Amnion Omnibus
war, wie man ihr nahegelegt hatte, im Krankenrevier gewesen, aber keinerlei Hinweise auf das Z-Implantat oder ihr Kind vorfand.
Wie Angus hatte auch Nick den MediComputer des Krankenreviers vom Data-Nukleus seines Raumschiffs abgekoppelt. Von den Datensammlungen des MediComputers existierten keine Kopien. Bald gab es nichts Inkriminierendes mehr, das für Morn eine Bedrohlichkeit bedeutet hätte.
Bis auf weiteres außer Gefahr, verließ Morn das Krankenrevier.
Vielleicht hätte sie in ihre Kabine gehen und das schwarze Kästchen holen sollen. Nick erwartete von ihr, beim Lösen der Problematik von Orns Virus behilflich zu sein, und ihr war zum Denken viel zu benommen zumute; sie brauchte Unterstützung. Doch ebenso brauchte sie die Betäubung. Benutzte sie das Z-Implantat, um ihr Gehirn zu animieren, müßte sie dem Dilemma ihrer Schwangerschaft ins Auge blicken.
Indem sie ihren Schockzustand pflegte, als wäre er vergleichbar mit dem Kind in ihrem Bauch, machte sie sich auf den Weg zur Brücke.
Nick war dort, saß an seinem Platz und trommelte mit den Fingern auf den Kontrollen seines Kommandopults herum, während er
abwartete, bis seine Leute ihre Systeme gecheckt hatten. Als Morn die Konnexblende durchquert hatte und sich zu ihm stellte, schenkte er ihr ein kurzes, aber hitziges Grinsen, als wollte er ihr zu verstehen geben, daß er es nicht bereute, Orn ihretwegen getötet zu haben; daß die
Herausforderung, das Raumschiff retten zu müssen, ihn zu sehr erregte, als daß er ein Scheitern befürchtet hätte. Diesmal pochte in seinen Narben eine Lust, die nicht mit Morn zusammenhing. Statt ihn zu verunstalten, schienen die Narben seine Vitalität deutlicher hervorzukehren.
Schon widmete er seine Aufmerksamkeit wieder der Cre.
w Etwaig ersichtlicher Informationen halber blickte Morn auf die Bildschirme. Sie zeigten nichts, wahrscheinlich weil die Geschwindigkeit des Schiffs sie effektiv nutzlos machte. Also schaute sie sich auf der Brücke um.
Nur der Sitz des Bordtechnikers war leer; Vector und seine Vertretung befanden sich vermutlich im Schaltraum bei den Maschinen.
Alle übrigen Hauptoperatoren saßen auf ihren Posten.
»Statusmeldung«, befahl Nick im Tonfall verhohlenen Eifers, als wäre er in prächtiger Laune. Seine Stimmung beherrschte die ganze Brücke. Hier duldete er die Niedergedrücktheit nicht, die Morn im Kasino beobachtet hatte. Selbst Mackern, der zum erstenmal Orn Vorbulds Posten eingenommen hatte, betätigte sich an seiner Kontrollkonsole mit einem Maß an Konzentration, das an Optimismus grenzte.
»Scanner gecheckt und in Ordnung«, meldete Carmel. »Bei dieser Geschwindigkeit müßten wir in Kursrichtung eigentlich blind sein. Wir fliegen für die faktische Scanningzeit zu schnell. Astronavigation verzeichnet auffälligen Dopplereffekt. Aber die Computer kompensieren. Wir können unsere Position recht genau bestimmen.“
»Kommunikation das gleiche«, sagte Lind. »Draußen ist nichts zu hören außer Partikelgeräuschen« – er meinte das remanente Knistern und Rauschen der Weltraumweiten –, »aber gäb’s irgendwas, würden wir’s empfangen.« »Zielerfassung und Waffensysteme ebenso«, erklärte eine Frau mit Namen Malda Verone. Man merkte ihrer Stimme Andeutungen von Desinteresse an; unter den momentanen Umständen spielten ihre Systeme an Bord die unerheblichste Rolle.
Succorso nickte und wartete.
»Ich lasse gerade eine Diagnose durchführen«, sagte Mackern, der sich über seine Kontrollen beugte. »Wir haben alle üblichen Anti-Viren-Programme.« Er zupfte, während er arbeitete, an seinem Schnurrbärtchen. »Bis jetzt haben sie aber nichts gefunden.“
Nick schüttelte den Kopf. »Orn wußte, wie wir dastehen. Er hat uns bestimmt kein Virus untergeschoben, das wir ohne weiteres beseitigen können.« Wie zur Bestätigung las Mackern mit düsterer Miene seine Anzeigen ab. Dann setzte er sich plötzlich völlig aufrecht hin. »Fertig. Dem Diagnoseprogramm zufolge ist wahrhaftig alles einwandfrei.« Verächtlich prustete Carmel. Sonst gab niemand einen Kommentar von sich.
»Tut mir leid wegen der Verzögerung«, äußerte gleich darauf ein Mann mit Fistelstimme, der nahezu kein Kinn hatte. »Ich wollte vor den Tests noch mit Vector die Steuerparameter abstimmen. Dann können wir, auch wenn die Bordcomputer ausfallen, trotzdem die Kurskorrektur fliegen und müssen nicht ziellos umhertreiben.« »Gut«, lautete Nicks karge Antwort.
»Steuerung klar«, ergänzte der
Weitere Kostenlose Bücher