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Amputiert

Amputiert

Titel: Amputiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gord Rollo
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Erdgeschoss versammelt hatte. Dort würden die Männer darauf warten, was Drake als Nächstes tun wollte. Sie waren nicht dumm und würden bald versuchen, ihren Anführer mit den Walkie-Talkies zu erreichen. Danach würden sie ausschwärmen und nach ihm suchen, was mich nicht störte, weil ich nicht vorhatte, mich in die Nähe von Drakes Büro zu begeben – ebenso wenig zu den Labors, Operationssälen oder Patientenzimmern, wo die Wachleute vermutlich mit der Suche beginnen würden. Nein, ich wollte an den Ort gehen, von dem ich glaubte, dass sie ihn auslassen würden – das Turmzimmer über dem Treppenhaus des dritten Stocks im vorderen Teil des Gebäudes.
    Andrews Zimmer.
    Als ich hier ankam, hatte Drake dort gewohnt, aber da Dr. Marshall seinen Rollstuhl mittlerweile nicht mehr brauchte, war ich ziemlich sicher, dass Andrew dauerhaft dorthin verlegt worden war. Vielleicht hatten sie alle zusammen im Turmzimmer geschlafen. Eine große, glückliche Familie. Aber egal, sofern Andrew noch lebte, wusste ich, dass er dort sein würde. Teilweise wollte ich ihn aus Neugier finden, das gebe ich zu. Ich wollte wissen, was aus ihm geworden war. Ich musste sehen, ob Dr. Marshalls Sohn tot war oder ob er einen Fleischanzug wie ich trug – nur würde er Bill Smiths verbessertes Modell mit deutlich weniger Narben haben. Der Hauptgrund allerdings war, dass ich wusste, dass es im Turmzimmer mehrere Sauerstoffanschlüsse gab, und durch den beengten Raum wäre es ein perfekter Ort, um die erste Explosion auszulösen.
    Kurz spielte ich mit dem Gedanken, vorher Dr. Marshall aufzuspüren und ihn einer unglaublich befriedigenden Rambo-Behandlung zu unterziehen, um nicht nur mein Versprechen gegenüber Red zu erfüllen, sondern mir auch von Angesicht zu Angesicht die Rache zu gönnen, die ich so sehr verdiente, doch ich war klug genug zu wissen, dass dies keine gute Idee war. Ich hatte keine Ahnung, wo sich Dr. Marshall aufhalten mochte, und jeder Versuch, ihn zu finden, würde wahrscheinlich dazu führen, dass ich – entweder von dem wahnsinnigen Arzt selbst oder von einem seiner Wachleute – getötet würde, bevor ich das sich ausbreitende Gas entzünden konnte. Das war ein Risiko, das ich nicht bereit war einzugehen.
    Außerdem war es sinnlos. Falls sich Dr. Marshall noch im Gebäude befand, wenn die Explosion losging – und davon war ich zu neunundneunzig Prozent überzeugt –, würde er bekommen, was er verdiente, ob ich es nun mit eigenen Augen miterleben würde oder nicht. Klar, es wäre herrlich gewesen, den Ausdruck im Gesicht des reichen Psychopathen zu sehen, wenn ihm klar wurde, dass ich zuletzt gelacht hatte, doch mir genügte auch das Wissen, dass er ohne jeden Zweifel zusammen mit seinem grausamen Personal und seinen unethischen medizinischen Geheimnissen sterben würde.
    Sobald ich die Tür öffnete, die ins vordere Treppenhaus führte, hörte ich Stimmen. Zwei Personen, und obwohl ich sie nur gedämpft vernahm, klangen beide nicht glücklich. Sie stritten eindeutig miteinander, nur konnte ich nicht verstehen, worüber. Ich setzte dazu an, in den Flur des dritten Stocks zurückzuweichen, aber es näherten sich keine Schritte durch das Treppenhaus, und ich war ziemlich sicher, dass ich mich ins Turmzimmer schleichen konnte, bevor mich jemand sehen würde.
    Still erklomm ich die letzte Treppenflucht und befand mich auf halbem Weg um die Ecke, als ich feststellte, dass die Stimmen, die ich hörte, lauter und deutlicher wurden.
    Jemand ist im Turmzimmer.
    Andrew – aber wer noch?
    Das war nicht gut, definitiv kein Bestandteil des Plans. Langsam rückte ich die Treppe hinauf vor. Mittlerweile hörte ich die Stimmen klar genug, um zu erkennen, dass eine davon Dr. Marshall gehörte. Mein Herz schoss mir in die Kehle, und Angst versuchte, mich zu erdrosseln. Aber ich kämpfte dagegen an und rang die Furcht mit der beruhigenden Erkenntnis zurück, dass ich doch noch meine Chance auf persönliche Rache erhalten würde. Die andere Stimme klang zwar vertraut, doch ich konnte sie nicht einordnen. Mit der Pistole im Anschlag schlich ich einige Stufen weiter und spähte über den Absatz, um zu sehen, mit wem Dr. Marshall stritt.
    Es war Andrew, allerdings nicht der Andrew Marshall, an den ich mich erinnerte. Er war nicht mehr als körperloser Mann in einem Glastank gefangen, sondern so wie ich wiederhergestellt worden. Andrew saß aufrecht da, festgezurrt in einem silbernen Rollstuhl mit hoher Rückenlehne und Kopfstütze. Er

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