch trotz allem verbiß sie sich in ihre Pflichterfüllung. »Wir haben erheblich was einstecken müssen, Kapitän«, begründete sie ihren Einwand. »Der Diagnostik zufolge ist provisorisch vom Ausfall der Hälfte aller Rezeptoren auszugehen. Es kann sein, daß die Defensiveinheit uns nicht mehr in der Zielerfassung hat, aber genauso ist’s möglich, daß wir die Ortungsimpulse einfach nicht mehr messen können.«
    Min schimpfte vor sich hin. Überrascht war sie nicht: Die Belastung durch die rabiaten Manöver des Steuermanns hatte das Leistungsvermögen der Rächer unabwendbar weiter verschlechtern müssen. Aber der OA-Direktorin war alles ein Ärgernis, was für ihre Untergebenen eine Gefahr bedeutete; was ihre Handlungsfähigkeit verminderte.
    Während die Posaune aus dem Massif-5-System flüchtete, hatte der Interspatium-Scout die Formel eines Immunisierungsmedikaments gegen Mutagene ins All gefunkt. Das mochte Warden Dios’ Absicht gewesen sein oder nicht – bisher war es der Rächer nicht gelungen, den Funkspruch zu entziffern, durch den Nick Succorso die Verfügungsgewalt über Angus Thermopyle erhalten hatte, deshalb blieben die wahren Bestrebungen des Polizeipräsidenten nach wie vor ein Geheimnis –, doch auf alle Fälle war dadurch Mins Einstellung zum von Dios erteilten, eigenen Auftrag verändert worden.
    Darum war ihr alles verhaßt, was zwischen sie und die Posaune geriet. »Schnurstracks zur Hölle sollen sie fliegen«, knurrte Dolph Ubikwe. Er besah sich die zum Rand des Sonnensystems gerichtete Trajektorie des Amnion-Raumschiffs. »Es stinkt mir, sie verduften zu lassen. Das ist geradeso, als ließe man ’m Amokläufer freie Hand.« Möglicherweise galten seine Worte Min. »Scheiße, wer weiß, wo sie als nächstes aufkreuzen und Unheil stiften? Es könnte praktisch überall sein.«
    Min unterdrückte eine Anwandlung des Unmuts und der Bitternis. Sie hatte Verständnis für seine indirekte Beschwerde. Es war nicht undenkbar, daß er es geschafft hätte, die riesige Defensiveinheit zu schlagen, wäre ihm nicht von Min befohlen worden, der Posaune nachzufliegen, anstatt die Gunst der Stunde zu nutzen, als die Partikelkollektoren des Amnioni überlastet zu werden drohten.
    »Läßt sich nicht ändern«, bemerkte sie barsch. »Der Zustand des Kreuzers verbietet es

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