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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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schnell genug an die Öffentlichkeit gegangen, hätte ich einen richtig großen Skandal entfesselt – oder wäre nur gerissen genug gewesen –, vielleicht wäre ich immerhin so lang am Leben geblieben, um den Vorfall unwiderruflich aufzudecken, und eventuell wäre dadurch etwas geändert worden…“
    Allem Anschein nach hinterließ Morns Vorbild bei ihm tiefen Eindruck. Mehr als jeder andere, Davies ausgenommen – und womöglich Angus –, war er sich darüber im klaren, welchen Tribut ihre Handlungsweise ihr abforderte.
    Er zuckte die Achseln. »Aber selbst wenn ich mich nicht dazu durchringen konnte«, fügte er hinzu, »dafür zu sterben, daß ein derartiges Geheimnis enthüllt wird, hätte ich mich doch in so mancher anderen Hinsicht widersetzen können. Zum Beispiel, was für ein Kerl Orn Vorbuld war, wußte ich ja. Mir war’s möglich gewesen, es ablehnen, mit ihm zusammen Illegaler zu werden.
    Und ich hätte mich, anders als er, nicht Nick Succorso anschließen müssen.“
    Mit merklicher Überwindung und voller Schwermut erwiderte er endlich Davies’ Blick. »Es sieht so aus, als ob ich mich aufs Kleinbeigeben einfach am besten verstünde.“
    Davies schüttelte den Kopf. In seiner Brust kollidierten Furcht und Zorn. Sie wollen es also mir nichts, dir nichts hinnehmen? hätte er den Genetiker am liebsten angeschrien. Alle verlassen wir uns jetzt auf Sie. Glauben Sie, daß keiner von uns den Verzicht auf ein wenig Würde wert ist?
    Denken Sie etwa, ich möchte gern Amnioni werden?
    Doch der Kummer, der aus Dr. Shaheeds Stimme sprach, versagte ihm so heftige Vorhaltungen. Sein Gram war zu persönlicher Art. Shaheed hatte als erster seine Bereitschaft erklärt, sich den Amnion auszuliefern, noch ehe Davies dazu den Mut fand; war dazu bereit gewesen, allein ins Verhängnis zu gehen. Er verdiente eine bessere Antwort.
    Davies gab sich geistig einen Ruck und versuchte sich vorzustellen, was Morn sagen würde, suchte sie im Innern seines Gemüts zu erspüren. »Das leuchtet mir nicht ein, Dr. Shaheed«, erwiderte er nach einem Augenblick des Überlegens. »Sich die Forschungsarbeit stehlen zu lassen ist etwas anderes als Selbstaufgabe, um Millionen von Menschenleben zu retten. Das kann man doch gar nicht miteinander vergleichen.« »Vermutlich haben Sie recht.« Vector Shaheed schaute wieder fort. Sein sanftmütiger Ton deutete Wehmut an. »Aber es wäre eine Art von Buße.“
    »Wenn Sie so denken«, entgegnete Davies barscher als beabsichtigt, »können Sie auch Buße tun, indem Sie am Leben bleiben. Es ist auf alle Fälle besser, als das Handtuch zu schmeißen.“
    Was ihn anbelangte, war alles besser als der verschleierte Tod durch Mutation.
    Kurz zuvor hatten er und Dr. Shaheed die letzten Antimutagen-Kapseln aus Nick Succorsos Vorrat geschluckt. Selbst wenn alles in die Binsen ging, war ihr Menschsein für noch ungefähr vier Stunden gesichert.
    Doch inzwischen kam diese Aussicht Davies fast wie ein Fluch vor, nicht mehr wie ein Segen. Fünf zusätzliche Minuten konnten Angus ausreichend Zeit geben, um zu ihnen vorzustoßen; vier Stunden mochten ihnen nichts als scheußlichstes Entsetzen bescheren.
    Vielleicht fürchtete Dr. Shaheed diese vier Stunden mehr als würdelose Gegenwehr.
    »Sind Sie der Überzeugung, daß wir Angus trauen können?« erkundigte sich Shaheed sehr behutsam, als wollte er Davies nicht verärgern. »Er ist Ihr Vater. Eventuell haben Sie ja was von ihm geerbt, durch das Sie ihn besser verstehen. Ich verstehe ihn jedenfalls nicht. Was veranlaßt einen Menschen wie ihn zu einem derartigen Sinneswandel? Was verspricht er sich davon, jetzt auf einmal den Helden zu spielen, nachdem er in seinem ganzen bisherigen Leben ausschließlich darum gekämpft hat, es behalten zu dürfen? Was soll werden, wenn es in Wahrheit seine Absicht ist – der einzige Grund, weshalb wir das alles hier treiben –, daß er sich die Posaune schnappen will, um zu verduften?“
    »Nein.« Davies gab sich alle Mühe, um trotz zunehmender Unruhe Gewißheit auszustrahlen. »Wenn er Morn etwas verspricht, hält er sich dran. Ich versteh’s so wenig wie Sie, aber auf jeden Fall ist es so.« Zudem vertraute er seinem Vater aus noch einem Grund. Er hatte keine andere Wahl. Brächte er ihm kein Vertrauen entgegen, verlöre er die Fassung und bräche in Gekreische aus. Und dadurch würde Vector Shaheed noch stärker verunsichert.
    Dr. Shaheed hob die Schultern; sagte nichts. Doch in seinen Augen stand jetzt noch tiefere

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