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An die Empoerten dieser Erde

An die Empoerten dieser Erde

Titel: An die Empoerten dieser Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stéphane Hessel
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Land muss gezeigt werden, dass Verletzungen der Menschenrechte nicht toleriert werden
     können. Die Israelis haben aber von sich das Gefühl, zu wissen,was sie wollen, und dass man ihnen nicht reinreden darf. Die Frage ist also: Könnten umgekehrt die Palästinenser etwas anderes tun, als sie es bereits getan haben? Die Antwort ist: Ja, sie könnten sich natürlich noch mehr zusammentun. Das ist auch schon mit der Einigung von Hamas und Fatah geschehen und war relativ leicht zu erreichen.
    Das Einzige, das wirklich Bewegung in den Friedensprozess bringen könnte, wäre aber ein Wandel der israelischen Regierung. Israel hat mit
     Premierminister Benjamin Netanjahu und Avigdor Lieberman 18 als Außenminister derzeit die rechteste Regierung,
     die es je gegeben hat. Es kann schon sein, dass die Israelis den Eindruck bekommen werden, dass sie in der Welt immer weniger beliebt sind. So unterstützt
     beispielsweise selbst die Türkei, die doch bisher ein alliiertes Land war, sie nicht mehr. Selbst in den Vereinigten Staaten gibt es mittlerweile nicht
     nur die Lobby des AIPAC 19 , die sie unterstützt, sondern auch die J STREET 20 , die Israel nicht mehr so wohlgesinnt ist. Auf die Dauer werden die Israelis gezwungen sein, über einen anderen Weg
     nachzudenken und sich zu sagen, dass Sicherheit das größte Gut ist, das sie brauchen. Diese aber kann nur dann garantiert werden, wenn sie friedliche
     Beziehungen mit ihren Nachbarn haben. Wenn Israel so räsonieren würde, hätte es sofort die Unterstützung allerLänder. Wenn Israel zu der Überzeugung käme, dass es an seiner Seite einen palästinensischen Staat geben kann, der freundliche Beziehungen zu Israel unterhält, dass Jerusalem in West- und Ostjerusalem zweigeteilt werden kann, ohne dass Israel seine zukünftige Hauptstadt Westjerusalem verliert, ja sie überhaupt erst gewinnt, wenn in dieser Stadt die drei großen abrahamitischen Religionen vereint sind, dann wäre dass ein wahrhafter Fortschritt für Israel.
    Könnten die Israelis aber auf diese Gedanken kommen? Ich sage, es ist nie unmöglich. Selbst die schlimmsten Regierungen, die es in der Geschichte gegeben hat, waren manchmal von ihren Positionen zugunsten besserer abgerückt. Ich erwarte natürlich mit Ungeduld, dass Europa, Amerika und die Vereinten Nationen sich Israel widersetzen und ihren Willen kundtun. Aber ich setze noch mehr Hoffnung in die Möglichkeit, dass die Israelis selber verstehen werden, dass es ihnen so nicht besser, sondern, im Gegenteil, jedes Jahr schlechter gehen wird. Sie müssen zu dem Schluss kommen, dass sie durch ihre gegenwärtige Politik unbeliebter werden und dass sie eine andere, neue Politik brauchen. Das wäre wunderbar, aber noch hat sich leider dergleichen nicht gezeigt!
    Frage aus dem Publikum: Monsieur Hessel, ehrlich gesagt, glauben Sie noch an eine Zweistaaten-Lösung, sagen wir, noch in Ihrem Menschenleben?
    S.H.: Also, eine Einstaaten-Lösung wäre natürlich das Beste im Sinne der Menschenrechte und auch in dem Sinn, dass Gesellschaften zusammenfänden. Aber eine solche Lösung ist nur möglich, wenn die Israelis davon absehen,ein rein jüdischer, ein hauptsächlich jüdischer Staat sein zu wollen. In einer Einstaaten-Lösung würden natürlich die Israelis eine Minderheit werden, nicht gleich zu Beginn, aber nach ein paar Jahren, und das würde auch bedeuten, dass dieses Land für die Juden der ganzen Welt nicht mehr ein Ort ist, wo sie sich zu Hause fühlen. Das so zu sehen widerspiegelt aber eine religiöse und nicht eine staatliche Beziehung zum Land, und darüber wird man nachdenken müssen.
    Vielleicht wird die Zeit einmal kommen, in der Israel zu einer richtigen, modernen Demokratie finden wird und sich sagt, dass es keine jüdische Mehrheit braucht und es auch mit einer Mehrheit von Muslimen demokratisch leben kann. Aber diese Lösung empfinde ich noch als völlig unwahrscheinlich. Daher glaube ich, dass die einzige Lösung heutzutage die Zweistaaten-Lösung ist.
    Äußerung aus dem Publikum: Sehr geehrter Herr Hessel, dies ist keine Frage, sondern dies soll ein Dank sein, ein Dank für
     Ihre ebenso heiteren wie klaren Worte, mit denen Sie Wahrheiten ausgedrückt haben. Und ein ganz spezieller Dank, dass Sie mehrmals die Organisation Occupy
     Paradeplatz erwähnt haben. Wir laden Sie im Namen der Vollversammlung ganz herzlich ein, sich selber ein Bild zu machen, wie wir in ähnlicher Art wie Sie
     mit uns, in dieser liebevollen und heiteren Art,

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