An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
den ewigen Abgrund.
„Wir müssen uns beeilen, das Tor schließt sich gleich wieder!“ Maks rannte los und ließ seine Begleiter verdutzt stehen. Wie er gesagt hatte, hielten die Tore kurz inne, um sich dann wi e der, unter lautstarkem Getöse, langsam zu schließen.
„Dieser kleine …!“, schrie Trajos und nahm die Beine in die Hand. Adler und Stier taten ihm gleich und hetzten auf den enger werdenden Spalt des Eingangs zu, um in letzter Sekunde hi n durch zu hec h ten, bevor sich das Portal mit einem tiefen Grollen schloss.
Adler stützte sich mit den Händen auf den Knien ab, und schnappte nach Luft. „Was war das denn,“ schnaufte er und sah zu Trajos, der selbst nach Atem rang und dabei leise fluchte. „Dieser kleine Mistkerl! Das macht er jedes Mal!“
„Du meinst alle Anführer müssen diesen kleinen Scherz e r tragen, wenn sie eine Audienz bei Muriel hatten?“, fragte Stier ungläubig.
„Genau so ist es. Diese Missgeburt hat einfach keinen Re s pekt!“
„Aber meine Herren Krieger, warum atmet ihr so schwer, war das zu viel für eure gestählten Körper? Nochmals bitte ich um Ve r zeihung, wenn ich etwas übertrieben haben sollte!“
Maks stand einige Meter entfernt und lachte künstlich. „Kommt jetzt, die Herrin wartet ungern!“ Sein Ton wurde schärfer.
Als Adler sich aufrichtete, stockte ihm der Atem. Auch sein Freund war sichtlich bestürzt von dem Anblick, der sich ihnen auf dem riesigen Innenhof bot.
Hunderte von Pfählen waren in die harte, dunkle Erde g e rammt worden und genau so viele menschliche Körper hatte man daran aufgespießt. Manche von ihnen waren schon sk e lettiert, andere in unterschiedlichen Stadien der Verwesung fürchterlich entstellt. Auf den Leichen saßen große Raben, die an den Überresten he r umpickten und die Eindringlinge mis s trauisch beäugten. Die kleine Gesandtschaft setzte ihren Weg fort und einige der Vögel, unterbrochen bei ihrem ekelerr e genden Mahl, flatterten unter lautem Protest in höhere Regionen der Burg. Die Getöteten tr u gen allesamt noch ihre Rüstungen und Panzer, die in Fetzen von ihren geschundenen Körpern hingen.
„Das sind alles Soldaten!“, murmelte Stier.
„Deserteure!“, verbesserte ihn Trajos, „sie haben sich aus dem Staub gemacht und den Treueschwur gebrochen. Daraufhin h a -ben die Dunkelelfen sie aufgespürt und getötet. Nur Bär hat es damals geschafft, sonst wäre er auch jetzt Futter für die Raben. Kommt jetzt und verweilt nicht, dies ist ein schrecklicher Ort!“
Trajos bedeutete seinen Begleitern ihm zu folgen.
Unterhalb einer Galerie, majestätisch erhabener, vor langer Zeit erblindeter Arkadenfenster, überquerten sie schweigend den friedhofsgleichen Innenhof und gelangten zum Eingang s tor, das von zwei imposanten Steindrachen bewacht wurde. Die verwi t terten Statuen schienen sie argwöhnisch zu beäugen und im si n nestäuschenden Spiel des Dämmerlichts ihren Weg zu verfolgen, bis sie die Pforte passiert hatten.
„Jetzt gibt es kein Zurück mehr, das Monster hat uns ve r schluckt!“, murmelte Trajos, „ bleibt dicht hinter Maks und ve r liert ihn nicht aus den Augen, egal was Ihr hört oder seht, sonst seid ihr verl o ren!“
Die dunklen hohen Gänge waren reichlich verziert mit Bi l dern unheimlicher Fratzen, zerrissenen Teppichen und ant i ken Wand-malereien, deren verblichene Darstellungen nur noch zu erahnen waren. Glitzernder Staub bedeckte den zerfurchten Steinboden und erhob sich zu kleinen Wolken, während die Männer darüber hinweg liefen. Wie ein Labyrinth zogen sich die Wege durch die alten Mauern, kleine Treppen, die ins Nichts führten, verführer i sche Abzweigungen, die urplötzlich auftauchten, um gleich wi e der von einer Mauer versperrt zu werden. Mit lautem Schieben und Knarren, ve r änderte sich das Gemäuer stetig, so dass man nie wusste, was einen an der nächsten Ecke erwarten würde.
„Woher weiß dieser Gnom, wohin er gehen muss? Alles verä n dert sich und nichts bleibt am selben Fleck!“ Adler blickte fr a gend zu Stier. Dieser zuckte nur mürrisch mit den Schu l tern und u m klammerte krampfhaft seinen Hammer.
Trajos sprach zu ihnen, ohne sich umzudrehen. „Er steht unter dem Schutz von Muriel. Die Mutter, so nennt man die Burg, weiß das und führt ihn immer an sein Ziel, egal wohin er läuft!“
Adler drehte sich während dem Gehen nach hinten und blic k te auf eine Mauer, die den Weg versperrte, den sie gerade entlang gelaufen
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