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Analog 01

Analog 01

Titel: Analog 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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psychischen Batterien wieder aufzuladen. Dann konnte er dieses verdammte Kartellgutachten schreiben.
    Er brauchte einen Fall mit Todesstrafe.
    Er nahm seinen Terminkalender zur Hand und hakte die Termine einen nach dem anderen ab.
    Die Sparte der gewöhnlichen Kriminalfälle setzte sich wie immer zusammen: Computermanipulationen, Erpressungen, bewaffnete Raubüberfälle, Drogen, Vergewaltigungen, sogar ein Mord. Aber keine Todesstrafe. Er brauchte eine Verhandlung, in der er den Angeklagten zerschmettern konnte. Nichts. Wie konnte er sich nur neu energetisieren?
    Er legte die Kriminalfälle beiseite.
    Wie sah es denn im Zivilrecht aus? Vergeblich, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Was für Wonnen hielten schon Unterschlagungen, Vertragsbrüche, Betrug und Diskriminierung von Angestellten bereit?
    Und dann fiel sein Blick auf eine einfache, knappe Eintragung: Universal Patents gegen Welles Engineering Corp . Patentverletzung.
    Das war es.
    Sein Herz begann schneller zu schlagen.
    Er konnte es schaffen. Den da konnte er innerhalb von zwei Gerichtstagen fertigmachen. Angefangen am Freitag. Soll der unglückselige Angeklagte ruhig das Wochenende über schmo ren. Am Montag dann alles beenden. Und Montagnachmittag mit dem verfluchten Kartellgutachten beginnen.
     
    „Warum ich?“ fragte Quentin Thomas. Er betrachtete seine Besucherin nachdenklich. Sie war bleich und schlank bis fast zur Ausgezehrtheit. Tiefliegende Augen akzentuierten ihre vorstehenden Wangenknochen. Er entdeckte feine Spuren von Make-up, es sah fast so aus, als hätte sie begonnen, Lippenstift, Rouge und Puder aufzutragen, dann aber die Sinnlosigkeit ihres Bemühens eingesehen und alles nachlässig wieder abgewischt. Sie trug einen dunkelgrauen Anzug mit dazu passender hellgrauer Bluse und eine schwarze Krawatte.
    „Warum ich?“ wiederholte der Anwalt leise.
    Ellen Welles knetete das Taschentuch in ihrer Hand. „Mein Gesellschaftsanwalt will den Fall nicht übernehmen, da es sich um einen Patentfall handelt, der einer äußerst subtilen Handhabung bedarf.“
    „Aber es gibt hier in Port City sechs größere Anwalts firmen, die sich mit Patentfragen befassen – warum dann ausgerechnet ich?“
    „Wir haben alle aufgesucht. Sie haben uns abgewiesen. Aber bei jeder wurden wir an Sie verwiesen, Mr. Thomas. Sie scheinen …“ – sie suchte nach Worten – „… eine … bestimmte Reputation zu haben.“
    Nun lächelte Quentin Thomas fast. „Haben Sie die Unterlagen dabei?“
    Sie holte sie aus ihrem Aktenköfferchen. Während sie sie ihm hinüberreichte, sah sie sich in dem Raum um. „Ist das hier Ihr Büro?“
    „Es ist ein Vorzimmer meines Apartments. Hier lebe und arbeite ich.“
    „Nur Sie? Keine Partner? Keine Mitarbeiter?“
    „Nur ich. Wenn ich Nachforschungen anstellen lassen muß, dann wende ich mich an den Rechtsbeistandsservice. Wenn ich Unterlagen getippt haben möchte, dann diktiere ich sie einfach einem öffentlichen Diktaphon. Aber sehen wir uns doch mal an, was Sie hier haben.“ Er überflog das Dokument flüchtig. „Universal Patents, Kläger, gegen Welles Engineering Corp. und Ellen Welles, Angeklagte. Standardbehauptungen bezüglich der Inhaberschaft des Patents für ‚elektrisch leitfähige Polymere’. Verletzung durch die Angeklagten durch Herstellen und Verkaufen ihres Produktes ‚Fiber K’, eingeschlossen Verstoß gegen Patent …“ Er sah sie an. „Verstoßen Sie tatsächlich dagegen?“
    „Ja. Wir operieren buchstäblich im Bereich ihres Patents.“
    „Und das Patent ist gültig?“
    „Nach unserem Wissen, ja. Die besten Referenzen wurden zitiert. Unser Produkt erfüllt alle Kriterien des Patents hundertprozentig.“
    „Können Sie denn die Produktion dieses Erzeugnisses … wie heißt es doch gleich … Fiber K nicht einfach einstellen?“
    „Es ist unser Hauptprodukt. Die ganze Gesellschaft fußt nur darauf. Wir begannen unsere Forschungen schon vor mehreren Jahren, stiegen ins Geschäft ein, begannen mit dem Verkauf und beantragten unser Patent. Dann beantragten Universal Patents ihre eigenes Patent darauf. Sie waren uns voraus. Zuerst konnten wir es nicht glauben. Sie hatten nicht mal irgendwelche Forschungen unternommen. Nur ein Papierpatent, das von einem Computer zusammengestellt worden war. Einem Erfindercomputer.“
    „Faust“, murmelte Quentin Thomas.
    „Was?“
    „Faust. So heißt der Computer. Er wurde von einem Mann namens Robert Morissey erfunden. Er selbst ist heute irgendwo

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