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An Paris hat niemand gedacht

An Paris hat niemand gedacht

Titel: An Paris hat niemand gedacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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fasst Erika um die Schulter. »Kommen Sie, Frau Wagner, Ihre Trauer lässt Sie Dinge sagen, die Ihnen später leidtun werden.« Sanft führt er sie weg und macht im Abgang Zeichen, dass sie besser gehen sollten. Erikas Schluchzen entfernt sich über die Hinterseite des Friedhofs. Der Pfarrer wird sie wohl noch eine Weile aufhalten.
    »Verlogene blöde Mistkuh! «, flüstert jemand. Als Marta sich umdreht, steht Kati hinter ihr. Sophia hat Greta in den Arm genommen, wiegt sie hin und her wie ein Kind und schiebt sie dann in Richtung Ausgang, ohne auf Marta und Kati zu achten, die stumm im Abstand von einigen Schritten folgen. Auf dem Parkplatz tippt Kati Marta auf die Schulter und zwingt sie, stehen zu bleiben. »Was machst du hier?«
    »Dasselbe wie du, würde ich sagen.«
    »Wohl kaum.«
    Katis Gesicht hat sich gerötet, Tränen laufen ihr die Wangen herunter, dennoch sieht sie eher wütend als traurig aus.
    Marta versucht eine hilflose Geste, die Kati nur noch mehr zu reizen scheint.
    »Du hast es nicht einmal für nötig befunden, mich zurückzurufen, und jetzt tauchst du lässig auf Papas Beerdigung auf und tust so, als sei das eine Selbstverständlichkeit?«

    »Nein«, sagt Marta, »weder lässig noch selbstverständlich.«
    Kati starrt sie an. »Bist du wirklich mit Mama hier? Ihr habt nebeneinandergestanden.«
    Marta nickt und zuckt zusammen, als Kati explodiert. »Du erscheinst hier Seite an Seite mit unserer Mutter, ohne mir vorher etwas davon zu sagen? Und das, nachdem ich tausendmal deinetwegen lügen musste? Du hast mir verboten, bei ihr auch nur zu erwähnen, dass es dich gibt, über sie zu sprechen war tabu, du hast mich jedes Mal abgekanzelt, als wäre ich ein lästiges Insekt! Kannst du mir sagen, was ich jetzt davon halten soll?«
    »Was du willst.«
    Eine Sekunde lang überlegt Marta, ob Kati sie ohrfeigen wird. Vielleicht wäre das die einfachste Lösung.
    Sophias schaltet sich ein, kommt mit schnellen Schritten auf sie zu, packt beide am Ärmel wie ungezogene Kinder und zieht sie zum Auto, wo Greta wartet. Stimmen nähern sich.
    »Wir sollten jetzt erst mal von hier verschwinden.« Sophia lässt Martas Ärmel los, läuft mit Kati weiter. »Fahrt ihr hinter uns her?«, ruft sie über die Schulter, und bevor Marta weiter darüber nachdenken kann, ist sie neben Greta ins Auto gesprungen und folgt Sophias grünem Polo, der einige Meter weiter vorn aus der Parklücke stößt. Am Friedhofstor drängt sich eine Gruppe von Männern, einer von ihnen hebt grüßend den Arm, als sie vorbeifahren. Greta drückt den Knopf, der den Wagen von innen verriegelt, und schluckt eine sinnlose Entschuldigung herunter. Im Rückspiegel ist ein Stück Fahne zu sehen.
    Sie folgen Sophia auf die Hauptstraße, biegen hinter ihr in die Münzgasse, die zum Marktplatz führt. Sophia lenkt ihren Wagen auf den Parkstreifen und wartet, bis sie alle vor einem Café ausgestiegen sind. Greta schaut Sophia fragend an.
    »Ich dachte, wir könnten zusammen etwas trinken.«

    »Aber sicher nicht hier, mitten im Ort«, entgegnet Greta, »womöglich kehrt gleich die halbe Beerdigungsgesellschaft hier ein.«
    Kati tritt von einem Bein auf das andere. »Das ist wirklich keine sehr gute Idee, Sophia. Ich habe wirklich keine Lust auf einen weiteren Auftritt der Tante«.
    »Und du? Was ist mit Dir?« Sophia schaut Marta an, schüttelt lächelnd den Kopf, als Marta mit den Schultern zuckt.
    »Soll jetzt von Marta abhängen, was wir machen?«, faucht Kati.
    »Sei still, Katharina!« Gretas Stimme klingt zornig. Sophia breitet versöhnlich die Arme aus, lässt sie wieder sinken, als Kati einen Schritt zurückweicht. »Ich stelle fest: Keiner will sich in der Stadt auf einen Kaffe hinsetzen?«
    Dreifaches Schweigen, nur Greta nickt entschieden und wendet sich ihrem Wagen zu.
    »Gut«, sagt Sophia, »dann fahren wir eben gleich zum Haus.«
    »Zu welchem Haus?«
    »Unserem. Ich meine: Vaters Haus. Dort haben wir garantiert unsere Ruhe.«
    Greta schnellt herum: »Sophia! Das ist nicht dein Ernst!«
    »Wieso nicht? Der Gedanke ist mir vorhin am Grab gekommen: Ich will mit euch da hin.«
    Kati vergisst vor Erstaunen, dass sie zu beleidigt ist, um ein weiteres Wort von sich zu geben, und fragt: »Wie sollen wir denn reinkommen?«
    Sophia klopft auf ihre Manteltasche. »Ich habe den Schlüssel.«
    »Wieso hast du den Schlüssel?«, fährt Kati auf und blickt sich zu Greta um, die ihr von hinten die Hand zwischen die Schulterblätter
gelegt hat.

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