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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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trennte Daniel die Kartoffeln sorgfältig vom Fleisch, eine Gewohnheit, die Ellen einmal liebenswert gefunden hatte, ihr jetzt aber kindisch erschien.
    Â»Man hat mir einen Posten in Paris angeboten«, sagte er unvermittelt.
    Â» Paris ?« Sie sah ihn an. »Daniel, warum hast du das nicht früher gesagt?«
    Â»Es hat sich irgendwie nicht ergeben.«
    Â»Wie aufregend. Ich freue mich für dich.«
    Er machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ich war überzeugt, wenn man mich endlich ins Ausland schickt, würde ich irgendwo in der Barbarei landen. Oder in der öden Provinz, wo man sich zu Tode langweilt.«
    Â»Du nimmst doch an, oder?«
    Â»Ja, ich glaube schon.«
    Â»Ich besuche dich dann.«
    Â»Wirklich, Ellen?«
    Ein Unterton in seiner Stimme veranlasste sie, seine Hand zu ergreifen. »Aber ja, natürlich.«
    Â»Ich habe überlegt, ob ich dich bitten soll, mitzukommen. Ehrlich gesagt, habe ich daran gedacht, dich zu bitten, mich zu heiraten.«
    Â»Daniel –«
    Doch bevor sie fortfahren konnte, setzte er hinzu: »Aber ich glaube nicht, dass es klappen würde.«
    Sie war pikiert, dass er so schnell bereit war, sie aufzugeben, obwohl sie wusste, dass es absurd war, da sie ihm sowieso einen Korb gegeben hätte. »Ach so«, erwiderte sie kalt. »Ja, wenn das so ist.«
    Â»Ich habe das Gefühl, dein neues Umfeld verändert dich.«
    Â» Verändert mich? « Sie sah ihn scharf an. »Deiner Meinung nach wohl nicht zum Guten.«
    Â»Das habe ich nicht gesagt. Ich finde nur, du bist anders geworden. Du wirkst –«, er kräuselte die Lippen, »so abwesend .«
    Â»Daniel, das ist meine erste richtige Anstellung. Sie ist mir wichtig. Stört dich das etwa?«
    Â»Stören? Warum sollte es mich stören?«
    Â»Das weiß ich auch nicht. Du hast dich jedenfalls mit keinem Wort nach meiner Arbeit erkundigt.«
    Â»Wir waren im Museum. Da gibt’s andere Themen. Aber schön, wie ist die neue Arbeit?«
    Â»Angenehm. Ich glaube, ich habe da gute Aussichten.« Sein schroffer, gönnerhafter Ton ärgerte sie. Wenn sie ihm gestand, was ihr die Arbeit in Gildersleve Hall wirklich bedeutete, wie stolz sie war, wie beschwingt und manchmal beklommen sie sich fühlte, würde er bestimmt eine abfällige Bemerkung machen.
    Â»Ich glaube nicht, dass du die Arbeit in Gildersleve Hall für mich aufgeben würdest, oder, Ellen?«
    Einen endlos scheinenden peinlichen Moment lang schwiegen sie beide. Dann sagte er: »Ich möchte keinen Nachtisch. Du?«, und sie schüttelte den Kopf.
    Sie brachen auf, sobald Daniel bezahlt hatte. Ein kühler Kuss, einige beiderseitige Bekundungen des Wohlwollens, dann ging er in die eine Richtung davon und sie in die andere, zur Untergrundbahn nach Islington, wo ihr Bruder Joe mit einem halben Dutzend anderer Studenten zusammen ein Haus gemietet hatte.
    Später am Nachmittag saß sie dort mit einer Tasse Kaffee in der Küche und erzählte Joe von Daniels Heiratsantrag. Sie kam sich ein wenig illoyal dabei vor, aber sie musste mit jemandem reden, und wenn nicht mit ihrem Bruder, mit wem dann? Joe, der ein fröhlicher Mensch war und, anders als sie, blonde Haare hatte, lachte schallend. »Na, wie ich Risborough kenne, ist er bestimmt nicht vor dir auf die Knie gefallen, um dich um deine Hand zu bitten. Ich wette, er hat gesagt: ›Es wäre vielleicht keine dumme Idee, wenn wir heiraten würden‹, oder etwas ähnlich Unverbindliches.« Sie musste zugeben, dass es sich genau so abgespielt hatte.
    Â»Du hast Nein gesagt, oder?«
    Â»Das brauchte ich gar nicht. Das hat er praktisch selbst übernommen.«
    Â»Na, ist doch wunderbar. Du hättest den armen Kerl nur fertiggemacht, Ellie.«
    Â»Ganz bestimmt nicht. Du redest ja, als wäre ich die reinste Furie.« Doch plötzlich bekam sie eine erschreckende Vorstellung davon, wie ein Leben mit Daniel aller Wahrscheinlichkeit nach ausgesehen hätte, ohne Höhen und Tiefen, immer verhalten und letztendlich erstickend.
    Sie nahm den Zug um halb acht zurück nach Cambridge. Aufgewühlt, wie sie war, gelang es ihr nicht, sich auf ihr Buch zu konzentrieren. Nach einer Weile schaute sie einfach zum Fenster hinaus in die vorüberfliegende Landschaft. Sie war froh, nach Copfield zurückzukehren. Dein neues Umfeld hat dich verändert , hatte Daniel behauptet. Hatte er recht? Sie

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