Amputiert
ab, ohne sein arrogantes Lächeln zu verlieren, dann griff er mich weiter mit dem Messer an.
Ich wollte mich erneut wegdrehen, diesmal nach links, doch Drake ließ sich nicht noch einmal überlisten. Er sah meine Bewegung voraus und trieb mir die Klinge unter dem Brustkorb in die rechte Seite. Als das Messer in mir steckte, ließ Drake endlich mein Handgelenk los und beobachtete, wie ich auf die Knie sank.
Einen Herzschlag lang stand die Zeit still.
Ich hielt den Atem an und wartete auf den Tod.
Drake stand triumphierend über mir und lachte, und ich konnte Rotbart erkennen, der auf der gegenüberliegenden Seite des Raums weinte, aber ich schenkte beiden kaum Beachtung. Ich hatte nur einen Gedanken kristallklar vor Augen.
Warum tut es nicht weh?
Ein Messer im Bauch sollte doch schmerzen, oder? Der Tod durch Erstechen galt als grausame, qualvolle Art zu sterben. Warum also tat es nicht weh?
Ich spürte nicht das Geringste. Nur der erste Treffer an den Rippen schmerzte. Vielleicht ließen mich Adrenalin und mein Hass auf Drake die Schmerzen nicht spüren, aber selbst wenn dem so wäre, hätte ich zumindest bluten müssen.
Und da war kein Blut.
Ich blickte hinab, sah das Messer aus dem Riss in meiner Jacke ragen, der durch den Einstich entstanden war, und fragte mich, was vor sich ging. Ich krümmte mich nach vorn, damit ich das Messer mit der Rechten herausziehen konnte, ohne dass Drake es sah, und stellte verdutzt fest, dass an der Spitze der Klinge eine runde Gummischeibe steckte. Die kurze Schneide hatte das Ding in der Mitte aufgespießt, aber nicht tief genug durchdrungen, um auf der anderen Seite herauszuragen.
Hol mich der Teufel! Puckman!
Es war der alberne Puck des verrückten Mexikaners. Der Puck, den ich vor all den Monaten in der Hoffnung gestohlen hatte, ihn damit am Kopf zu treffen, bevor ich vom Zug überrollt würde. Er hatte sich die ganze Zeit in meiner Jackentasche befunden, vergessen und nutzlos – außer, um mir das Leben zu retten.
Oder es nur zu verlängern.
Ich steckte immer noch gewaltig in der Klemme. Bevor mir die einzige Chance entgehen konnte, die ich vermutlich bekommen würde, täuschte ich ein gequältes Stöhnen vor und brach weiter auf dem Boden zusammen. Dabei verbarg ich meinen unversehrten Bauch vor Drake und benutzte den linken Unterarm, um den Puck von der Klinge zu lösen. Die Taubheit legte sich allmählich, und mein Handgelenk begann, höllisch zu schmerzen, aber das trug nur dazu bei, mein Stöhnen umso glaubwürdiger erscheinen zu lassen. Drake lachte mich aus, als ich in seine hässliche Visage aufschaute. Er genoss meinen Tod von Herzen, ergötzte sich an meinen Qualen und meinem Leid.
Dann rammte ich ihm das Messer in den Schritt, stieß es in seine Nüsse, so kräftig ich konnte. Ich drehte die Klinge herum, erst nach links, anschließend nach rechts und wieder nach links, nur so aus Spaß. Diesmal strömte Blut über meine Hand, und Drake lachte nicht mehr. Nein, vielmehr kreischte er wie ein Mädchen, hoch, schrill und richtig laut.
Perfekt!
Sollte der Schweinehund ruhig schreien. In meinen Ohren war es liebliche Musik und etwas, das zu hören ich mir schon lange gewünscht hatte. Ein Teil von mir sehnte sich danach, Drakes Leiden für Stunden, Tage, Wochen hinauszuzögern, und jeder in diesem Raum sollte es sehen können, aber das würde nicht geschehen. Mit einem Ausdruck blanker Ungläubigkeit im Gesicht sank der große Mann neben mir auf die Knie. Er versuchte zu sprechen, aber ich war nicht in der Stimmung, mir noch mehr von seinem Blödsinn anzuhören, daher trieb ich ihm das Messer tief in die Brust. Ich denke, ich hatte Glück und traf auf Anhieb sein Herz. Blut schoss ihm aus Nase und Mund, seine Augen rollten nach oben, er kippte rückwärts und rührte sich nicht mehr.
Und damit war der große, böse Drake tot.
Kapitel 38
Ein Teil von mir wollte aufspringen und auf Drakes Leiche einen Freudentanz aufführen. Meiner bescheidenen Meinung nach war die Welt ohne diesen kranken, perversen Scheißkerl besser dran. Ich wollte mich aufrappeln und den muskelbepackten Idioten so um die hundert Mal treten, um ihn anschließend auf die Lippen zu küssen und ihm für das Vergnügen zu danken, das mir sein Tod bereitet hatte. Ich war vor Freude wie berauscht, aber ein anderer Teil von mir litt zu viele Schmerzen und war zu erschöpft für derart albernen Machokram. Deshalb setzte ich mich nur still auf den Boden, über und über mit klebrigem Blut
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