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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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irgendwann im Laufe der Rotation seiner GD das geeignete Fenster, um auf einem zur Flucht günstigen Vektor zu starten.
    Doch der Außenrand des Torus erstreckte sich über mindestens zwanzig Kilometer. Es brauchte Stunden, um einen so langen Abschnitt der Orbitalstation abzusuchen.
    Warden Dios ließ ihn ein Moment lang auf Antwort warten. »Wenn es so ist…« Er überlegte kurz. »Unter diesen Umständen sollten Sie wohl am besten mit seiner Mutter reden«, empfahl er. »Mir verrät sie vielleicht nicht, wo er steckt. Aber Ihnen erzählt sie’s, da bin ich mir ziemlich sicher.« Angus verzichtete darauf, seine Verblüffung zu verheimlichen. Fasner hat eine Mutter? lag ihm als Frage auf der Zunge. Noch immer? Ist er dafür nicht zu alt?
    Aber er hatte keine Zeit für zweitrangige Angelegenheiten. »Warum sollte sie so etwas tun?« fragte er statt dessen.
    »Das sehen Sie«, versicherte Dios grimmig, »wenn Sie sie gefunden haben.“
    Bevor Angus irgendwelche Bedenken äußeren konnte, gab der Polizeipräsident ihm eine ausführliche Wegbeschreibung, die mit den Angaben in einem seiner Datenspeicher korrelierten.
    »Na gut.« Angus beschloß, sich nicht um kleinere Unklarheiten zu scheren. Es widerstrebte ihm, sich davon beirren zu lassen. Er entnahm dem Waffenschrank zwei Impacter-Gewehre und zwei Armvoll Sprengladungen.
    »Und wenn ich ihn geschnappt habe, was soll ich mit ihm anstellen?« Erneut schaute Dios ihn an und warf ihm einen inständigen Blick zu, der eine dringende Bitte sein mochte – oder eine Morddrohung.
    »In dieser Hinsicht vertraue ich auf Sie. Tun Sie einfach, was sich ganz natürlich ergibt.« Anscheinend glaubte er, er könnte Angus, wenn er nur wollte, noch Schranken ziehen.
    Angus grinste wild. »Freie Hand, aha. So mag ich’s.« Er schob die Sprengladungen in die Taschen, schlang sich die Impacter-Gewehre über die Schultern und entfernte sich zum Lift.
    »Na gut«, wiederholte er, während die Aufzugkabine zur Luftschleuse hinabfuhr. »Nehmen wir mal an, bei mir klappt alles. Seine Mutter« – Scheiße, seine eigene Mutter? – »sagt mir, wo ich seine Yacht finde, und ich gelange rechtzeitig hin. Und was machen Sie in der Zwischenzeit?“
    »Ich kümmere mich um seine Datenkompilationen.“
    Dios tippte an der Kontrolltafel Tasten, um die Innenpforte der Luftschleuse zu öffnen. »Darin verbirgt sich seine eigentliche Macht. Wenn er noch dabei ist, die Daten dem Bordcomputer seiner Yacht zu kopieren, kappe ich die Verbindung. Ich will sicher sein, daß er die Informationen nicht benutzen kann, um noch mehr Unheil anzurichten.“
    »Sie kennen seine Codes?« fragte Angus entgeistert.
    Der Polizeipräsident schüttelte den Kopf. »Ist nicht nötig. Direktor Lebwohl hat über die meisten GD— Hauptcomputer Modifikationssperren verhängt. Ich kenne deren Codes. Sie verwehren Fasner auf nichts, was er kopieren will, den Zugriff. Sie machen nur Löschungen und Abänderungen unmöglich. Aber anhand der Codes kann ich auch die Dateien finden.« Es hatte den Anschein, als dächte er stets an alles.
    Er hob die Hand, um die Schleusenaußenpforte zu öffnen; doch Angus packte ihn am Arm, hielt ihn zurück. Mühelos zog er Warden Dios zu sich herum. Zweifel nagte an ihm, ließ ihm keine Ruhe. Den Mann, zu dem er geworden war, plagten Vorbehalte, die er nicht verdrängen konnte.
    Mit Absicht richtete er an Dios die gleiche Frage, die Davies ihm gestellt hatte. »Was passiert dann?« Dios’ einäugiger Blick bezeugte nicht die geringste Kompromißbereitschaft; er rückte von nichts ab. »Dann ist die Hölle los«, kündete er schroff an. »Und mit Holt Fasner ist es endgültig aus.« Wieder ein Versprechen. Warden Dios machte entschieden zu viele Versprechen. Allmählich wurde Angus davon mulmig zumute.
    Dem. Polizeipräsidenten blieben nur noch zwei oder drei Stunden des Menschseins. Länger reichte der Vorrat des Vestabule abgenommenen Antimutagens nicht.
    Wenn Fasners Datensammlungen ihm zu keinem Hinweis auf das Vorhandensein eines Gegenmittels in der GD verhalfen, war es auch mit Dios vorbei – genauso gründlich und unwiderruflich wie mit dem Drachen.
    Durch reine Willenskraft versuchte Angus die Abwehrhaltung des Polizeipräsidenten zu durchdringen. »Davies hat mir gegenüber erwähnt«, meinte er, obwohl ihn die Erinnerung schmerzte, »Morn würde es trotz allem wohl bedauern, keine Gelegenheit zum Abschied zu haben. Ich halte es für wahrscheinlich, daß das gleiche für Sie gilt.«

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