Amrum, Kerle, Liebe 2 - Connor spinnt
zerwuschelt, und seine Augen sehen in der beginnenden Dämmerung fast ganz grau aus.
„Danke“, murmele ich und gucke den Rucksack an, der neben seinen Füssen auf dem Bürgersteig steht. „Willst du verreisen?“
„So ähnlich.“ Connor lacht und hebt das große Gepäckstück mit Leichtigkeit hoch. „Komm mit.“
Ich folge ihm in einigem Abstand, als er über die Straße läuft und nach wenigen Metern links abbiegt. Zielsicher strebt er die Promenade an, die wir nach kurzer Zeit erreichen. Um diese Zeit ist es hier menschenleer und ich lass zu, dass Connor nach meiner Hand greift. Schweigend gehen wir nebeneinander her, bis der Steinweg endet und wir auf den Bohlen weiterlaufen müssen.
„Ich dachte, du führst mich zum Essen aus?“, frage ich, wobei ich den See betrachte, der links neben uns vollkommen still daliegt.
„Das tue ich doch. Das Restaurant ist in einem Waldstück.“ Connor drückt meine Finger und grinst mir kurz zu.
Er wirkt wie ein verschmitzter Lausbub und es fällt mir immer schwerer, meine Sehnsucht unter Kontrolle zu halten. Dieser Connor hier ist eindeutig gefährlich und ich weiß nicht, ob ich ihm standhalten kann. Mein Herz kann es jedenfalls nicht, es pocht gefährlich schnell.
Wir erreichen die Abzweigung, an der es links zum Strand und rechts zum Zeltplatz geht. Connor zieht mich nach rechts und springt nach ein paar Metern vom Bohlenweg. Der Wind bewegt die Wipfel des vor uns liegenden Kiefernwäldchens nur sacht. Es duftet nach Tannen und Meersalz, gleichzeitig kann ich Connors ureigenen Geruch wahrnehmen. Die Dämmerung setzt jetzt mit voller Kraft ein, und als wir eine kleine Lichtung erreicht haben holt er als erstes ein Windlicht aus dem Rucksack.
Es verbreitet eine heimelige Atmosphäre, während Connor eine Decke ausbreitet, deren Rückseite mit Alufolie kaschiert ist. Irgendwie scheint er einen Pfadfinder gefressen zu haben, oder aber Elvira hat den Kerl gut instruiert. Staunend schaue ich zu, wie er eine Flasche Rotwein öffnet und dann zwei Kristallgläser auspackt, die er sorgfältig in Handtücher gewickelt hat.
„Elvira köpft mich, wenn sie rausfindet, dass ich die Gläser mitgenommen habe“, murmelt er dabei.
Ich muss schmunzeln, denn einer Elvira entgeht nichts, schon gar nicht derart wichtige Dinge. Connor stellt eine Plastikdose auf die Decke, fördert dann Besteck zutage und lässt sich mit einem Ächzen auf seinen Hintern fallen.
„Das Restaurant hat eröffnet“, erklärt er und füllt die Gläser.
„Wahnsinn, und das in so kurzer Zeit“, spotte ich, setze mich neben ihn und nehme ein Glas entgegen.
„Auf einen schönen Abend“, flüstert Connor und guckt mir tief in die Augen.
Dies wäre der richtige Zeitpunkt, um schreiend wegzulaufen. Allein, es fehlt mir die Lust dazu. Außerdem ist Connor faszinierend und ich neugierig, was in der Dose ist. Er reicht mir eine Gabel und öffnet den Deckel.
„Kartoffelsalat mit Frikadellen?“, frage ich verblüfft.
„Das ist erstklassige Feinkost aus dem Hause Elvira.“ Connor lacht und piekt eine Bulette auf, die er mir vor den Mund hält.
Er füttert mich, und das gefällt mir so gut, dass ich es auch mit ihm mache. Warum sollte es zwei erwachsenen Männern verboten sein, sich wie zwei kichernde Mädchen gegenseitig zu füttern? Außerdem guckt niemand zu, also dürfen wir tun und lassen was wir wollen. Nachdem die Dose leer ist falle ich auf den Rücken und halte mir den Bauch. Ich bin pappsatt und brauche jetzt ein wenig Ruhe. Connor räumt Besteck und Plastikgeschirr weg, bevor er sich neben mich legt.
Eine Weile gucken wir in den Sternenhimmel, der langsam über der Insel erglüht. Allein das ist es Wert hier zu liegen. Der Mann neben mir ist es auch, aber ich muss die Distanz wahren, sonst wird er…
„Jan?“ Connor hat sich auf die Seite gerollt und guckt mich an.
„Connor?“ Ich drehe den Kopf und mir stockt der Atem, als ich die Sehnsucht in seinem Blick entdecke.
Meine verdammte Kontrolle vergessend versinke ich in seinen wunderschönen Augen und will nie wieder auftauchen.
„Darf ich dich küssen?“, fragt Connor heiser.
„Nein. Das will ich nicht“, flüstere ich, obwohl mein Herz wild nach rechts hüpft.
Dort liegt der Mann, aus dem der Stoff meiner Träume ist, aber er ist nicht echt. Dies hier ist niemals der Kerl, der mich erpresst und genötigt hat.
„Okay“, wispert Connor und senkt die Wimpern.
Ich betrachte ihn und will es
Weitere Kostenlose Bücher