Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
An den Rändern der Zeit (German Edition)

An den Rändern der Zeit (German Edition)

Titel: An den Rändern der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
Vom Netzwerk:
hing ihm keck über die
Schulter. Vergessen waren das Alien wie auch Casimiria.
     

Abschnitt 11
     
    Der Amtmann erinnerte sich.
    Hey Baby … so hatte er seine Lebensabschnittsgefährtin
schon lange nicht mehr genannt. Sie redeten nur noch aneinander vorbei. Die
Ohren quatschte sie ihm voll; er hörte nicht mehr hin; er selbst textete sie
auch zu, fand kein Gehör. Und dabei sah sie noch immer blendend aus und auch er
pflegte seine Hülle, polierte sich stets auf Hochglanz.
    Jetzt aber hätte er sie gerne gezwungen, ihn
anzuhören, bloß wie machte man so etwas? Ging das überhaupt?
    Aber sie war nicht da gewesen. Sie arbeitete noch, als
er von jenem alptraumhaften Zwischenfall zurückkehrte in seinen Vorvorort; nahm
kaum etwas wahr, doch schaffte es gerade noch in sein blitzsauberes Heim, das
ihm und seiner Lebensabschnittsgefährtin eigentlich noch gar nicht zustand.
    Er stellte sich vor seinen Badezimmerspiegel und sagte
sehr laut: „Mein Name ist Clivius.“
    Hörte NICHTS.
    Immer noch in diesem tranceähnlichen schrecklichen
Zustand hatte er sich als stummer Automat an seinen handspiegelgroßen Computer
gesetzt um Bericht zu erstatten, und dort jene Nachricht vorgefunden, die ihn
unverzüglich zu einem Sondereinsatz beorderte. Glück, dass zum Lesen bloße
SEHkraft genügte, oh Glück. Er klammerte sich an alternative medizinische
Erklärungen, womöglich war das hier ein Hörsturz, traute sich aber nicht zu
einem Arzt zu gehen. (Es wäre aber doch absolut erforderlich gewesen! Er konnte
nur dann seine Behinderung als „im Dienst erlittene Verletzung“ geltend machen!
In dreifacher Ausfertigung bei einem AMTSARZT …!)
    Er meldete sich nicht krank.
    Verheimlichte seinen Zustand vor den Kollegen. Das
Grauen, das sich in ihn hineinfraß, sperrte ihn für Erkenntnisse und
Beobachtungen, sonst wäre ihm aufgefallen, dass es offenbar nicht nur ihm so
ging. Er las von den Lippen, mit wachsendem Entsetzen, stieß (hoffentlich!)
passende Worte hervor, die er nicht hörte.
    Und dann fanden sie die Zielperson. Da lag sie.
Amtmann Clivius traten die Augen hervor, als er sie erkannte.
     
    *
     
    „AUFSTEHNHÄNDEHOCH!“ Aus dem zackigen Mund des
anführenden Amtmannes hörte sich das wie ein einziges Wort an. und er schrie
viel lauter, als er musste. B.C. zählte drei Paar weibliche und fünf Paar
männliche Beine. Deren Besitzer allesamt übernervös wirkten.
    Peinigender als den neuen Schmerz des Aufpralls, der
durch sie hindurchzackte, empfand B.C. das plötzliche unvertraute
Schwächegefühl. Als sei ihr System heruntergefahren.
    Sie war daran gewöhnt, jederzeit zu kämpfen.
    Das kann ich wohl vergessen. Bin nicht mal in der
Lage, diesen amtlichen Befehl zu befolgen. Meine Glieder wie Blei.
    Sie schwieg.
    Das wurde natürlich als dermaßen feindseliger Akt
interpretiert, dass zwei Amtsleute vorsprangen, sie packten und in die Höhe
zerrten. Sie nahm kaum wahr, wie ihre rechte Handfläche auf ein tragbares
Terminal gedrückt wurde und es Fnööt machte.
    Ihr Atem ging schnell und heftig; es war ihr
ultimativer Versuch, ihre Kraft zurückzuerlangen, um sich freikämpfen zu
können, und sie hätte es auch geschafft, wenn nicht genau in diesem Augenblick
jener Amtmann, den sie sich vorgeknöpft hatte in der Treibgutzone,
vorgesprungen wäre, das Gesicht vor Hass und Rachsucht verzerrt.
    SIE! Sie ist es! SIE … Und er holte mit seinem
gestiefelten Fuß aus.
     

Abschnitt 12
     
    Lara verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den
anderen. Sie runzelte die Stirn.
    „Den Kontakt verstärken?“, murmelte sie
verständnislos.
    „Ja. Los doch.“
    Jaja. Hör auf den Meister in deiner Hand.
    Noch immer hielt sie Varians Handgelenke umfasst – sie
hob sie gekreuzt über ihren Kopf. Dann war ihr Gesicht dicht vor seinem,
während seine Arme ihren Nacken umschlangen.
    Wärme.
    Lebendig strömende Energie … gar nicht übel.
    Die Zeit floss langsamer … dehnte sich aus wie ein
weiches, warmes Karamelbonbon und Lara … FÜHLTE wieder mehr und sie drückte
ihre Lippen auf die des Jungen.
    WOW!, fuhr es Varian durch den Kopf, bevor er
ihren Kuss erwiderte.
     

Abschnitt 13
     
    Wie in Zeitlupe geschah es; ihre Furcht vor dem
Schmerz (vor der ganzheitlichen QUAL) dauerte ewig.
    Die anderen Amtsleute reagierten überhaupt nicht,
griffen nicht ein. Waren sie gleichgültig, verstört, überrumpelt? Festgehalten,
wehrlos, aber entschlossen zu schweigen (die einzige Energiequelle, die ihr
blieb), nahm B.C. den bestialischen

Weitere Kostenlose Bücher