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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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empfand es eher so, dass Gildersleve Hall sie beflügelte und ihr die Augen für neue Möglichkeiten öffnete, aber das änderte doch nichts daran, dass sie immer noch Ellen war, ihr Charakter, ihre Prinzipien und Ambitionen immer noch die gleichen waren. Sie glaubte nicht, dass ein Umfeld , wie Daniel es formuliert hatte, die Macht besaß, an ihrem Wesen zu rütteln. Trotzdem war sie niedergedrückt, müde von dem Tag und seinen Ereignissen.
    Fröstelnd stand sie einen Moment in der beißenden Kälte, nachdem sie in Copfield aus dem Bus gestiegen war. Drüben war das Green Man . Sie schaute zum Fenster hinein und sah Martin Finch drinnen sitzen. Genau das brauchte sie jetzt, ein wenig unkomplizierte Kameradschaft.
    Martin sprang auf, als er sie zur Tür hereinkommen sah. »Kingsley, hallo. Was trinken Sie?«
    Sie bat um ein Bier, dann zog sie ihren Mantel aus und setzte sich an den Tisch. Der Saal war voll. Die einzige Frau im Raum saß auf einem hohen Hocker am Tresen. Sie war mittleren Alters, ihr Mund ein grellrotes Signal im gepuderten Gesicht. Sie trug eine Persianerjacke und ein Hütchen mit einer Feder, und als sie ihr Glas zum Mund hob, glitt ein protziges goldenes Armband vom Handgelenk ihren Arm hinunter.
    Martin erzählte ihr, er habe den Tag über gearbeitet – er pussle gern in Gildersleve vor sich hin, wenn sonst keiner da sei. Außer Gosse natürlich. Redmond arbeite zwar auch hin und wieder am Wochenende, aber heute habe er sich nicht blicken lassen.
    Â»Ich habe ihn in London auf dem Bahnsteig gesehen, als ich ankam«, erzählte Ellen.
    Martin lachte. »Du meine Güte – Redmond auf Reisen. Oder vielleicht führt er ein geheimes Doppelleben. Wie war’s denn in London?«
    Â»Nicht gerade toll.« Ihre Stimmung, die sich gerade etwas gehoben hatte, sank wieder auf den Nullpunkt. »Ich habe mit meinem Freund Schluss gemacht.« In diesem Moment hätte sie beinahe weinen können bei dem Gedanken an Daniel und die Art, wie sie auseinandergegangen waren.
    Martin zeigte Anteilnahme. »Das tut mir leid. Sie brauchen ein bisschen Aufheiterung. Ich hole Ihnen was Stärkeres als das hier.«
    Ehe Ellen abwehren konnte, war er auf dem Weg zur Bar und kam ein paar Minuten darauf mit einem Gin Tonic zurück.
    Â»Hier, runter damit.«
    Â»Sie sind wirklich nett, Martin.«
    Er breitete mit großer Geste beide Arme aus, wobei er nur um ein Haar den Mann verfehlte, der am Nachbartisch saß. »Immer zu Diensten.«
    Â»Wir haben ohnehin nicht zusammengepasst. Daniel ist so wahnsinnig gebildet.«
    Â»Haben Sie ihn denn geliebt?«
    Ellen ließ sich seine Frage durch den Kopf gehen. »Nein, ich glaube nicht. Er sieht sehr gut aus und war immer ausgesprochen höflich, das hat mir gefallen, außerdem hatte er die Gabe, immer das Beste auszuwählen, ganz gleich, worum es ging. Aber geliebt habe ich ihn nicht, nein.« Sie war angenehm benebelt vom Gin, sonst hätte sie vielleicht nicht hinzugefügt: »Ich glaube, ich habe noch nie einen Mann wirklich geliebt.«
    Sie hatte vor Daniel Freunde gehabt. Giles, damals in Bristol, und dann Archie, der Assistenzarzt am städtischen Krankenhaus gewesen war. Nach einer besonders ausgelassenen Fete hatte sie mit ihm geschlafen und ihre Unschuld an ihn verloren. Archie war ein ziemlicher Fehler gewesen.
    Mit einem Blick zum Tresen senkte sie die Stimme. »Manchmal habe ich Angst, dass ich einmal so ende wie die Frau da drüben.«
    Martin schaute zu der Frau in der Persianerjacke hinüber und lachte leise. »Wie diese alte Scharteke? Jetzt hören Sie aber auf.«
    Â»Wie viele von uns haben denn überhaupt einen Freund oder eine Freundin?«
    Â»Ich glaube, Toby hat was mit einer Frau in Cambridge. Er macht ein Riesengeheimnis darum. Warum Kaminski, der arme Kerl, niemanden hat, ist ja wohl klar. Und Hunter, der ist selber schuld. Auf den fallen die Frauen doch reihenweise rein.«
    Â»Bis auf Andrée.«
    Â»Stimmt, das war von kurzer Dauer.« Er sah sie an. »Sie suchen sich die falschen Männer aus, Kingsley.«
    Amüsiert sagte sie: »Sie meinen, ich sollte mich lieber in einen netten Biochemiker verlieben, dann würde es nicht mit Krach im Museum enden.«
    Er lachte wieder, so herzlich, dass er sich die Augen wischen musste. »Sie sind so herrlich bürgerlich.«
    Als sie eine Stunde später das Pub

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