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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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schlurfte er zur Krankenstation, um nach Morn Hyland zu schauen.
    Sie war ebenfalls wieder wach; ihr Organismus hatte das Kat ausgeschieden. Sobald er ihre Helmscheibe öffnete, stieß sie ein halblautes Gewimmer hervor. »Bitte...« Sie schaffte es kaum, ihrer Kehle Wörter zu entpressen. »Was machen Sie mit mir? Was haben Sie mit mir vor?« Angus lächelte, winkte mit dem Riegel gepreßter Nahrung, an dem er knabberte, und entfernte sich.
    Beinahe summte er vor sich hin, während er sich entkleidete, die Hygienezelle betrat und sich abduschte.
    Dank seiner dadurch erlangten Sauberkeit – und weil er eine gereinigte Bordmontur trug – stellte er nun fest, als er zur Krankenstation zurückkehrte, daß Morn nicht weniger als vorher er stank. Sie hatte sich im EA-Anzug besudelt. Ziemlich eklig verdreckt.
    Ihre geröteten, trüben Augen spiegelten Furcht wider; aber Angus sah ihrer Miene an, daß sie noch Selbstabscheu aufbrachte.
    »Du stinkst«, konstatierte er voller genüßlicher Perfidie.
    Bei seinem Tonfall fuhr sie zusammen. Nur um zu sehen, wie sie reagierte, strich Angus mit den Fingerspitzen über ihre Wange. Sie schloß die Lider, als ränge sie mit Brechreiz.
    Angus grinste und trat zurück. »Hast du Hunger?« Sie schlug die Augen auf und warf ihm einen furchtsamen Blick zu.
    »Möchtest du aufstehen und dich ‘n bißchen bewegen?« Keine Antwort außer ihrem Gruseln.
    »Willst du dich saubermachen?“
    Damit erreichte er etwas. Ein Ausdruck schwacher Hoffnung zuckte um ihren Mund, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    »Gut.« Angus verschränkte die Arme, stützte sie auf seinen Schmerbauch. Allmählich fand er an der Sache Gefallen. »Sag mir, was du verbrochen hast.“
    Sie bereitete ihm eine Überraschung. Durch ihre Tränen schimmerte etwas, das nach Zorn aussah; sie verkrampfte die Muskeln der Kiefer.
    »Sie Halunke«, sagte sie mit einer Stimme, die dermaßen brüchig und ermattet klang, daß er kaum ein Wort verstehen konnte. »Wenn Sie mich umbringen wollen, tun Sie’s. Lassen Sie mich hier nicht so herumliegen.“
    Angus hätte sie gerne verdroschen. Auch das hätte ihm Vergnügen gemacht. Aber er hielt sich zurück; soweit mochte er vorerst nicht gehen. Sie trug noch den EA-Anzug.
    Er beugte sich grinsend vor. »Du hast recht«, bestätigte er barsch.
    »Ich bin ein Halunke. Der schlimmste Halunke, dem du je begegnet bist. Und ich werde dich da liegen und stinken lassen, bis du mir erzählst, was du angestellt hast. Ihr habt mich im Visier eurer Waffen gehabt. Ihr wolltet mich abknallen. Da ist auf einmal diese Havarie vorgefallen. Ich will wissen wieso. Was hast du für Mist gebaut?“
    Die Erinnerung daran schmerzte sie. Das zu sehen, amüsierte Angus. Sie wandte den Kopf soweit ab, wie es im Helm des EA-Anzugs ging. Tränen rollten ihr die Nase hinab.
    Angus nuckelte einen Moment lang an seiner Oberlippe. »Wie heißt du?« fragte er schließlich.
    Noch immer rückte sie nicht mit der Sprache heraus. Wahrscheinlich versuchte sie, die Harte zu markieren. Oder vielleicht nahm sie an, daß
    er die Antwort schon wußte. Immerhin konnte er das Namensschild auf ihrer Bordmontur schwerlich übersehen haben.
    Grob griff er an ihren Hals und zerrte ihr die Id-Plakette aus dem Kragen. Sein Computer hätte der Id-Plakette sämtliche offiziellen Daten zu ihrer Person entnehmen können, aber Angus interessierte sich nur für ihren Namen.
    »Morn Hyland. Scheißkapitän Davies Hyland war dein Vater.
    Stimmt’s?« Nun weinte sie, nicht nur mit den Augen, auch mit dem Mund.
    »Ich habe ihn erschossen. Aber er war sowieso schon so gut wie tot.« Angus neigte sich dicht über sie, raunte ihr ins Ohr: »Sein Raumschiff war im Arsch. Er wäre abgekratzt, egal was passierte. Aber der Urheber bin nicht ich gewesen. Ich habe damit nichts zu tun. Du hast es verursacht. Wie hast du das angestellt?“
    Und noch immer verweigerte sie die Auskunft. Wieder hätte Angus sie gerne durchgeprügelt. Aber das konnte warten. Statt dessen tat er etwas, das überhaupt nicht zu seinem Charakter paßte. Ohne sich darüber im klaren zu sein – es auch nur ansatzweise zu ahnen –, machte er einen zweiten, kleinen Schritt auf sein Verhängnis zu. Er versuchte, ihr seine Haltung zu erläutern.
    »Du weißt, wer ich bin«, sagte er nahezu umgänglich. »Was ich zu verlieren habe. Du weißt, daß ich’s mir nicht leisten kann, dich aufstehen zu lassen, ehe ich darüber informiert bin, wen ich eigentlich an Bord habe.

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