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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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gelten. Zudem jedoch hat Direktorin Donner uns eine kurz vor der Vernichtung der VMK-GD von Warden Dios eingegangene Mitteilung vorgelegt. Die letzte Nachricht des Polizeipräsidenten bescheinigt Direktor Lebwohl vollständige Redlichkeit, und Dios übernimmt darin die volle Verantwortung für alle Vorgänge, die gegen die DA Vorbehalte rechtfertigen könnten. Warden Dios war der Überzeugung, daß kein Mensch der KDP-DA vorzüglicher als Hashi Lebwohl von Nutzen sein kann, und Direktorin Donner ist gleichfalls dieser Meinung.“
    Anscheinend überraschten diese Ausführungen einige Konzilsparlamentarier; doch niemand äußerte Einwände. Als Konzilsvorsitzender Len die Versammlung um eine Beschließung bat, wurden alle drei Ernennungen mittels Akklamation ohne Gegenstimme bestätigt.
    Hashi Lebwohls Gesicht, dessen Augen hinter den verschmierten Brillengläser undeutbar blieben, zeigte keine Reaktion.
    Morn brachte seiner Rehabilitation nur verschwommene Zustimmung entgegen. Einerseits mißtraute sie Hashi Lebwohl; andererseits stand sie so sehr in Min Donners und Dolph Ubikwes Schuld, daß sie sich niemals gutmachen ließ. Aber unterm Druck ihrer wachsenden Trauer fühlte sie sich zu schwach, um sich allzu gründlich mit diesem Widerspruch auseinanderzusetzen.
    Sie streckte die Hand aus, um den Apparat abzuschalten. Die Konzilssitzung war ihr qualvoller geworden, als sie es verkraften konnte. Sie war noch nicht dazu bereit, sich fallen und ihren angestauten Gefühlen freien Lauf zu lassen. Aber ihre Finger verharrten über der Taste, sobald sie den Konzilsvorsitzenden als nächsten Sprecher Punjat Silat ankündigen hörte. Silat war Repräsentant der Allianz Asiatischer Inseln und Halbinseln; das unter seiner Leitung zusammengetretene Komitee war damit betraut worden, ein Urteil über Warden Dios zu fällen.
    Eigentlich mochte sie davon gar nichts wissen doch gleichzeitig war es ihr unmöglich, sich dagegen zu verschließen. Als Mensch hatte sie Warden Dios kaum gekannt. Aber die Ikone Warden Dios, das Symbol und der Inbegriff der VMKP-Ideale und des Dienstes an ihnen, war eine der Hauptgestalten ihres Lebens, vielleicht die Hauptperson ihres Daseins. Die Existenz ihrer gesamten Familie hatte sich um seine Gedanken, seine Auffassungen gedreht; um sein Überzeugungsvermögen.
    Darum setzte sie sich, statt den TV-Monitor auszuschalten, wieder hin, um zuzuhören, als glaubte sie, jedes Urteil über Warden Dios wäre auch ein Urteil über sie.
    Der gelehrte Konzilsdeputierte sprach in würdiggemessenem Ton einer Lobrede. Dennoch fiel sein Bericht bewundernswert knapp und bündig aus. Zwei Tage lang, so schickte er voraus, hatten er und das Komitee beraten und sämtliche erhältlichen Informationen über das Verhalten – und die Absichten – des vormaligen Polizeipräsidenten diskutiert. Ausführlich hatte das Komitee Min Donner, Hashi Lebwohl und Koina Hannish befragt und sie gebeten, die dem Regierungskonzil seitens Koina Hannishs und Morn Hylands schon gemachten Aussagen durch ihre persönliche Kenntnis der Situation zu ergänzen. Außerdem hatten die Komiteemitglieder sich anhand der privaten Aufzeichnungen Warden Dios’, soweit zugänglich, zusätzlich informiert, eine Maßnahme, die durch Hashi Lebwohl ermöglicht worden war, der dem Komitee einige Codes des toten Polizeipräsidenten zu nennen gewußt hatte.
    »Es steht völlig außer Frage«, konstatierte Punjat Silat, »daß Dios sowohl gegen seine Amtspflicht wie auch die Ideale der eigenen Profession in fundamentaler, umfassender Weise verstoßen hat. Er handelte, wie aus seinen Privataufzeichnungen eindeutig hervorgeht, in vollkommener Klarheit über die Unrechtmäßigkeit seines Tuns und in vollem Bewußtsein der Tragweite seiner Taten. Zur gleichen Zeit ist allerdings aus seinen Aufzeichnungen auch ersichtlich, daß er seine Gesetzesverstöße zu dem alleinigen, unmißverständlichen und unerschütterlich angestrebten Zweck verübte, Holt Fasners überstarken Einfluß auf die Zukunft der Menschheit zu brechen. Die Angaben seiner engsten Mitarbeiter, denen er am meisten vertraute, bestätigen diese Feststellung, wenn auch oft nur durch das Mittel nachträglicher Rückschlüsse. Gleichfalls bedeutet die bemerkenswerte Aussage Morn Hylands eine erhebliche Untermauerung dieses Untersuchungsresultats. Wird Warden Dios’ Fehlverhalten dadurch entschuldigt? Gewiß nicht. Seine Handlungen haben den Schutz der Menschen gegen die Amnion in ihrer gesamten Struktur

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