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Analog 01

Analog 01

Titel: Analog 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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gemessen, und es gelang mir, daraus eine präzise Gleichung für die Beziehung zwischen gemessenem Gewicht, ursprünglichem Gewicht des Fahrzeugs im Ruhezustand und Bewegungsgeschwindigkeit abzuleiten. Sie lautet wie folgt …
    (An diesem Punkt begab sich Professor Nessitor zum Demonstrationsschirm in der Mitte und schrieb darauf die umstrittene Formel nieder. Das soll das erste Mal gewesen sein, daß sie je öffentlich vorgeführt wurde.)
    In der von Nessitor verwendeten Form sieht sie folgendermaßen aus:
    (Gewicht bei der Geschwindigkeit v ) = (Ruhemasse m) (1 – v 2 - c 2 )
    (Als die Formel gezeigt wurde, herrschte Schweigen, denn die anderen erwogen ihre Implikationen.)
    Spottipon (nachdenklich): Ich glaube, ich kann die Bedeutung des größten Teils davon verstehen. Aber was ist das für eine Konstante c, die in Ihrer Gleichung vorkommt?
    Nessitor: Es ist eine Geschwindigkeit, eine neue Naturkonstante. Da sie das Maß mißt, in dem ein Gegenstand leichter wird, wenn er sich mit der Geschwindigkeit v bewegt, schlage ich vor, die Grundkonstante c die „Leichtgeschwindigkeit“ zu nennen.
    Spottipon (ungläubig): Sie behaupten, daß dies überall auf Listwolme gilt? Daß Ihre Gleichung von der Lage des Ortes unabhängig ist, an dem das Experiment durchgeführt wird?
    Nessitor: Das behaupte ich in der Tat. In einer Reihe von Experimenten, die an vielen Stellen der Oberfläche durchgeführt wurden, wurde überall das gleiche Ergebnis erzielt; überall ergab sich dieselbe Geschwindigkeit „ c “. Sie ist nahezu viermal so groß wie die Geschwindigkeit des schnellsten Fahrzeugs.
    (Es kam zu einer langen Pause, während der man sehen konnte, wie Professor Spottipon rasch etwas auf eine Schiefertafel kritzelte. Als er fertig war, trug sein Gesicht einen Ausdruck tiefer Erleuchtung.)
    Spottipon: Professor Nessitor, aus der Gleichung, die Sie aufgeschrieben haben, ergeben sich einige merkwürdige Schlußfolgerungen. Sie behaupten, daß es ein Leichterwerden des Gewichts in Abhängigkeit von der Oberflächengeschwindigkeit gibt. Das wäre akzeptabel, aber Sie haben Ihre Gleichung nicht bis zum logischen Ende durchdacht. Ist Ihnen klar, daß es eine Geschwindigkeit geben muß, bei der das Gewicht verschwindet? Wenn v = c , tritt der Fall ein, daß ein Körper überhaupt keinen Druck mehr auf die Waage ausübt! Was noch schlimmer ist: Wenn v Ihre „Leichtgeschwindigkeit“ überschreitet, erhält man ein negatives Gewicht. Wenn das wahr wäre, würde ein Fahrzeug, das sich mit einer solchen Geschwindigkeit bewegt, gänzlich vom Boden wegfliegen. Das Ergebnis wäre die seit langem aufgeworfene und nachweislich unmögliche „Flugmaschine“.
    Nessitor (ruhig): Wie Professor Spottipon mit seinem gewohnten Scharfsinn erkannt hat, ist die Leichtgeschwindigkeit eine höchst grundlegende Konstante. Ich interpretiere das folgendermaßen: Da es klarerweise lächerlich ist, daß ein Körper ein negatives Gewicht haben könnte, verrät uns die Gleichung etwas höchst Scharfsinniges. Wie sie aufzeigt, ist es ausgeschlossen, daß ein Körper je die Leichtgeschwindigkeit überschreitet. Die Geschwindigkeit c , die wir aus diesen Experimenten ableiten können, stellt die Höchstgeschwindigkeit dar, die überhaupt je erreicht werden kann.
    (Aufregung. Die versammelten Wissenschaftler begannen unter sich zu reden, einige offen ungläubig, andere holten ihre Schreibtäfelchen hervor und schrieben ihre eigenen Berechnungen auf. Schließlich übertönte eine laute Stimme das allgemeine Durcheinander.)
    Stimme: Professor Nessitor! Haben Sie schon einen Namen für diese Ihre neue Theorie?
    Nessitor (schreiend, um sich Gehör zu verschaffen): Ja. Da die Auswirkungen einzig und allein von der Bewegung relativ zum Boden abhängen, schlage ich vor, daß die neuen Ergebnis se RELATIVITÄTSPRINZIP genannt werden sollten. Ich glaube, daß … .
    (Professor Nessitors weitere Ausführungen gingen unglücklicherweise im allgemeinen Lärm der aufgeregten Versammlung unter.)
     
    Sechs Monate verstrichen, bis sich Professor Nessitor erneut auf einer Sitzung der Akademie zeigte. In diesen Monaten hatte es viele Spekulationen und hitzige Auseinandersetzungen gegeben, aber auch die Forderung nach weiteren Experimenten. Vor einer erwartungsvollen, aber noch immer skeptischen Zuhörerschaft hielt der Professor seine zweite Ansprache.
    Nessitor: Hochgeschätzte Kollegen, als ich das letzte Mal hier vor Ihnen stand, wurden Forderungen nach Beweisen laut, nach

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