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Analog 01

Analog 01

Titel: Analog 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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im Irrenhaus, aber die Maschine produziert weiter ihre Erfindungen. Universal Patents verwaltet seinen Nachlaß. Interessant. Hmm.“ Einen Augenblick durchdachte er alle Möglichkeiten. Aber es schien sich kein Strohhalm zeigen zu wollen. Es war hoffungslos. Sie zählte auf ihn als eine Art von allerletzter Hoffung, aber er konnte beim besten Willen nichts für sie tun. „Tut mir leid, Mrs. Welles. Ich kann Ihnen nicht helfen. Ich kann den Fall nicht übernehmen.“
    Aber sie gab nicht so schnell auf. „Hat der größte Strafverteidiger diesseits des Mississippi etwa Angst, einen Prozeß wegen einer einfachen Patentsverletzung zu verlieren?“
    „Mrs. Welles …“ Er spielte versonnen mit den Füllern auf seinem Schreibtisch, seine Stimme wurde unpersönlich. „In den zurückliegenden Jahren sind mit dem Patentrecht einige traurige Veränderungen vonstatten gegangen. Lassen Sie mich Ihnen einen kurzen historischen Überblick geben. In der Zeit von 1985 bis 2000 wies der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten jedes beantragte Patent ab. Tatsächlich ging man sogar so weit, das Patentsystem abzuschaffen. Die legislative Reaktion darauf war außerordentlich stark. Daher führte der Kongreß im Jahre 2002 neue Patentstatuten ein, wobei die Gründe, die früher vom Gerichtshof zu einer Patentsverletzung zählten, fast vollkommen entfernt wurden. Vielleicht erweist sich der neue Patentstatus eines Tages als rechtlich nicht haltbar, aber bis zu diesem Tag, an dem das Gericht ihn wieder abschafft, ist er Gesetz.“
    „Das ist mir alles bekannt“, sagte Ellen Welles.
    Er beugte sich nach vorne und studierte die bleichen Züge. „Wissen Sie auch, daß nach den Statuten von 2002 eine Patentsverletzung ein Kriminaldelikt ist?“
    Ihre tiefliegenden Augen funkelten ihn an. „Ja. Patentverletzung gehört heute zu den Kapitalverbrechen. Es wird mit der Todesstrafe geahndet.“
    Der Anwalt erhob sich nervös von seinem Stuhl und schritt vor der Frau im Raum auf und ab. Schließlich sah er ihr wieder unverwandt ins Gesicht. „Mrs. Welles, irgend etwas fehlt hier. Ich komme nicht durch zu Ihnen. Wenn Ihre Gesellschaft den Prozeß verliert, dann wird jemand sterben müssen. Und Sie, da Sie einer Rechtsverletzung angeklagt sind, werden diese Person benennen müssen. Andernfalls verlieren Sie den Prozeß aufgrund von Mehrheitsurteilen, und das Gericht wird beliebige Personen aus dem Management zur Verantwortung ziehen. Wie zum Beispiel den Präsidenten oder den Vorsitzenden des Aufsichtsrates.“
    Mrs. Welles lächelte verzerrt. „Das weiß ich, Mr. Thomas. Und daher werde ich sowohl als Präsidenten wie auch als Aufsichtsratsvorsitzenden mich selbst einsetzen.“
    Er rollte mit den Augen. „O Gott“, murmelte er.
    „Es wird eine Geschworenenverhandlung geben“, sagte sie.
    „Der Richter könnte den Geschworenen den Fall aus den Händen nehmen und selbst einen Richterspruch fällen.“ Er dachte darüber nach. „Wer ist der Richter?“
    „Speyer.“
    Quentin Thomas erstarrte.
    „Sie haben sicher schon von ihm gehört?“ erkundigte sich Ellen Welles.
    „In unseren Kreisen kennt man ihn als ‚Speyer, die Spinne’“, antwortete der Mann leise.
    „Ich weiß. Ich ließ Nachforschungen anstellen. Wie ich hörte, ist der Mann ein latenter Psychopath.“
    „Da haben Sie richtig gehört. Er hatte bereits zwei Patentrechtsfälle unter den neuen Statuten. In beiden Fällen sprach er den Geschworenen den Fall ab. Und er verhängte in beiden die Todesstrafe. Es hilft alles nichts mehr, tut mir leid. Sie müssen sich den Wünschen Ihrer Konkurrenz fügen, Mrs. Welles. Sie haben keine andere Wahl mehr.“
    „Daran haben wir auch schon gedacht. Aber sie wollen einen Anteil von fünfzig Prozent am Verkaufspreis von Fiber K. Wir würden mit jedem Kilo Geld verlieren und wären innerhalb von drei Monaten bankrott. Keine andere Wahl mehr. Wir müssen kämpfen.“
    „Vielleicht können Sie das Patent kaufen?“
    „Haben wir ebenfalls versucht. Kull und Ordway von Universal Patents sagten, sie würden niemals zulassen, daß das Patent zu ihren Lebzeiten verkauft wird.“
    „Ich verstehe.“ Wieder dachte er nach. „Und Sie wollen sich selbst als das Opfer benennen – optieren, wie man das nennt?“
    „Ja.“
    Er zeigte sein Unbehagen unverhüllt. „Das ist nicht unbedingt nötig, Mrs. Welles. Sie haben eine Tochter … zwölf … dreizehn? Es besteht kein Grund, dieses Risiko persönlich auf sich zu nehmen. Sie können

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