An den Feuern von Hastur - 9
Sie ihm beitraten, haben Sie ihn f ü r F ä lle wie diesen de facto zu Ihrem n ä chsten Verwandten und gesetzlichen Vertreter gemacht. Das steht im Vertrag. Im Interesse des Raumdienstes und in Ysayes Interesse werden wir die Entscheidung f ä llen, wenn sie gef ä llt werden muß, ganz gleich, was Ysaye will. Sie ist sowieso nicht bei klarem Verstand.
Und damit waren sie mit Ysaye und mit allem, was Ysaye w ü nschen mochte, fertig. Elizabeth verließ die Krankenstation in einem Aufruhr der Gef ü hle. Sie hatte Angst um Ysaye, sie war w ü tend dar ü ber, auf welche Weise ihr die Entscheidung abgenommen wurde .
. und sie f ü hlte sich ern ü chtert, weil die beiden ä rzte recht hatten. Es gab keine andere Wahl.
F ü r keinen von ihnen.
Leonie h ä tte vor Entt ä uschung weinen m ö gen. Sie wußte noch so wenig ü ber die Kunst des Heilens. Wenn sie mehr Unterricht darin oder wenigstens mehr Zeit gehabt h ä tte, das Problem auszuarbeiten, w ä re es ihr vielleicht m ö glich gewesen, etwas f ü r Ysaye zu tun. Ysayes ganzer K ö rper reagierte auf die physischen Ver ä nderungen der Schwangerschaft, als sei eine Krankheit in ihn eingedrungen.
Aber Leonies Ausbildung als Bewahrerin nahm den grN oßten Teil ihrer Zeit in Anspruch, und die kurzen Spannen, die sie mit Ysaye verbringen konnte, zeigten ihr nur, daß der Zustand der Sternenfrau sich von Augenblick zu Augenblick verschlechterte.
Noch nie zuvor hatte Leonie sich hilflos gef ü hlt. In jeder unangenehmen Situation hatte sie etwas tun k ö nnen, um die Lage zu bessern — oder um sie zumindest so zu ver ä ndern, daß sie ihr besser gefiel. Jetzt war sie hilflos. Ysayes ü berzeugung, das Kind m ü sse ausgetragen werden, war ebenso stark wie die Leonies, vielleicht sogar st ä rker. Leonie sp ü rte, daß Ysaye mit dem Kind kommunizierte, was bedeutete, daß es bereits einen Funken m ä chtigen larans zeigte. Aber damit war es nicht getan. Leonie sah sich vielschichtigen Problemen gegen ü ber. Wie sollte sie Ysaye ü berzeugen, daß Lorill — oder notfalls ein anderer guter Telepath — bei der Geburt anwesend sein mußte, damit das Kind nicht sich selbst und seine Mutter mit seiner Angst und seinen Schmerzen t ö tete? Und wie sollte sie Ysaye ü berzeugen, daß nur die Hasturs das Kind richtig großziehen konnten?
In beiden F ä llen standen Leonies Aussichten schlecht. Ysaye verbrachte immer mehr Zeit damit, in Halluzinationen dahinzutreiben, und ihre eigenen Pflichten hinderten sie daran, mit dem Geist der Sternenfrau Kontakt aufzunehmen.
Wenigstens hatte Ysaye eingesehen, daß sie selbst real und keine Halluzination war.
Im Unterricht durfte Leonie sich nicht die geringste Unaufmerksamkeit zuschulden kommen lassen, erstens, weil sie dann auffallen und gerechterweise bestraft w ü rde, und zweitens, weil es Fragen nach sich z ö ge, um was sie sich eigentlich Sorgen mache. Das wiederum w ü rde zum Vorschein bringen, daß sie die Gedanken der Sternenleute erforscht und weiterhin mit Lorill in Verbindung gestanden hatte, obwohl ihr beides verboten worden war. Sie war in diesem ersten Jahr in der Isolation. Nichts aus der Außenwelt sollte ihre Aufmerksamkeit von ihren Studien ablenken, nichts aus der Außenwelt sollte sie irgendwie ber ü hren. Hatte sie ihre Ausbildung erst einmal abgeschlossen und war sie Bewahrerin von Arilinn, durfte sie nichts anderes als unparteiisch, leidenschaftslos, emotionslos sein. F ü r etwas anderes w ü rde sie zuviel Macht in H ä nden halten.
Das war ihr bereits eingebrannt worden, und sie hatte nicht die Absicht, diese besondere Lektion zu wiederholen.
Deshalb mußte sie Lorill, Lorills Kind und die Sternenfrau in eine Ecke ihres Geistes stopfen und ebenso ihre ganze Sorge um diese drei. Sie mußte heitere Gelassenheit zur Schau stellen und damit ihr Inneres maskieren. Leonie wußte nicht was die Bewahrerin von Arilinn tun w ü rde, wenn sie ihren Betrug entdeckte, aber angenehm w ü rde es gewiß nicht sein und den Problemen, die sie bereits hatte, nur neue hinzuf ü gen.
Am Ende des Tages konnte sie endlich Zuflucht in ihren R ä umen nehmen (die jetzt von jedem Andenken gereinigt waren, das sie mitgebracht hatte) und ihren ersch ö pften Geist zwingen, Verbindung mit Ysaye aufzunehmen.
Da war nichts.
Oder vielmehr, da war ein Nebel aus drogenbet ä ubtem Schlaf, wo Ysayes Geist gewesen war, ein so tiefer Schlaf, daß Ysaye nicht tr ä umte und sich nicht in der ü berwelt aufhielt. Ihre Leute
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