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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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medizinischen Einrichtung.
    Warden Dios’ Wegangaben paßten genau zu den Piktogrammen. Diese Tür.
    Unbewacht. Aufgegeben. Die ganze Sektion lag leer und verlassen da. Falls Fasners Mutter hier noch anzutreffen war, dann bedeutete sie ihm zu wenig, als daß er sie mitgenommen hätte.
    Außer er hatte sie schon fortgebracht… Angus schlang die Impacter-Gewehre um die Schultern, um die Hände frei zu haben. Im Vertrauen auf die seinen Händen implantierten Laser näherte er sich achtsam der Tür; versuchte sie zu öffnen.
    Verschlossen.
    Das Schloß hatte eine kompliziertere Beschaffenheit war sicherer –, als er es erwartet hatte. Normalerweise konnte niemand außer einem Cyborg durch diese Tür, ohne die erforderlichen Legitimationen vorzuweisen und die richtigen Codes zu wissen.
    Seine EM-Sicht machte ihm die Schaltkreise erkennbar. Eine kurze Benutzung der Laser öffnete das Schloß.
    Sobald die Tür zur Seite glitt, sprang er in schrägem Winkel über die Schwelle, kauerte sich, obwohl er so kaum Schutz hatte, an der Wand zusammen, um ein kleineres Ziel zu bieten, schaute sich in dem Raum um.
    Scheiße! Ein, zwei Sekunden lang wurde er durch scheußlich grelle Emissionsschwälle von der Wand gegenüber nahezu geblendet. Dutzende von Stimmen keiften gegeneinander an, zusätzlich unterbrochen durch Musik und Geräusche, Männer und Frauen schwafelten drauflos, als wäre jeder und jede von ihnen allein. Hastig bemühte sich Angus um Klärung der Situation, sah… Monitoren. Verdammt noch mal, Bildschirme! Zwanzig oder mehr, die ganze Scheißwand war damit zugestellt.
    Alle waren in Betrieb: Allesamt projizierten sie gedämpfte Seriosität und würdigen Ernst in den dunklen Raum. Sie bildeten gleichzeitig die einzige Lichtquelle.
    Jemand hatte die Deckenbeleuchtung abgeschaltet.
    Auf der Mehrheit der TV-Schirme gab es Nachrichtenredakteure in vollem Wichs zu sehen, die vortäuschten, Ereignisse zu durchschauen, deren aktuellem Stand sie um Stunden nachhinkten. Nur ein paar Sender hatten das planmäßige Programm beibehalten, als wären sie zu wichtig, um durch solche Banalitäten wie das Drohen von Krieg und Massensterben gestört zu werden. Unterhaltung nahm bei ihnen einen höheren Stellenwert als das Schicksal des Planeten ein. Angus bemerkte in all dem Gewirr wenigstens eine kitschige Romanze und zwei Sportaufzeichnungen.
    Langsam erhob er sich aus der Hocke. Das alles blieb gänzlich unverständlich. Wenn hier Fasners Mutter lebte, bewohnte sie das Zuhause einer Irren.
    Ein Moment verstrich, bevor er merkte, daß er eine Stimme hören konnte, der die Übertragungsqualität der TV-Sendungen abging. Resolut gab er sich einen Ruck und entzog den Monitoren seine Aufmerksamkeit, verschaffte sich einen Überblick des restlichen Zimmers.
    Dann sah er sie sofort. Die Helligkeit der Bildschirme fiel voll auf ihr mumifiziertes Gesicht; schillerte in den starren Augen. Der Neonschimmer verstärkte den Eindruck scheinbarer Leblosigkeit; sie glich einer aus Greisinnenfleisch geformten Darstellung des Todes. Aber sie war nicht tot. Ab und zu zwinkerten ihre Lider. In Abständen versuchte sie, etwas von dem Speichel zu schlucken, der ihr aus den Mundwinkeln sickerte.
    Sie lebte, weil Maschinen ihr das Hinscheiden verweigerten. Unmengen von Schläuchen steckten in den Armen und im Hals. Ein Gerät umhüllte ihre Brust, das für sie atmete und den Blutkreislauf gewährleistete. Ihre Beine ragten unter der Apparatur hervor, ruhten auf einem medizinischen Kinderbett wie alte Papierrollen.
    So überstürzt, daß er kaum wußte, was er tat, machte Angus Anstalten, aus dem Zimmer zu huschen. Doch an der Tür kam er zur Besinnung; konnte sich gerade noch davon zurückhalten, um sein Leben zu fliehen.
    Scheiße, das Kinderbett! Spontanes Grauen hatte ihn gepackt, ehe er sich versah. Sie lag in einem Kinderbett. Hätte Angus’ Interncomputer nicht hilfreich eingegriffen, wäre er dazu außerstande gewesen, sich zu fangen.
    Er hatte keinen Grund zur Furcht. Daran erinnerte er sich, während Panik in seinen Ohren rauschte, in den Schläfen pochte. Sie lag im Kinderbett. Nicht er. Morn und Warden Dios hatten ihn befreit. Schiß zu haben, war überflüssig. Anstatt derartiges Grausen zu verspüren, sollte er Schadenfreude empfinden, sich darüber amüsieren, daß er zur Abwechslung einmal jemand anderes in so einer Situation erblickte.
    Aber sie lag im Kinderbett. Angus’ Mutter hatte seine Hand-und Fußgelenke an die Latten des Betts

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