An und für dich
und weich und feucht an. Er hätte gern seine Wange daran gerieben. »Was habe ich da gerade genommen?«
»Ecstasy.« Sie hatte eine fantastische Stimme. Hoch und klar und süß. Die war ihm vorher noch nie aufgefallen. Wunderschön.
Alles um ihn herum war wunderschön. Über seinem Whiskeyglas schwebte ein goldenes Licht. Eine Orchidee in einer Vase auf dem Nachttisch sah so köstlich aus, dass er am liebsten hineingebissen hätte. Winzig kleine Glühwürmchen schwirrten um die Nachttischlampe.
Er stand auf. Seine Knie fühlten sich an wie etwas, das Porsche konstruiert hatte. Er wollte das gerade Tanya sagen, da fiel sein Blick auf sein eigenes Spiegelbild. Er stand da und starrte sich an. Mein Gott. Er war wunderschön. Wieso hatte ihm noch nie jemand gesagt, wie verdammt schön er war? Er hatte fast das Gefühl, von seinem Anblick schwul zu werden.
Doug war einer dieser anstrengenden Australier, die die Welt als einzigen Vergnügungspark betrachten. Er war überall gewesen und hatte alles schon gemacht. Tauchlehrer in Malaysia? Klar. Ein Jahr Koch in einem Straßencafé in Bangkok? Auch das. Ein halbes Jahr Straßenkünstler in Argentinien? Sicher doch. Tourneekoch für eine japanische Punk-Girlband? Erledigt. Und dann war er anscheinend eines Morgens aufgewacht und hatte beschlossen, ein Restaurant in Dublin zu eröffnen.
»Und, wie heißt sie?« Langsam gefiel es Saffy bei Nick’s. Der gelbe Plastikstuhl war wirklich total bequem. Sie fühlte sich angenehm entspannt und satt. Sie hatte ihren Burger aufgegessen. Die vier Stunden waren fast um. Bald, ganz bald konnte sie endlich nach Hause gehen und schlafen.
Doug nahm ihren Pappbecher und goss ihr den letzten Schluck Wein ein. »Wie heißt wer?«
»Ich hör zwischen den Zeilen Frauen raus. Miss Schweden. Miss Thailand. Miss Japan. Du bist doch nicht nur so nach Dublin gekommen. Da war doch mindestens Miss Irland beteiligt.«
Doug zuckte mit den Schultern. »Sie heißt Connie Stokes.«
»Wow!« Connie Stokes war tatsächlich vor zwei Jahren Miss Irland gewesen. »Und?«
Er sah auf die leere Burgerschachtel. »Und vielleicht kannst du mir ja was erklären. Wenn ich einer Frau ausdrücklich sage, dass ich sie liebe, aber noch nicht bereit bin, eine Familie zu gründen, und sie sagt, das ist okay, und wenn ich ihr dann nicht sofort zu Weihnachten einen Ring unter den Baum lege, wieso sieht sie mich dann nur noch an wie ein halb gekautes Twisty?«
War sie so mit Greg umgegangen? Hatte sie ihn angesehen wie ein halb gekautes Twisty? Was auch immer jetzt ein halb gekautes Twisty war.
»Sie hat mir ein Ultimatum gestellt. Und mir einen Haufen Mist erzählt, von Haien und dass man immer in Bewegung bleiben muss. Also hab ich das getan. Habe mich bewegt und bin ausgezogen.«
»Na ja, aber irgendwer hat sie dann doch geheiratet«, sagte Saffy. »Die Klatschpresse war voll davon.«
»Ja. Connie hat ihren Kerl gefunden. Hat ihn gejagt, mit dem Lasso eingefangen und vor den Altar gezerrt. Yeehaw!« Doug stieß mit seinem Pappbecher gegen ihren. »Prost«, sagte er. »Und sie lebten unglücklich bis an ihr Lebensende. Und wo wir gerade vom Ende sprechen, ich hoffe, du hast noch Platz für das legendäre Doug-Lee-Zartbitterschokoladen-Blutorangen-Soufflé gelassen.«
»Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?« Saffy schüttelte den Kopf. »Wir sind doch fertig. Du hast von einem Abendessen geredet. Das hatten wir. Ich bin total kaputt und muss in sechs Stunden schon wieder aufstehen.«
»Wir hatten Vorspeise, Hauptgericht und Nachtisch abgemacht. Versprochen ist versprochen. Ich wohne auch gleich um die Ecke.«
Sie sah auf die Uhr. Das Ziffernblatt verschwamm ein wenig. Alles verschwamm ein wenig. Die schwarz-weißen Fußbodenfliesen sahen aus, als würden sie pulsieren. Saffy merkte plötzlich, dass sie sehr, sehr betrunken war.
»Du hast noch genau feiundzwünfzig Minuten«, sagte sie. »Ich meine, zweiundfünfzig Minuten. Dann bin ich hier weg. Ich meine, dann bin ich da weg. Wo auch immer.«
Es war Donnerstagabend, aber in Temple Bar war ganz schön was los. Trotz der angeblichen Konjunkturflaute standen unglaublich viele Leute in Trauben vor den Pubs, unterhielten sich, lachten, rauchten und flirteten, was das Zeug hielt. Auf dem Platz in der Mitte spielte ein Bettler »Galway Girl« mehr schlecht als recht auf dem Akkordeon. Ein junger Mann mit Dreadlocks malte einem betrunkenen Anzugträger ein Hennatattoo auf den Bauch. Zwei Frauen mit Teufelshörnern
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