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Amokspiel

Amokspiel

Titel: Amokspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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im Raum ausgeschaltet und dabei trotzdem alle Geiseln behalten hatte, verlief für ihn alles wieder ganz nach Plan. Er ließ sich von Flummi und Timber deren Schlüssel geben und schloss zuerst die Tür zum Nachrichtenbereich ab. Dann verriegelte er das B-Studio und knickte anschließend den Schlüssel im Schloss um.
    »Was wollen Sie von uns?«, fragte ihn Timber ängstlich. Jan gab keine Antwort, sondern verscheuchte ihn mit einem Wink seiner Pistole auf einen Besucherplatz hinter der Theke. Flummi hingegen musste bei ihm bleiben. Jetzt, wo sie wussten, dass er eine lebende Bombe war, würde niemand mehr die Hand gegen ihn erheben, und so konnte er die dürre Bohnenstange ohne Gefahr neben sich dulden. Zumal er jemanden brauchte, der sich mit der Technik auskannte. Er befahl dem Show-Produzenten, alles Erforderliche zu tun, damit sie wieder auf Sendung gehen konnten.
    »Wer sind Sie?«, stellte Timber eine weitere Frage, diesmal von der anderen Seite des Mischpultes. Wieder ohne eine Antwort zu erhalten.
    Zufrieden registrierte Jan, dass die Monitore und das Mischpult wieder funktionierten, und zog den Mikrophongalgen zu sich heran. Dann drückte er auf den roten Signalschalter auf dem Touchscreen-Keypad vor sich, so wie er es zu Hause an der Attrappe wieder und wieder geübt hatte. Er war so weit. Es konnte losgehen. »Wer zum Teufel sind Sie?«, fragte Timber noch einmal, und dieses Mal konnte ihn die ganze Stadt dabei hören. 101Punkt5 war wieder auf Sendung. »Wer ich bin?«, antwortete Jan endlich, während er die Pistole erneut auf Timber richtete. Und dann wurde seine Stimme ganz sachlich und ernst. Er sprach direkt in das Mikrophon:
    »Hallo Berlin. Es ist 7.35 Uhr. Und Sie hören gerade Ihren größten Albtraum.«
    Ira saß im Schneidersitz auf dem gräulich gemusterten Fliesenboden des Gemischtwarenladens und starrte nunmehr seit über zwanzig Minuten in die Waffe des Russen. Seine erste Kugel hatte sie um mehrere Meter verfehlt und ein münzgroßes Loch in die Plexiglasscheibe des Kühlschranks gerissen. Seitdem zielte er auf ihre Brust, während Hakan seinerseits die Waffe auf den Kopf des Schlägers richtete.
    »Lass sie in Ruhe!«, forderte er, was der Russe mit einem unverständlichen Wortschwall kommentierte. Die Situation war endgültig hoffnungslos verfahren. Soweit Ira das unaufhörliche Kauderwelsch des Russen verstehen konnte, wollte er jetzt statt Rache doch lieber das Geld aus der Kasse von Hakan nehmen, sonst sollte der zweite Schuss sein Ziel treffen. Und das tat er dann auch.
    Die erste Patrone durchschlug das Schulterblatt, das zweite Projektil zerfetzte die Kniescheibe samt Meniskus. Der Russe ließ seine Waffe fallen, während er vor der Theke einknickte. Erst als er am Boden aufschlug und realisierte, wie unnatürlich sein Bein abgewinkelt war, begann er zu schreien. Wie Iras Gehirn hatte auch das seine ganz offensichtlich erst mit Zeitverzögerung die veränderte Sachlage registriert.
    »Waffe runter und Hände hoch«, brüllte eine Stimme vom Eingang in Hakans Richtung. Ira stand auf und drehte sich etwas benommen zu dem kräftig gebauten SEK-Mann herum, der in voller Montur die Tür des Gemischt-warenladens ausfüllte.
    »Was machst du denn hier?«, fragte sie ihn überrascht. An der Art, wie er mit dem Handrücken das Visier seines titanlegierten Schutzhelmes hochklappte, hatte sie ihn erkannt. Seine wachen Augen musterten sie, und in seinem Blick lag wie immer jene ungewöhnliche Mischung aus Entschlossenheit und Melancholie. »Dasselbe könnte ich dich fragen, Schätzchen.« Oliver Götz hielt die Maschinenpistole weiterhin auf Hakan gerichtet, der seiner Anweisung bedingungslos gefolgt war und in diesem Moment seine unbewaffneten Hände zur Ladendecke streckte. Er fingerte mit der linken Hand zwei Plastikfesseln aus einer Brusttasche und warf sie Ira zu. »Du weißt ja, wie es geht.«
    Sie sammelte zunächst die Waffen am Boden ein und gab sie Götz. Danach band sie erst Hakan und dann dem Russen die Hände hinter dem Rücken zusammen, was Letzteren zu lauten Schmerzensschreien brachte. »Wo sind denn die anderen?« Ira sah durch das Schaufenster, konnte aber niemanden entdecken. Normalerweise arbeitete das SEK Berlin wie jedes Sondereinsatzkommando der Polizei immer im Team. Bei einem Einsatz wie diesem rückten mindestens sieben Mann gleichzeitig aus. Doch Götz stand ganz allein vor ihr. Zudem war ihr völlig schleierhaft, wie es das SEK so schnell zum Tatort hatte schaffen

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