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Amokspiel

Amokspiel

Titel: Amokspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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sagte sie schließlich. »Die was?«
    »Ich hab vergessen, dir zu sagen, dass heute eine Besuchergruppe kommt.«
    »Wer?« Timber schaute sie an, als ob sie den Verstand verloren hätte.
    »Die Hörerclubmitglieder?« Sie stellte die Antwort als Frage, so als ob sie sich selber nicht mehr sicher wäre, wer gerade im Nachbarstudio stand und darauf wartete, ins Allerheiligste vorgelassen zu werden. Normalerweise wäre es Kittys Job gewesen, Timber schon am Vortag über dieses Ereignis zu informieren. Da sie es nicht getan hatte, stand er jetzt in wenigen Augenblicken seinen treuesten Anhängern unrasiert und in zerrissenen Jeans gegenüber. Er hatte in seiner kurzen Zeit beim Sender Mitarbeiter schon für weniger gefeuert, und dieses Mal würde sie vermutlich das nicht retten können, weshalb sie überhaupt von ihm eingestellt worden war: ihr Dekollete. »Wann kommen die?«, fragte Timber völlig entgeistert. »Jetzt!«
    Sobald der Krückenmann endlich wieder vom Klo runterkam. Wenigstens hatte es etwas Gutes, dass der unangenehme Prolet gerade jetzt die restlichen Besucher noch etwas aufhielt.
    Der Moderator blickte seitlich an Kitty vorbei durch die getönte, schalldichte Glasscheibe, die das Sendestudio A vom dahinter liegenden Service-Bereich trennte. Tatsächlich. Eine Gruppe von vier Hörern klatschte dem Nachrichtenchef Beifall für irgendetwas, was dieser gerade zu ihnen gesagt hatte. »In etwa drei Minuten.«
    »Hol sofort meine Autogrammkarten!«, befahl er und nickte mit dem Kopf nach links in Richtung einer Seitentür neben dem Regal mit den Archiv-CDs.
    Wenigstens steckt noch ein Rest Professionalität in ihm, dankte Kitty ihrem Schöpfer, während sie losrannte. Es hätte sie auch nicht weiter gewundert, wenn er unmittelbar vor den Gästen ausfallend geworden wäre. Kitty riss die kleine Tür zum »Erlebnisbereich« auf. Die Moderatoren hatten dem kleinen, fensterloser Aufenthaltsraum, in dem man essen, rauchen und sich frisch machen konnte, den ironischen Spitznamen gegeben. Letztlich bestand sein Inventar nur aus einer Küchenzeile und einem wackligen Esstisch. Der Bereich war ausschließlich vom AStudio aus begehbar. Über ihn war ein Technikschaltraum erreichbar und der Notausstieg für Brandfälle. Letzterer war ein Meisterwerk architektonischer Fehlplanung. Im Ernstfall lief man hier in eine Falle. Hinter der Tür führte eine Aluminium-Wendeltreppe an der Außenwand entlang, ein halbes Stockwerk hinunter auf einen begrünten Dachvorsprung und endete genau dort. Im Nichts. Irgendwo zwischen dem achtzehnten und neunzehnten Stock.

5.
    Kitty sah sich um. Timber hatte seinen schwarzen Designerrucksack neben die Spüle zwischen einem Aschenbecher und einem halbvollen Kaffeebecher abgestellt. Sie wühlte fieberhaft darin herum, um die verdammten Autogrammkarten zu finden. Gerade, als sie erleichtert einen kleinen Stapel mit Timbers retuschiertem Hochglanzgesicht herauszog, fuhr ihr der Schreck in die Glieder. »Herzlich willkommen!«
    Sie drehte sich um und sah durch einen eingelassenen Glasstreifen in der Tür zum Erlebnisbereich ins A-Studio, wo Timber gerade irgendjemandem zur Begrüßung die Hand reichte. Oh, bitte nicht! Kubichek musste von der Toilette zurück sein, und der Nachrichtenchef führte die Gruppe entgegen der Absprache bereits jetzt ins Studio. Timber würde ausrasten, so viel war sicher. Ein weiterer Punkt auf ihrer Abschussliste. »Schön, dass Sie hier sind!«
    Die Stimme des Star-Moderators drang aus dem Studio dumpf durch die geschlossene Tür. Diese war hinter Kitty zugefallen, als sie den »Erlebnisbereich« betreten hatte. Da sie nur nach außen geöffnet werden konnte, musste Kitty jetzt abwarten, bis sich alle Hörer an der Tür vorbeigezwängt und an der »Theke« Platz genommen hatten.
    Die »Theke« schwang sich in einer leichten U-Form wie ein Hufeisen um das große Sendemischpult, vor ihr standen Barhocker für die Studio-Gäste. Kitty ging zurück zur Tür und spähte angespannt in das Studio hinein. Mittlerweile saßen fast alle Besucher auf ihren Stühlen. Alle, bis auf einen.
    Was macht der Idiot da so lange am Eingang?, fragte sie sich. Wieso kommt er nicht rein, wie die anderen? Aha. Gut.
    Jetzt humpelte er endlich auch nach vorne. Aber wieso zog er die schwere Studiotür hinter sich zu? Man konnte in dem kleinen Sendestudio sowieso kaum atmen. O Gott. Kitty hielt sich unwillkürlich die Hand vor den Mund. Was hat er vor?
    Zehn Sekunden später sah sie es und begann

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