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An den Rändern der Zeit (German Edition)

An den Rändern der Zeit (German Edition)

Titel: An den Rändern der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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etwas
grobgestricktes Innenleben zeigt uns diese Person sogar als deine Frau an. Mit
ehelicher Treue scheinst du es nicht so genau zu nehmen, wie? Einerlei, wenn du
sie retten willst, solltest du mit uns kommen. Sie wurde nämlich ebenfalls
eingekerkert.“
    „Meine Casimiria?“, rief Varian schuldbewusst aus. Wenn
das stimmt, dann hat mich das Alien doch nicht reinlegen wollen …
    „Wenn sie so heißt. Mit Namen hat es mein MASTER nicht
so. Ja, in der Tat. Also was ist, kommst du mit?“
    „Etwas in das AMT?“, rief Varian noch entgeisterter.
    Laras blaue Augen strahlten ihn spöttisch an.
     
    *
     
    Mir war schon klar, wieso ich diesen Ort niemals
kennenlernen wollte. Meine ganz persönliche Hölle, mein Gegensatz.
    Die unterirdischen Zellen im Amt, tief in den
Eingeweiden des dunklen Obelisken, wurden verharmlosend RÄUME genannt.
Üblicherweise erhielten deren Insassen irgendwelche Spritzen, das wusste B.C.,
aber von solcher „Normalität“ schienen ihre Fänger weit entfernt.
    Mit ein paar letzten Fußtritten war sie hineingeworfen
worden und lag nun als zusammengeschlagenes Häuflein Elend am metallweißen
Boden, halbtot. Blutige Sterne tanzten vor ihrem geistigen Auge. Man hatte ihre
Fesseln nicht gelöst, aber es war ihr unter großen Qualen gelungen, die Arme
unter den Beinen durchzuziehen und so nach vorn zu bringen. Immerhin. Wenn der
Raum überwacht wurde, so schien sich niemand darum zu kümmern.
    Sie hustete, was unglaublich wehtat. Ich kann von
Glück sagen, dass sie so furchtbar nervös und so – verseucht sind, sonst hätten
sie mir die Finger abgehackt oder mich zumindest so angekettet, dass ich mich
nicht mehr rühren kann.
    Sie verbiss sich ein finsteres Grinsen und starrte
ihre Ringe an.
    Da draußen ging es überaus heftig zu. B.C. lauschte –
überallhin. Ihr Schweigen war es, das ihr die Kraft dazu verlieh.
    Wenn Cathy auch geschnappt worden ist, dann hoffe
ich, sie hält sich ebenfalls daran. Unsere Stärke, wenn alles andere versagt.
Aber das wird nicht genügen, wenn Eric hier auftaucht.
     
    Vor dem AMT begann sich eine riesige Menschenmenge zu
versammeln, die ihr eigenes klagendes Wehgeschrei nicht hören konnte.
    B.C. hörte es. Jeder einzelne Schrei zerschellte
kristallklar an ihren Ohren.
    Die Zahl der Ertaubten wuchs; mehr und mehr
verdichtete sich die Atmosphäre zu erstickender Panik, und in ihrer
Ratlosigkeit suchten sie ausgerechnet das AMT auf! Es war von bizarrer Ironie.
Sie begriffen nicht, was mit ihnen geschah.
    Ich weiß es, dachte B.C. und unterdrückte ein
Ächzen. Die Schmerzen drohten sich in ihr Schweigen hineinzufressen, es
auszuhöhlen. Sie konnte weder richtig durchatmen noch ihren linken Arm bewegen.
Krampfhaft hielt sie ihr Verlangen nach Luna in Schach, nach einem Tröpfchen
nur … starrte aber immer wieder auf ihren Mondring.
     
    *
     
    Eric gab die Suche nach dem verdammten Katzenvieh auf.
Er hörte es auch nicht mehr. Selbst seinem Zufallsrechner hatte sich das Tier
entzogen, wenn es denn jemals mehr gewesen war als eine akustische
Halluzination. Was er sich zu glauben zwang.
    Plötzlich stellte er fest, dass er sich verlaufen
hatte. Das war lächerlich. Kannte er doch das AMT wie seine Westentasche, vor
allem die inneren Regionen. Zugegebenermaßen war er sehr lange nicht mehr hier
gewesen …
    Er blieb stehen und versuchte sich neu zu orientieren.
War das tiefe Innere des Obelisken schon immer so menschenleer gewesen?
Zumindest die Koordinatoren und die Regierungsamtsleute mussten sich doch in
ihren Büros befinden – aber entweder waren diese Büroräume leer oder
verschlossen, und niemand antwortete, wenn er klopfte.
    War vielleicht Mittagspause?
    Mit Schrecken stellte er fest, dass er nicht nur seine
Orientierung, sondern auch sein Zeitgefühl verloren hatte.
    Mit einem unguten Gefühl in der Magengrube näherte er
sich einem kleinen halbkreisförmigen Fenster am Ende eines Korridors und
blickte hinaus. Sah die aggressiven Massen.
    Der Zug! Es liegt am Zug! Er muss sofort gestoppt
werden. Und die einzige, die das vermag, ist B.C. Und deshalb muss sie auch
noch eine Weile leben. – Die Frage ist nur, ob mir meine Leute überhaupt noch
gehorchen … Wenn sie B.C. nun bei der Festnahme umgebracht haben, vor lauter
Hysterie? Ein schrecklicher Gedanke.
    Eric fragte sich auch, ob ihm die Dinge nicht
allmählich über den Kopf wuchsen und er die Hilfe seiner Kollegen aus dem LABOR
in Anspruch nehmen musste. Er hatte diesen Gedanken kaum zu Ende

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