Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
An den Springquellen

An den Springquellen

Titel: An den Springquellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
und Dächern von seinem Rücken. Wasserfluten machten das Bild undeutlich, aber zwischen den Trümmern erkannte Uinaho Arruf, der auf ihn zugehastet kam.
    Die Stimme Illanens schwieg plötzlich.
    Die große Fontäne wurde noch dicker. Dampf wallte aus der riesenhaften Öffnung, aus der ein unterirdischer Strom hervorschoß. Der Yarl schrie in höchster Todesangst auf und ruderte hilflos mit seinen Gliedmaßen herum. Wieder wurde ein Teil der Bauwerke aus ihren Fundamenten gerissen und von einer breiten Welle über den Panzer gespült. Menschen, Waffen und Vorräte wirbelten wild durcheinander und ergossen sich, vermischt mit zahllosen Bruchstücken, auf den überfluteten Boden, schlugen ins Wasser ein, als ob sie einen Fluß mit Stromschnellen durchschwimmen wollten.
    Uinaho packte Arrufs Hand und zog ihn mit sich. Nach zwanzig Schritten blieben sie wieder stehen, und sahen, daß der Yarl sich zwanzig oder mehr Mannslängen in der tobenden Säule befand, immer weiter hochgerissen und geschüttelt wurde. Der Körper kippte und wurde dann mit einem wilden Ruck senkrecht nach oben gerissen. Für lange Augenblicke verschwand er in dem Gemisch aus Tropfen, dicken Strahlen, Regenschauern und den Massen herunterstürzenden Wassers und im Dampf. Dann riß die gigantische Wassersäule plötzlich ab.
    Der Yarl überschlug sich in der Luft und fiel kreiselnd und drehend herunter. Das Tier schrie wild und langgezogen. Das Geräusch war lauter als der Donner eines Gewitters. Mit einem gewaltigen Krachen schlug das Tier zu Boden. Es grub sich tief ein, die Reste der Bauwerke rutschten vom Rückenpanzer. Noch einmal ruderten die Gliedmaßen durch die Luft, dann riß der Todesschrei ab, und der Schädel kippte zu Boden.
    Die Odam-Nomaden liefen im Zickzack zwischen den Springenden Quellen zu ihren verwundeten oder bewußtlosen Kameraden, zogen sie an den Armen aus dem gefährlichen Bereich und luden sie auf ihre Schultern.
    Hrobon, triefend naß, kam auf Arruf zu, ließ einen Mann zu Boden gleiten und sagte:
    »Luxon! Arruf! Welch ein Wahnsinn.«
    Krieger umringten ihn. Schrittweise zogen sie sich in die Richtung der Elejider zurück. Die Krieger des Elejid kamen herbeigerannt und schlugen Arruf und Uinaho begeistert auf die Schultern. Mehr und mehr Überlebende des Yarl-Einsatzes taumelten keuchend aus dem Bereich des peitschenden Regens heraus und brachten das wenige mit, das sie zufällig hatten retten können.
    »Es ist Wahnsinn!« Hrobon und Arruf umarmten sich kurz. Dann hielt der Heymal seinen Freund auf Armeslänge von sich weg, sah in sein Gesicht und fragte:
    »Ein schwarzbärtiger, schwarzhaariger Fremder mit Arrufs Stimme. Ich bin froh, daß wir dich gefunden haben, Necron, dein Verkäufer, hat uns hierhergeführt.«
    Arruf begriff: Necron war sein Augenpfänder.
    »Ich sollte ihn umbringen«, sagte er. »Aber es gibt sinnvollere Dinge. Zuerst müssen wir sehen, wie wir mit den Horiern zurechtkommen.«
    Elejid kam auf Arruf und Uinaho zu und trug eine große Zwehle, ein weiches, weißes Tuch, das er ihm in einer fast zeremoniellen Geste entgegenhielt.
    »Nun seid ihr Freunde des Stammes!« rief er mit leuchtenden Augen. »Illanen hat gesprochen. Sein Wahrspruch wird von uns anerkannt. Kommt – alle. Auch die Männer mit den steinernen Köpfen.«
    Binnen kurzer Zeit brannten Feuer. Die Nomaden brachten Essen und Weinkrüge. Einige tote Odam-Krieger wurden begraben, die Verletzten wurden von den Frauen der Horier versorgt. Die nassen Kleidungsstücke und Stiefel hingen und steckten an Lanzen neben den Feuern. In einer Gruppe saßen Necron, Arruf, Uinaho und Hrobon zusammen und fühlten, wie der ungemischte Wein in ihren Körpern eine wohlige Wärme zu verströmen begann. Arruf deutete auf den Alleshändler und sagte hart:
    »Wir haben Sorgen, die nur uns angehen. Darüber sprechen wir später. Wie kommt es, daß ihr gerade hierher unterwegs wart?«
    »Odam läßt dich suchen. Er selbst, von seinem Dämon behelligt, sucht den Shaer O’Ghallun.«
    »Das«, sagte Arruf nachdenklich, »ist auch unser Ziel. Auf dem langen Weg zum Thron Hadams sind wir, denke ich, einen kleinen Schritt weitergekommen. Aber es gibt vieles zu berichten, Hrobon.«
    Sie hoben die Becher.
    »Es ist viel geschehen seit dem Augenblick, in dem man in Hadam den falschen Luxon hinrichtete«, sagte Hrobon halblaut und breitete seine Pfeile zum Trocknen aus. »Es wird eine lange Nacht, Arruf, bis jeder von uns weiß, was dem anderen geschehen

Weitere Kostenlose Bücher