An die Empoerten dieser Erde
Weise. Man musste auch Züge in die Luft sprengen und möglicherweise auch Offiziere töten, um zu zeigen, dass diese große Gefahr, dass diese Urkraft nicht anzunehmen ist. Gegen die Regierung Vichy musste man aber gewaltloser vor sich gehen. Man musste versuchen, sie zu überzeugen und sie für den Widerstand gewinnen.
Nun, wie sieht es in Palästina aus? Es gibt, Gott sei Dank, eine Minderheit in Israel, die sich für die Palästinenser einsetzt. Ich denke an eine so wunderbare Journalistin wie Amira Hass 15 oder an einen Aktivisten wie Michael Warschawski 16 vom Alternative Information Center. Solche Personen sind es, mit denen man eine Beziehung aufrechterhalten muss, um gewaltlos zu versuchen vorwärtszukommen. Aber wenn die israelische Armee so gewaltig zuschlägt, wie es Anfang 2009 während der militärischen Operation »Gegossenes Blei« in Gaza der Fall gewesen ist, dann ist es natürlich unmöglich, ohne Gewalt auszukommen. Man muss immer vor Augen haben, dass, wer Gewalt ausübt, sich auch der Gegengewalt aussetzt. Und wenn man jemandem gegenübersteht, der viel mehr Macht hat, dann muss man schon bedenken, dass Gewalt eine Gefahr ist, weil sie eine größere Gewalt provozieren kann.
A.M.: Erlauben Sie mir in diesem Zusammenhang eine Bemerkung: Es wäre ganz wichtig, das humanitäre Völkerrecht bei einer solchen Frage zu berücksichtigen, also das Grundprinzip der ganz klaren Unterscheidung zwischen Zivilisten und Kämpfern. Es ist nicht dasselbe, ob ein Soldat oder eine Zivilperson angegriffen wird. Dies sei einfach als ein Einschub genannt, als ein maßgebendes, entscheidendes Kriterium, was den sogenannten bewaffneten Widerstand betrifft.
Frage aus dem Publikum: Was sagen Sie zu einer offiziellen Schweiz, die auf ihre humanitäre Tradition stolz ist und gleichzeitig mit Israel Geschäfte macht, sogar militärisch zusammenarbeitet und das Land als Freund bezeichnet? Ich bin empört deswegen! Was sagen Sie dazu?
S.H.: Ja, ich auch! Es ist so, dass gerade unsere Regierungen und darunter auch die besten von ihnen immer am liebsten Waffen verkaufen wollen, denn das bringt gutes Geld ein. Und, na ja, wem verkauft man seine Waffen? Freunden natürlich! Warum sollte man also nicht ein Freund von Israel sein, das doch ein Land ist, mit dem man gute Beziehungen hat? Wollen wir ihm also ruhig auch Waffen verkaufen! Wenn man sich aber dann genau ansieht, was aus diesen Waffen wird und gegen wen sie eingesetzt werden, dann ist Vorsicht geboten. Wir dürfen es nicht zulassen, dass unsere demokratischen Regierungen sich nicht genügend gegen Menschenrechtsverletzungen wehren. Wenn diese Rechte von einem Land wie Israel nicht respektiert werden, dann müssen wir dagegen etwas tun.
Frage aus dem Publikum: Wie können Sie als ein Verfechter der Demokratie mit einem Vetorecht leben, über das einige Länder in
der UNO verfügen? Wie ist das mit den demokratischen Traditionen unserer Gesellschaften zu vereinbaren?
S.H.: Es ist schwer zu vereinbaren, aber man kann es erklären. Man muss dabei berücksichtigen, dass die UNO ein Kind des Zweiten Weltkriegs ist. Der Zweite Weltkrieg wurde nicht von einer einzigen Nation gewonnen, sondern war das Resultat von sehr verschiedenen am Krieg beteiligten Partnern. Einerseits wäre der Krieg nicht beendet worden, hätte nicht die Sowjetarmee das meiste dafür geleistet. Andererseits war Roosevelt der Einzige – und dafür müssen wir ihm sehr dankbar sein –, der das Gefühl hatte, dass wir jetzt eine Weltorganisation, eben die Vereinten Nationen, brauchen, in der alle Sieger des Zweiten Weltkriegs zusammensitzen dürfen, um, nachdem wir Faschismus und Nazismus bekämpft haben, gemeinsam das zu erreichen, was wir uns nun wünschen.
Man brauchte eine Charta dazu, um das zu erreichen. Diese wurde am 26. Juni 1945 in San Francisco verabschiedet. Alle Sieger des Krieges waren mit dabei. Sie wollten aber auch die Gewissheit haben, dass ihre Probleme berücksichtigt werden. Das war der Grund, dass man sich diesen Sicherheitsrat erdacht hat, in dem die fünf Sieger des Zweiten Weltkriegs das Recht hatten, ein Veto zu bekunden, wann immer es ihnen sinnvoll erschien.
Die Frage ist aber jetzt: Ist das heute noch gerechtfertigt? Diese Frage ist mit einem klaren Nein zu beantworten! Damals nach dem Sieg war das Veto ein notwendiges Mittel, um die unterschiedlichen Partner zusammenzubringen. Keiner hätte es akzeptiert, von einer Mehrheit in Schwierigkeiten gebracht zu werden, von
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