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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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zugefügten Schnittwunden stammte. Jeder hatte gehört, wie sein Genick brach.
    Seinetwegen mußten sie alle sterben.
    Doch im Gegensatz zur Crew bedauerte Morn seinen Tod nicht.
    Solche Männer hatten nicht zu leben verdient, ganz gleich, wie teuer es zu stehen kam, die Welt von ihnen zu säubern.
    Und Nick hatte gesagt: Ich hoffe, man hat dir an der Polizeiakademie einiges über Computer eingetrichtert. Endlich erhielt sie Zugang zu den Computeranlagen des Raumschiffs – und konnte vielleicht Antworten auf einige ihrer Fragen finden.
    Nicht einmal dieser Gedanke flößte ihr neuen Mut ein.
    Wie sollte sie dazu beitragen können, die Käptens Liebchen zu retten?
    Sie wußte nicht, wie man mit Computern Wunder tat. Und es lohnte den Aufwand nicht. Wenn sie das Schiff rettete, überlebte sie selbst ebenfalls – und nur, um sich auch künftig mit Männern wie Orn Vorbuld und Nick Succorso herumschinden, sie abblitzen lassen oder sich ihnen unterwerfen zu müssen, bis ihr abgründiger Ekel alle Schranken sprengte und ihren Geist zerfraß. Sie hätte sich etwas ausdenken sollen, um sich Orn selbständig von der Pelle zu halten. Sie hätte... Aber sie hatte nicht. Sie war überfordert; ihr blieb alles einerlei.
    »Na fein, Jungs und Mädels«, sagte Mikka Vasaczk herb, »die Schau ist vorbei. Wir haben alle unsere Arbeit zu erledigen. Ihr wißt, auf was es ankommt, also gebt euch Mühe.« Überall im Kasino hoben Leute den Kopf. Etliche Besatzungsmitglieder versprachen sich offenbar klare Anweisungen; um ihrer Furcht abzuhelfen, wollten sie hören, was sie tun sollten. Anderen grauste es schon so gründlich, daß sie sie keinen Wert mehr aufs Herumkommandiertwerden legten.
    »Welche Arbeit?« Die Fragestellerin war eine Wasserstoffblondine mit Schmollmiene. »Ich habe keinen blassen Schimmer, wie man ‘n Computervirus unschädlich macht. Davon versteht keiner von uns was.
    Wir sind bloß Computerbenutzer, keine Spezialisten. Orn war der einzige, der sich damit auskannte.“
    »Na gut. Wenn du meinst, Nick wäre der Unterlegene, dann geh hin und sag’s ihm ins Gesicht.« Mikka rang sich bei der Antwort ein Lächeln ab, das so humorlos war wie Orns Messer. »Aber da möchte ich dabei sein. Dann wirst du nämlich glauben, Vorbuld sei gut davongekommen.« Ohne warnendes Vorzeichen gellte ihre Stimme zu einem Schrei empor, der geradewegs aus ihrem vergrämten, unnachgiebigen Herzen drang.
    »Hat einer von euch je erlebt, daß Nick am Ende gewesen ist?!« Jetzt hatte sie die Crew aufgerüttelt; alle Augen im Kasino ruhten auf ihr. Es gab keine Widerreden mehr.
    Mikka nahm einen tiefen Atemzug, um die Selbstbeherrschung zurückzuerlangen. »Wir gehen alle wieder an die Arbeit«, wiederholte sie anschließend. »Ich will alle Hauptoperatoren auf der Brücke haben.
    Mackern, du übernimmst Orns Posten, die Datensysteme.« Bei Mackern handelte es sich um einen bläßlichen, nervösen Mann mit einem kaum sichtbaren Schnurrbärtchen. Seine einzige Reaktion auf die Beförderung schien aus dem Wunsch zu bestehen, im Fußboden zu versinken.
    »Dadurch wirst du seine Vertreterin, Parmute«, sagte Mikka zu der Wasserstoffblonden.
    »Für alle anderen gilt: Zurück an die Überholungsarbeiten! Es wird
    Klarschiff gemacht. Ich will, daß wir in einer Stunde zum Manövrieren bereit sind. Wer bis dahin nicht fertig ist, kann seinen Posten mit Lumpi tauschen.« Der Junge, den man Lumpi rief, begegnete ihrer Warnung mit einer Anwandlung der Hoffnungsfreude. Für ihn wäre jeder Tausch eine Verbesserung.
    »Legt sofort los«, empfahl Mikka zum Schluß ohne jedes Erbarmen.
    »Die Zeit läuft.“
    Vector Shaheed, der jetzt noch aschfahl und gealtert aussah, stieß sich mit seinen steifen Gelenken vom Schott ab. Umgehend setzte sich auch die restliche Crew, als hätte er sie aus einem Stasisfeld befreit, in Bewegung.
    Binnen zehn Sekunden waren Morn und Mikka mit Orn Vorbulds Leichnam allein im Kasino.
    Zurückhaltend wandte Mikka sich Morn zu. In Mikkas Augen stand ein grimmiges Funkeln, als wäre es Beweis eines gefährlichen Fanatismus. »Das ist Ihre Schuld«, zischte sie Morn an. »Glauben Sie nicht, daß ich Ihnen das vergesse. Glauben Sie bloß nicht, daß ich Ihnen das jemals vergesse.« Morn erwiderte Mikkas Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. Ihr war alles einerlei; im Moment interessierte sie nicht einmal noch das eigene Überleben.
    »Gottverdammt noch mal«, knirschte Mikka hervor, »was haben Sie eigentlich im Kopf? Denken Sie

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