An und für dich
runde Spanplatten.
Drei Kellner in Smokinghemden spielten Karten in einer Ecke neben dem Klavier. Doug komplimentierte Saffy an einen Tisch am Fenster und ging zu den Kellnern, mit denen er sich in beeindruckend fließendem Französisch unterhielt. Er kam mit einer großen Schüssel, einem kleinen Messer, einer Chilischote, einer Zitrone und einer Flasche Weißwein zurück.
»Für mich keinen Wein«, sagte Saffy. »Mir reicht ein Wasser.« Sie wusste nicht mehr, wie viel sie beim Mittagessen getrunken hatte, aber es war auf jeden Fall zu viel gewesen.
Doug ging zu einem Aquarium, krempelte einen Ärmel hoch und wühlte unter einem traurig aussehenden Hummer herum. Er fischte eine Handvoll Austern aus dem Wasser und brachte sie tropfnass zurück an den Tisch.
Er schnitt die Chilischote auf, schabte die Kerne heraus, rollte die Zitrone auf dem Tisch hin und her und stach ein Loch hinein. Dann brach er eine Auster auf, träufelte ein wenig Zitronensaft hinein, tat ein paar Chilikerne darüber und reichte sie ihr.
Falls er gedacht hatte, sie würde diese Auster jetzt supersexy vor ihm ausschlürfen, hatte er sich aber geirrt. Sie schnappte sich die Muschel und kippte sie hinunter. Sie war fleischig und nass und salzig und unglaublich scharf. Sie hatte noch kein Wasser, also musste sie den Wein hinunterstürzen, den er ihr reichte.
»Muscadet.« Doug trank einen Schluck direkt aus der Flasche. »Streng genommen ein Dessertwein. Ein Knaller zu Schalentieren.«
Sie hätte es anders ausgedrückt, aber es war sehr lecker. Sie nahm sich noch eine Auster und griff nach dem Messer.
Er grinste. »Dann mal los.«
»Sie haben drei neue Nachrichten.«
› Hi Greg, hier ist Paul Dunn von der Irish Mail. Hab gehört, bei The Station ging’s heute rund. Wir bringen morgen einen Artikel darüber und würden gern deine Version der Geschichte hören. Ruf mich an. ‹
› Ach, hi, Greg, Süßer, hier ist Greta von Venom Models. Wollte dich nur daran erinnern, dass wir heute unseren fünften Geburtstag im POD feiern, und du bist auf der VIP – Gästeliste. Das wird toll, also komm auf jeden Fall, ja? Ciaooo! ‹
Bitte. Greg pulte mit dem Daumennagel das Etikett von der Whiskeyflasche. Bitte lass die letzte Nachricht von Saffy sein. Bitte. Er versuchte seit Stunden, sie zu erreichen, aber ihr Handy war immer noch ausgeschaltet.
› Greg! Alles in Ordnung? Bitte ruf mich an und sag mir Bescheid. Ich mache mir echt Sorgen um dich. Hier ist das totale Chaos. Alle sind völlig fertig. Ich muss mit dir reden. Ach so, ich bin’s, Tanya Casey, aus der Maske. ‹
Er goss sich ein Glas Jack Daniels ein. Er hatte ihn auf dem Rückweg zum Hotel gekauft. Dass irgendein Depp vom Zimmerservice einem Geier wie Paul Dunn eine Geschichte darüber verkaufte, wie ›Greg Gleeson seinen Kummer ertränkt‹, hätte er jetzt echt nicht gebrauchen können. Was er brauchen konnte, war ein ordentlicher Rausch. Aber erst musste er noch herausfinden, was passiert war, nachdem er den Set verlassen hatte. »Oh mein Gott! Greg!« Tanya musste gegen den Lärm im Hintergrund anschreien. »Ich hoffe, es war okay, dass ich dich angerufen habe. Ich habe deine Nummer von Roisins Telefonliste.«
Es war nicht okay, aber jetzt war vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, ihr das zu sagen. »Du wolltest mit mir sprechen?«, fragte er schroff.
»Greg, es ist alles voll krass. Sie haben den Dreh abgebrochen. Die ganze Crew ist hier im Gravedigger in Glasnevin, alle besaufen sich, und es gibt voll die Gerüchte. Du glaubst nicht, was sie alles reden ...«
Er versuchte, ruhig zu bleiben. »Was denn?«
»Was? Ich verstehe dich kaum ... es ist so laut hier. Sag mir doch einfach, wo du bist, und ich komme zu dir.«
Dougs Akzent tat ihr langsam weh, und sein Ego war anscheinend aus Teflon. Er schien es unglaublich witzig zu finden, wie sie ihn abblitzen ließ. Anstrengend. Als sie das La Boheme verließen, war sie so müde, dass sie kaum noch stehen konnte. Er hakte sie unter und führte sie über eine vierspurige Straße zu einem Fast-Food-Schuppen namens Nick’s.
Das Lokal war voller Teenager und einer Gruppe Engländer, die einen Junggesellenabschied feierten. Doug bestellte zwei Cheeseburger, eine Flasche Wasser und zwei Pappbecher.
»Ich esse keine Burger, und ich habe auch gar keinen Hunger.« Saffy sank auf einen gelben Plastikstuhl und stützte die Ellenbogen auf den roten Resopaltisch. Die schwarz-weißen Bodenfliesen verschwammen ihr immer wieder vor den
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