Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Analog 01

Analog 01

Titel: Analog 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
Vom Netzwerk:
nicht.“
    „Oak Street?“ fragte die ferne, gleichgültige Stimme.
    „Kann schon sein.“
    „Ich verbinde.“
    Der Anwalt gab Morissey den Hörer. „Fragen Sie ihn, ob er heute nachmittag mit dem Flugzeug nach Port City kommen kann.“
    „Hallo? Hallo?“ Sie lauschten der zornigen Stimme.
    „Jim?“ fragte Morissey.
    „Ha? Was für ein gottverlassener Idiot ruft mich denn um diese Zeit an?“
    „Ich bin’s, Bob Morissey.“
    „Nein!“
    „Doch. Und du kannst mir einen Gefallen tun.“
    „Derselbe Bob Morissey, der mir nur eine Zwei in Statistik gab, möchte jetzt, daß ich ihm einen Gefallen erweise?“
    „Komisch, daß du das jetzt erwähnst. Ich hatte bereits beschlossen, eine Eins daraus zu machen.“
    „Sagen wir Eins plus.“
    „Gut, Eins plus.“
    „Abgemacht.“ Doch dann verschwand der spöttische Unterton aus der Stimme und mit einemmal zeigte sie deutliche Besorgnis. „Bob, was ist los? Wie kann ich dir helfen?“
    Quentin Thomas lächelte fast. Mit ein wenig Unterstützung der Fluggesellschaft konnte Professor Cleveland mit größter Wahrscheinlichkeit pünktlich zum Verhör erscheinen, wenn das Gericht morgen wieder zusammentrat.
    Am Sonntagabend, als Thomas und Morissey gerade in Thomas’ kleiner Eßecke zu Abend aßen, summte das Computerterminal plötzlich.
    Der Anwalt entschuldigte sich, eilte in sein Arbeitszimmer und schaltete ein.
    Wer ruft?
    Washington, Oberster Gerichtshof – über den heißen Draht. Hier BNA.
    Das Büro für Nationale Angelegenheiten wollte ihm etwas über Universal Patents gegen Williams erzählen.
    Sprechen Sie.
    Der Oberste Gerichtshof hat heute nachmittag in einer außergewöhnlichen Sitzung beschlossen, dem Einspruch des Angeklagten im Fall U. P. v. Williams stattzugeben. Die Abstimmung war geheim. Williams wird der erste zu verhandelnde Fall am Montagvormittag sein. Man rechnet mit …
    Es kam noch mehr, aber er hatte genug gesehen.
    Gott sei Dank. Nun war alles überstanden. Als erstes würde er am Montagvormittag um eine Vertagung ersuchen. Speyer konnte sie jetzt kaum noch ablehnen, nun, da ihm der Oberste Gerichtshof im Nacken saß.
     
    Als sie den Gerichtssaal betraten, weigerten Kull und Ordway sich, Thomas und Morissey anzusehen. Kein Wunder, dachte der Verteidiger. Mörder, Entführer, Diebe. Alles dabei. Aber unmöglich, es zu beweisen. Unser Wort gegen ihres. Und selbstverständlich habe ich Morissey auch entführt – aus seinem legalen Gewahrsam heraus. Ich könnte auch ins Gefängnis wandern, wenn ich sie anklage. Daher halte ich lieber den Mund.
    Ist auch egal. Wir haben noch ein paar Überraschungen für sie parat – auch ohne Faust. Ohnehin können wir Faust wohl vergessen.
    Er rückte Ellen Welles den Stuhl zurecht, und sie setzten sich – nur um wieder aufzustehen, als Speyer eintrat.
    Und nun wieder der Test, als könne die Sonne nicht wie vorgeschrieben aufgehen ohne den Beweis, daß das Cyanid rein und immer noch voll wirksam war. Die schreckliche Flüssigkeit schwappte im Glas, die Spritze funkelte daneben. (Welche Ironie der abgeschlossene Glasbehälter doch darstellte! Wenn die Dinge tatsächlich zum Einsatz kamen – was spielte es dann noch für eine Rolle, ob ein oder zwei Bakterien in die entehrten Blutbahnen von Ellen Welles gerieten?) Dann wurde das winzige Opfer am Schwanz gehalten und dem totenstillen Publikum gezeigt. Euer Ehren schloß die Todeswerkzeuge wieder in den Glaskasten ein (der immer noch wie ein gräßliches Mahnmal neben den Spinnengemälden stand), und dann erst konnte die Verhandlung beginnen.
    „Anträge?“ fragte Speyer, nachdem die Zuschauer sich wieder gefaßt hatten. Er sah sich neugierig im Saal um, nahm befriedigt die Anwesenheit von Ellen Welles zur Kenntnis und zeigte sich über die von Morissey verblüfft.
    „Euer Ehren“, sagte Thomas, „ich möchte gern einen Antrag einbringen.“
    „Würden die beiden Anwälte bitte vortreten?“ fragte Speyer. Als die beiden vor seiner Bank standen, fuhr er fort: „Ich glaube, ich weiß, welchen Antrag Sie stellen wollen, Mr. Thomas, und ich möchte Sie beide bitten, vorläufig mit gedämpften Stimmen zu sprechen, damit die Geschworenen hiervon nichts erfahren. Verkünden Sie Ihren Antrag.“
    „Eine Vertagung, Euer Ehren.“
    „Mit welcher Begründung?“ fragte Speyer. „Und für wie lange?“
    „Wie Euer Ehren sicher wissen, hat das Oberste Gericht gestern in Sachen Universal Patents gegen Williams dem Ersuchen des Angeklagten stattgegeben,

Weitere Kostenlose Bücher