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Analog 01

Analog 01

Titel: Analog 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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Yorker Philharmonie. Sein Puls schlug rascher. In Gedanken lauschte er nochmals den vier eröffnenden Noten. Diesen gewaltigen, schmetternden Tönen. „Das Schicksal pocht an die Tür“, soll der große Komponist gesagt haben.
    Ah … Schicksal …
    Wir nähern uns der Sache, dachte er.
    Er ging hinüber zum Regal mit den Notenblättern. Schubert … Schumann … Strauss … Da war es. Tschaikowski. Er holte das schmale Bändchen heraus und ging zum Flügel. Kindworths Arrangement der großartigen Vierten Symphonie für Klavier. Tschaikowskis Patronin, Nadejda von Meck, hatte diese Variation im September 1879 gespielt, wonach sie zwei Tage und Nächte bewußtlos gewesen war. Er massierte kurz seine Hände, um die Finger zu entspannen, dann begann er:
     

     
    Ja. Das „Fatum“-Thema. Der unausweichliche Ruf des Schicksals. Das Blut konnte einem dabei in den Adern gefrieren.
    Und was ist Schicksal? Das Fehlen eines freien Willens?
    Er spielte weiter bis zum Andante . Nun, vielleicht. Aber er suchte nach etwas Speziellerem. Etwas viel Speziellerem. Gab es nicht eigentlich drei Schicksale – drei Schwestern – in der alten griechischen Mythologie? Eine Schwester wob das Ge spinst des Lebens, die zweite bestimmte die Länge, und die drit te vernichtete es.
    Aber was hatte das mit ihm zu tun?
    Er hörte auf zu spielen.
    Die erste Schwester hieß Klotho. Und es gab eine Spinne dieses Namens. Jetzt war er auf der richtigen Spur.
    War es möglich, daß das Gewebe, das Welles Engineering herstellte, identisch mit dem war, wie es auch von der Spinne produziert wurde ? Und wenn ja, was hatte das zu bedeuten? Was waren die rechtlichen Konsequenzen? Nach den Buchstaben des Gesetzes konnte man kein synthetisches Produkt patentieren, das identisch mit einer Substanz war, die natürlich vorkam, da die Rechte an dem Produkt dann öffentliches Eigentum waren. Man konnte in diesem Fall lediglich den Herstellungsprozeß patentieren lassen. Aber Fausts Patent beinhaltete nur eines: die Substanz als Produkt. Der Prozeß war Nebensache. Und wenn das Patent tatsächlich für ein natürliches Produkt beantragt worden war, dann war es ungültig.
    Er ging hinüber zur Computerkonsole, setzte sich und gab seine Frage ein.
    Schicksalsgöttinnen, griechische Namen?
    Die Antwort leuchtete augenblicklich auf dem Bildschirm auf. Klotho (Clotho), Lachesis, Atropos.
    Ist Klotho auch eine Spinne?
    Ja. Durands Clotho oder Klotho, bekannt als Klotho Duran di, LATR. Von dunkler Farbe mit fünf gelben Streifen auf dem Rücken.
    Hast du ein Röntgenmuster von Klothos Netz?
    Ja. Ein verwirrendes Muster erschien auf dem Bildschirm.
    Quentin Thomas wählte eine Kassette aus und steckte sie in die Eingabe der Konsole. Augenblicklich zeigte sich eine zwei te Grafik auf dem Schirm. Er schüttelte den Kopf. Die Röntgenmuster von Fiber K und der Spinnenseide waren ähnlich, aber die Spinnenseide genügte noch nicht ganz, um das Fiber-K-Patent ungültig zu machen.
    Er wandte sich wieder an die Konsole. Gibt es eine Spinne namens Lachesis?
    Nein.
    Atropos?
    Ja. Atropos ist eine neuentdeckte Mutation. Es gibt nur etwa einhundert bekannte Exemplare.
    Sein Herz schlug schneller. Wann entdeckt?
    2013.
    Das lag lange genug zurück. Wenn es sich um dieselbe Substanz handelte.
    Röntgenmuster des Netzes? fragte er.
    Nein.
    Was nun? Er blieb hartnäckig. Unterlagen? Veröffentlichungen? Forschungsergebnisse? Irgend etwas über Atropos?
    Keine Veröffentlichungen. Die Gesellschaft der Spinnenforschung gewährte James Cleveland, Professor der Entomologie an der Universität von Missouri, zehntausend Dollar zur Erforschung des Netzes, das merkwürdige Eigenschaften zu haben scheint.
    Aha! Jetzt mußte er einen Augenblick nachdenken. James Cleveland, Professor der Universität von Missouri. Wie spät war es jetzt in Rolla, Missouri? Würde Professor Cleveland um diese Zeit zur Zusammenarbeit bereit sein, und wenn nicht, wieviel Geld würde für seine Bereitschaft sorgen?
    Er tippte. Heimrufnummer von James Cleveland, Rolla, Missouri?
    Dann sprang er verblüfft auf. Jemand stand hinter ihm.
    „Wollte Sie nicht erschrecken, mein Sohn“, sagte Robert Morissey. „Vielleicht kann ich Ihnen helfen. Jim Cleveland war einer meiner Studenten in Columbia. Wir sind gute Freunde. Wenn Sie mich mit ihm reden lassen, wird er bestimmt gern bereit sein, hierherzukommen und auszusagen.“
    „Großartig!“ Er wandte sich wieder an das Telefon. „Nein, Fräulein, ich habe die Nummer

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