Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
An den Feuern von Hastur - 9

An den Feuern von Hastur - 9

Titel: An den Feuern von Hastur - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
los? Wie Aurora gesagt hatte, war sie, Ysaye, nicht unersetzlich! Was h ä tten sie angefangen, wenn sie so krank geworden w ä re, daß sie sich wochen- oder sogar monatelang nicht um all diese Dinge h ä tte k ü mmern k ö nnen?
Fr ü her h ä tte sie die Probleme einfach selbst gel ö st. Jetzt ä rgerte sie sich. Sie leitete jede einzelne Bagatellsache an ihre Techniker zur ü ck und verteilte die Last gerecht auf alle. Als sie mit den paar Aufgaben fertig war, die ü ber die F ä higkeiten ihrer Mitarbeiter hinausgingen, legte sie sich wieder hin, ruhelos und unzufrieden.
Nach einer Weile sp ü rte sie, daß Leonie sie suchte. Erst hatte sie ebensowenig Lust, dem M ä dchen ihren Geist zu ö ffnen, wie sie weiter mit Aurora hatte sprechen wollen. Sie war es leid, noch mehr Entschuldigungen zu h ö ren, und es widerstrebte ihr, Leonie zu erkl ä ren, warum das kostbare Kind ihres Bruders hatte vernichtet werden m ü ssen. Andererseits wußte sie, daß die junge Darkovanerin sich inzwischen auf sie verließ, ob das nun durch die kurze Verbindung im Fleisch oder durch die gemeinsame Liebe zur Musik entstanden war. Einen Kontakt wie mit ihr konnte die zuk ü nftige Bewahrerin mit niemandem sonst herstellen, ob er ihr durch verwandtschaftliche Bande nahestand oder physisch in ihrer N ä he weilte. War diese Abh ä ngigkeit eine Schw ä che Leonies, oder war sie lediglich auf ihre Einsamkeit zur ü ckzuf ü hren? Ysaye machte sich nicht die M ü he, dar ü ber nachzudenken.
Seufzend ö ffnete sie dem M ä dchen ihren Geist. Sie f ü hlte sich alt und von Schmerzen ausgelaugt.
Hallo, Leonie. Was gibt es?
Die Gedanken des M ä dchens verrieten Unruhe. Es n ü tzt dir nichts, wenn ich dir sage, daß es mir leid tut, Ysaye, aber es ist wahr. Und ich weiß, daß es nicht deine Schuld ist.
Wie großz ü gig von ihr, dachte Ysaye ironisch — aber wahrscheinlich war es das wirklich. In Anbetracht ihrer Kultur und ihres eigenen Stolzes mochte das ein bemerkenswertes Eingest ä ndnis sein. Es war durchaus m ö glich, daß die meisten Darkovaner ihr allein die Schuld an dem gegeben h ä tten, was gegen ihren Willen geschehen war.
Ich danke dir, antwortete sie. Auch mir tut es leid. Sie brauchte nicht zu sagen, wie leid, das lag wie eine klaffende Wunde vor Leonies Augen. Kann ich etwas f ü r dich tun?
Ein Augenblick des Z ö gerns. D ü rfte ich etwas von deiner Musik h ö ren? fragte das M ä dchen vorsichtig. Ich kann nicht schlafen . Ich habe dir doch erz ä hlt, daß ich deiner Musik durch dich gelauscht habe, erinnerst du dich? Vielleicht w ü rde die Musik auch dir Ruhe bringen.
Das war ein guter Gedanke und von Leonies Seite ein erstaunlich freundlicher.
Aber vielleicht ist dir bei all deinem Kummer nicht danach, Musik zu h ö ren.
Wieder wunderte Ysaye sich. Das war beinahe das erste Mal, daß Leonie sich Gedanken um etwas anderes machte als das, was sie selbst betraf. Sogar das Kind war f ü r sie nur von Wert gewesen, weil es von Hastur-Blut war.
Ich weiß, beantwortete Leonie den Gedanken. Du mußt mich f ü r sehr selbsts ü chtig gehalten haben.
Das r ü hrte Ysaye mehr als die beil ä ufige Besorgnis Auroras. Wenn ich das getan habe, erwiderte sie ruhig, so habe ich mir dabei doch gesagt, daß junge Leute immer ein bißchen selbsts ü chtig sind. Das h ä ngt wohl mit dem Willen zum ü berleben zusammen, daß sie sich den st ä rkeren und mit einem st ä rkeren Willen ausger ü steten Erwachsenen widersetzen. Sie m ü ssen zuerst an sich selbst und ihre eigenen Bed ü rfnisse und W ü nsche denken, die im Widerspruch zu denen der Erwachsenen stehen m ö gen. Tats ä chlich ermunterte sie das Gespr ä ch ein wenig. Was die Musik angeht, so denke ich, es wird mir guttun, etwas anderes zum Nachdenken zu haben.
Leonie freute sich ü ber die Maßen, daß Ysaye ihr den Gefallen tun wollte. Du bist so gut zu mir — und ich bin so ein selbsts ü chtiges kleines Biest. Hinter dem Gedanken standen andere. Leonie hatte Ysaye tats ä chlich auf jedem Schritt des Weges begleitet, hatte jeden Augenblick des Leidens mit ihr geteilt, und das, was ihr angetan worden war, hatte Leonie ü berdeutlich vor Augen gef ü hrt, ein wie privilegiertes Leben sie selbst f ü hrte.
Nein, Leonie, sagte Ysaye freundlich. Ich halte dich nicht f ü r selbsts ü chtig. Nur f ü r jung.
Leonie fiel kurz aus dem Rapport. Offenbar dachte sie ü ber Ysayes Worte und ihre Reaktionen nach. Als sie zur ü ckkam, hatten ihre Gedanken eine F ä rbung

Weitere Kostenlose Bücher