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Analog 01

Analog 01

Titel: Analog 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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Einsicht gab uns schließlich die Antwort darauf.“
    Kertesz hob eine Braue. „Dr. Langly?“
    „Die Lösung lag die ganze Zeit vor unseren Augen“, sagte Kenton, dem diese Selbstanklage vorübergehend die Kehle zuschnürte. „Aber aus irgendwelchen Gründen ist uns das nie aufgefallen. Die Thrulmodier erwiesen sich als weitgehend resistent gegen Strahlenkrankheiten und verwendeten darüber hinaus noch einen nur unzulänglich abgeschirmten Reaktor auf ihrem Schiff. Aber wir wissen, daß Strahlung Krebs bewirken kann, eine Krankheit, die bei ihnen unbekannt ist. Entweder sie logen, oder sie hatten eine äußerst effektive Krebsheilmethode, von der sie bloß nichts wußten. Das konnte nur ihre Wiedergeburt sein.
    Als der Botschafter krank wurde, vermuteten wir zu Recht, daß eine Wiedergeburt überfällig war, aber wir konnten sie nicht auslösen. Dann, vor vier Tagen, erinnerte ich mich an die Worte ihres Arztes, wonach Kernenergie die Hauptenergiequelle auf ihrer Heimatwelt ist. Im zwanzigsten Jahrhundert haben wir ja selbst Kernenergie eingesetzt, aber sie wurde nie zu unserem Hauptenergielieferanten, weil die Brennstoffbeschaffung immer schwieriger, die Sicherheitsrisiken immer untragbarer und die Kosten der Entsorgung immer höher wurden. Es gibt meines Erachtens nur eine Möglichkeit, um Kernenergie langfristig und ökonomisch einsetzen zu können.“
    „Und die besteht darin, daß die gesamte Oberfläche des Planeten mit radioaktivem Material durchsetzt ist“, sagte Kertesz leise. Es war keine Frage.
    Kenton runzelte die Stirn. „Sie wußten es?“
    „Ich habe es erraten“, korrigierte er. „Ich hoffte, ich hätte mich getäuscht. Also ist der hohe Strahlungspegel der Auslöser?“
    Kenton nickte. „Die Alpha-Drüse wird durch eine radiosensitive Membran vom Blutkreislauf abgeschlossen. Wenn diese hinreichend durch Strahleneinwirkung zerstört ist, dann löst sie sich auf und leitet die Wiedergeburt ein. Der Adjutant scheint genau auf der Kippe gestanden zu sein, als sie hier ankamen, und die angesammelte Strahlung in seinem Blut konnte den Prozeß beenden. Aber die anderen hatten nicht genügend Strahlung abbekommen, um hier einer Wiedergeburt unterliegen zu können. Aber die Strahlenschäden reichten aus, um mehrere Tumoren zu erzeugen. Wir starteten den Prozeß, indem wir einen Neutronenstrahl auf die Membran richteten.“ Er schnitt eine Grimasse. „Unglücklicherweise mußten wir einen sehr intensiven Strahl einsetzen, um irgendwelche Resultate zu erhalten, dessen Nebenwirkung leider die Fortpflanzungsorgane permanent beschädigte. Ein hoher Preis für ein Leben.“
    „Ja.“ Einen Augenblick betrachtete Kertesz schweigend die Sterne. „Jetzt werden wir ihnen die Krüger-Basis überlassen müssen. Sie tun mir leid.“
    „Was?“ fragte Anne, die der abrupte Themen Wechsel verwirrt hatte. „Warum?“
    „Tut mir leid. Ich habe laut gedacht.“
    „Warum müssen wir ihnen die Krüger-Basis zurückgeben?“
    „Oh, nicht aus rechtlichen Gründen, sondern aus … nun, aus moralischen Gründen.“ Kertesz seufzte. „Sehen Sie: Die Thrulmodier sind eine junge, aggressive Rasse, die uns in vieler Hinsicht ähnelt. Sie haben die Raumfahrt entwickelt und erkunden ihr eigenes System, daher werden sie zwangsläufig auch von Reisen zu den Sternen und von Kolonisierung träumen. Nur – damit ist es vorbei, bevor es überhaupt begonnen hat. Sie können ihr System niemals auf Dauer verlassen.“
    Plötzlich verstand Kenton. „Die Strahlung. Ohne sie kann keine Wiedergeburt stattfinden. Und ohne die Wiedergeburt sind sie anfällig für Krebs und alle Virenkrankheiten. In einer sterilen Umgebung könnten sie nicht länger als sechs Monate überleben.“
    Annes Gesicht schien plötzlich wie aus Stein gemeißelt. „Oh nein“, stieß sie hervor. „Aber könnten sie denn keine radioaktiven Stoffe bei sich tragen?“
    Kenton zuckte die Achseln. „Vielleicht, obwohl das die Gefahr birgt, daß sie die Strahlung zu sehr konzentrieren. Aber es spielt auch keine Rolle. Man kann eine Welt nicht wirklich kolonisieren, wenn man Raumanzüge und ein Lebenserhaltungssystem tragen muß. Das ist einfach nicht dasselbe – man ist sich immerzu bewußt, nicht dorthin zu gehören. Und wie sieht es mit der Nahrung aus? Ihre Pflanzen und Tiere sind wahrscheinlich ebenfalls auf die Strahlung angewiesen.“
    „Aber es muß doch auch andere Welten mit Oberflächenradioaktivität dort draußen geben“, argumentierte Anne.

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