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Analog 01

Analog 01

Titel: Analog 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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einen Vertrag mit einer unheilbar kranken Person unterzeichnen – jemandem, der nur noch weni ge Monate zu leben hat. Die Gesetze erlauben ein Optieren jeder Person, die dazu bereit ist.“
    „ Ich bin unheilbar krank“, sagte sie mit Grabesstimme. „Ich bin genau die richtige Person. Das ist einzig und allein meine Show.“
    Großer Gott, dachte er, sie sitzt da und unterhält sich logisch und beherrscht über das alles, und dabei muß sie sterben. „Tut mir leid“, sagte er. „Das wußte ich nicht.“
    „Lorie ist jetzt dreizehn. Ich möchte ihr gerne etwas hinterlassen, von dem sie leben kann. Ausbildungsfinanzierung. Wenn Sie den Fall übernehmen, tun Sie es für sie. Wenn Sie mich abweisen, muß ich die Angelegenheit auf pro se -Basis selbst in die Hand nehmen – und ich war in meinem ganzen Leben noch nie in einer Anwaltsschule, Mr. Thomas.“
    Sie wartete.
    Er dachte wieder nach. Da war dieser andere Patentfall, der darauf wartete, vor den Obersten Gerichtshof gebracht zu werden, Universal Patents gegen Williams. Der Angeklagte, über den nach den neuen Statuten die Todesstrafe verhängt worden war, argumentierte nun, diese Statuten seien ungesetzlich, da sie eine Revision verweigerten. Man erwartete vom Obersten Gerichtshof eine Klärung, die Frage blieb nur, wann. Konnte er Speyer zu einer Aussetzung des Verfahrens bewegen, bis das Gericht in Sachen Williams entschieden hatte? Wenn nicht, auf welche anderen Möglichkeiten konnte er hoffen? Wie er wußte, hatte das Patentamt der Vereinigten Staaten sich inzwischen voll und ganz auf die Gültigkeit des Fiber-K-Patents eingestellt. Vielleicht konnte er die Patentkommission davon überzeugen, daß das Patent auf sehr wackligen Beinen stand. Und dann war da noch Jethro Kull, der Eigentümer von Universal Patents, der gigantischen Gesellschaft, die das Patent innehatte. Er könnte Kull in den Zeugenstand bitten und ihn dort ein wenig foltern.
    Aber was hatten sie damit im Endeffekt wirklich erreicht?
    Nichts.
    Er konnte sich nur mit einem trösten: Die Situation der Angeklagten konnte sich nicht mehr verschlechtern, aber die Gegenseite zeigte vielleicht doch noch Schwächen während der Dauer des Prozesses. Hier verhielt es sich wie bei jedem ande ren Rechtsstreit auch, an dem große Gesellschaften beteiligt waren. Die seltsamsten Dinge konnten passieren.
    Langsam begann der Fall sein Interesse zu wecken.
    Sie sah ihn durchdringend an. „Werden Sie den Fall übernehmen, Mr. Thomas?“
    Er hielt die Hand hoch. „Einen Augenblick.“ Er wandte sich an die Sprechanlage auf seinem Schreibtisch und sagte: „Kodex 9.“
    Die Antwort kam unverzüglich. „Ja, Mr. Thomas?“
    „Ich wüßte gerne das Nettovermögen der Welles Engineering Corporation.“
    „Ich kann Ihnen die offiziellen Zahlen aus dem letzten Geschäftsbericht übermitteln. Kosten wären einhundert Dollar.“
    „Haben Sie nichts Tiefergehendes?“
    „Ich kann Ihnen todsichere Daten geben, die auf den ersten fünf Geschäftsmonaten basieren, eingeschlossen eine Schätzung des Juni-Einkommens.“
    „Wieviel?“
    „Diese Information wird Sie fünfzigtausend Dollar kosten.“
    „Ich akzeptiere.“
    „Das Nettovermögen, basierend auf den Daten bis zum dreißigsten Juni, beträgt drei Millionen einhunderttausend, plus minus zehntausend.“
    Er sah die Frau prüfend an. Sie zuckte die Achseln.
    „Ist das alles, Mr. Thomas?“ fragte die unsichtbare Interkomstimme.
    „Wem gehört das Vermögen?“
    „Für fünftausend?“
    „Einverstanden.“
    „Im Umlauf sind dreitausend Anteile. Davon gehören zweitausend Mrs. Ellen Welles, einer Witwe, die restlichen ihrer Tochter Lorie Welles.“
    „Vielen Dank, Kodex 9.“ Er schaltete ab.
    „Wie ich sehe, muß ich meine internen Sicherheitsvorkehrungen mal wieder überholen lassen“, kommentierte Ellen Welles trocken.
    „Keine Sorge. Sie stückeln sich ihre Informationen hauptsächlich aus öffentlichen Informationen via Computer zusammen.“
    „Und gelegentlich auch mit Schmiergeldern?“
    „Ja.“
    „Worauf wollen Sie hinaus, Mr. Thomas?“
    „Mein Preis ist hoch.“
    „Wieviel.“
    „Wenn ich gewinne, ein Drittel des Kapitals von Welles Corporation.“
    „Und wenn Sie verlieren?“
    „Nichts.“
    „Wer bezahlt anfallende Ausgaben und dergleichen?“
    „Ich meine und Sie Ihre.“
    „Der Handel gilt“, sagte Ellen Welles. Sie stand auf. „Meine Anwälte werden augenblicklich den Vertrag ausarbeiten. Sie werden ihn spätestens

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