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Amputiert

Amputiert

Titel: Amputiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gord Rollo
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einschaltete, wurde es schlimm.
    Wirklich schlimm.
    Bei all den vorherigen Malen, als ich in der Welt draußen Blut gespendet hatte, konnte ich nicht behaupten, je gespürt zu haben, wie das Blut herauskam. Man lag einfach auf einem Bett oder saß auf einem Stuhl und wartete, bis sich der kleine Beutel füllte, damit man zum Desserttablett gehen und sich einen Imbiss holen konnte. Manchmal dauerte es eine halbe Stunde, bis man fertig war.
    Bei uns Blutern traf das nicht zu. Sie schalteten die Maschinen ein, die uns das Blut tatsächlich aus den Venen saugten, statt darauf zu warten, dass Mutter Natur und die Schwerkraft ihre Arbeit taten. Bei jedem Sog der Maschine hatte ich das Gefühl, das Bewusstsein verlieren zu müssen. Das Blut in mir brodelte, als es durch den klaren, an meinem Kopf angebrachten Plastikschlauch gesaugt wurde.
    Innerhalb kürzester Zeit setzten die Schmerzen ein. Grässliche Schmerzen, die mit jedem Pulsieren der Maschine anschwollen. Vielleicht lag es an meinen Nerven oder meiner Einbildung, aber es fühlte sich an, als sauge das Gerät immer gieriger. Mich beschlich der bizarre Gedanke, dass es mir beim nächsten Mal das Hirn aus dem Schädel und wie einen großen Klumpen pürierten Gelees durch den Schlauch ziehen würde. Das geschah natürlich nicht, aber Mann, bekam ich grässliche Kopfschmerzen. Genauso schlimm wie die Schmerzen nach dem Erwachen aus meiner letzten Operation.
    Kopfschmerzen hin, Kopfschmerzen her, mir wurde weiter der Lebenssaft abgepumpt, bis ich sicher war, dass die Absicht darin bestand, mich auszubluten.
    Genau wie bei Rolli. Wahrscheinlich blüht das allen Unruhestiftern – denen wird das Leben mit einem großen Strohhalm ausgesaugt.
    Ich fiel allmählich ins Delirium, brüllte um Hilfe und forderte, dass man aufhören solle, mich so umzubringen. Ich warf mich hin und her, bäumte mich gegen die dicken Riemen auf, die mich ans Bett fesselten, geriet in Panik, war schweißüberströmt und durch den enormen Blutverlust zu drei Viertel unzurechnungsfähig.
    Immerhin brachte mein Gebrüll die Krankenpfleger dazu, herbeizurennen, und einer riss mir grob die Nadel aus dem Kopf, um meine erste Behandlung als Dr. Marshalls neuer Blutspender zu beenden. Beim Herausreißen kratzte die Nadel oberhalb des Ohrs über meinen Schädel. Das jagte mir ein Feuerwerk an Schmerzen über die gesamte linke Seite meines Körpers hinab, und vor meinen glasigen Augen, die nur noch verschwommen sahen, tanzten winzige Lichtpunkte.
    Eine Krankenpflegerin kam herbei und verband mich, aber mittlerweile war ich so benommen, dass ich kaum noch mitbekam, was geschah. Ich konnte mir nicht mehr zusammenreimen, wer diese Leute waren oder weshalb sie herumstanden und mich anstarrten. Bevor ich den Versuch unternehmen konnte, sie danach zu fragen, gingen die Lichter wieder aus, und ich wurde in den tiefen, dunklen Schlaf eines Halbtoten gestürzt.

Kapitel 23
    Ich lief mitten auf der Straße entlang. Regen durchnässte mich und klebte mir die Haare an den Kopf, während ich meine Beine zwang, schneller und schneller zu rennen. Natürlich träumte ich und wusste nur allzu gut, wohin mich meine Traumbeine brachten, aber ich hatte keine Möglichkeit, aufzuwachen oder mein Ziel zu ändern, selbst wenn ich gewollt hätte. Die Leichen meiner Frau und meines Sohnes und den schwer verletzten Körper meiner Tochter zu finden, war mit Sicherheit keine angenehme Erfahrung, aber zumindest würde ich sie wiedersehen, und das war auch etwas wert.
    Zu Beginn war mein Traum immer etwas verschwommen, aber in der Regel fing er mit dem Anruf an. Ich hatte mein Bier halb ausgetrunken und dachte, wie toll es sei, dass ich bei dem albernen Trinkspiel führte und zweifellos gewinnen würde, als das Telefon klingelte. Mittlerweile wusste ich, dass der Anruf für mich war, aber damals lenkte er mich nur so sehr ab, dass mein Kumpel mich besiegte. Wir hatten einen Dollar gesetzt – was mir zu dem Zeitpunkt ziemlich wichtig vorkam –, deshalb verlangte ich gerade Revanche, als der Barkeeper, Ronnie, mir auf die Schulter klopfte. Sein blasses, ausdrucksloses Gesicht ließ mich denken, er hätte einen Geist gesehen.
    »Die Polizei ist dran«, sagt Ronnie. »Man sucht nach dir. Du solltest besser rangehen.«
    »Hallo?«, fragte ich und achtete darauf, in knappen Worten zu sprechen, um nicht zu lallen.
    Manchmal lief der Traum vollständig ab, und ich wankte im Stehen, während ich zu verstehen versuchte, was der Polizeibeamte zu

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