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Analog 02

Analog 02

Titel: Analog 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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Bericht. Während Stacy noch ungläubig guckte, blickte ihn Melvin Houst an und fragte: „Eure Führerschaft, darf ich sprechen?“
    Wenn er plötzlich zu schweben begonnen hätte und durch das Fenster abgegangen wäre, hätte er Stacy Temple in kein größeres Erstaunen versetzen können. Eine volle Minute mußte verstrichen sein, bevor er eine Stimme, die sicher nicht die eigene gewesen sein konnte, sagen hörte: „Ich befehle es Ihnen, ohne Einschränkung.“
    Houst sagte eifrig: „Dann, Sire, darf ich Ihnen sagen, daß die Revo lution überall Erfolg hat und daß Sie der Rat der Sieben zum temporären Staatsoberhaupt der Interimsregierung auf dem Planeten Jefferson ernannt hat, bis Wahlen durchgeführt werden können.“
    „Warten Sie eine Minute!“ entfuhr es Stacy. „Warum ich?“
    „Auf meinen Vorschlag hin“, knurrte Metaxa.
    „Was wiederum auf meinen zurückgeht“, fügte Norman Victor leise hinzu.
    Houst sagte: „Der Rat hat Bürger Temple für diese Stellung in Aussicht genommen. Er benötigt Ihre Empfehlungen nicht.“
    Aber Stacy betrachtete den früheren Tyrannen ungläubig. „Auf Ihren Vorschlag hin! Sind denn hier alle völlig verrückt geworden?“
    Diana hatte den Kopf gehoben und starrte, so verwirrt wie Stacy selbst, von einem zum anderen.
    Houst sagte drängend: „Eure Führerschaft …“
    „Hören Sie auf, mich so zu nennen!“ keuchte Stacy. „Wenn Ihre Revolution Erfolg hatte, so ist die Fortsetzung jener Regierungsumstände, gegen die Sie revoltiert haben, doch das allerletzte!“
    Houst zeigte sich verblüfft: „Ja, Sire.“
    Norman Victor sagte müde: „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Temple, schlage ich vor, daß wir die anderen, mit Ausnahme von Bürger Metaxa, bitten, sich zurückzuziehen. Ich möchte zu Ihnen ein paar Worte sagen, die nur für Ihre Ohren bestimmt sind.“
    Diana erhob sich. Die Uniform eines Majors des Sicherheitsdienstes sah an ihr irgendwie lächerlich aus. Sie war ein Mädchen. Eine Frau. Niemals ein Major des Sicherheitsdienstes. Sie blickte Stacy Temple an, dann ihren Vater, dann zu dem Mann zurück, den sie geliebt hatte. Sie wandte sich um und verließ das Zimmer durch die Tür, durch die ihr Vater hereingekommen war. Melvin Houst eilte ihr hinterher.
    Sobald Metaxa, Stacy und Norman Victor allein waren, erklärte letzterer mit müder Stimme: „Meine Agenten haben mir mitgeteilt, daß Sie die historischen Archive, die sich auf Hamilton … das heißt Jefferson … beziehen, studiert haben.“
    Stacy nickte, noch immer völlig verwirrt.
    „Dann sind Sie mit dem, was ich sagen werde, einigermaßen vertraut, Stacy Temple. Ich werde mich kurz fassen.“
    Bevor er fortfuhr, blickte der frühere Tyrann nachdenklich auf den schweigenden Kommissar der Sektion G. „Ich frage mich, inwieweit den Mitgliedsplaneten klar ist, wie weit Ihre Abteilung bei der Aushöhlung derselben Artikel der Charta der Vereinten Planeten geht, die sie angeblich verteidigt.“
    Ross Metaxas Augen verengten sich gefährlich. „Ich schlage vor, Sie behalten solche Ideen für sich. Denken Sie daran, daß die Jeffersonier Ihre Auslieferung verlangt haben, um Sie abzuurteilen.“
    „Ich habe nicht die Absicht, es zu vergessen“, erwiderte Victor.
    Er wandte sich wieder an Stacy. „Wie Sie jetzt wissen, wurde unser Planet von zwei Gruppen besiedelt, die eine Anhänger der politischen Theorien des frühen amerikanischen Patrioten Hamilton und die andere die seines politischen Gegenspielers Jefferson. Ihre unterschiedlichen Auffassungen erwiesen sich als unversöhnlich. Bald gewannen die Hamiltonier die Oberhand und errichteten eine Herrschaft der Oligarchie, die aus den reicheren, gebildeteren Ständen bestand.
    Die Herrschaft einer wahren Elite setzt sich selten fort. Es hat wenige Zeiten in der Geschichte gegeben, da der Mensch so über sich hinauswuchs, daß er imstande war, dem Nepotismus abzuschwören, und es geschieht selten, daß ein Sohn seinem Vater wahrhaft in den Fußstapfen folgt. Es gibt natürlich Ausnahmen. Philip und Alexander der Große waren eine solche Ausnahme. Selbst ein Napoleon mußte jedoch erkannt haben, daß der König von Rom schwerlich sein militärisches Genie geerbt hatte, seine Fähigkeit, eine Gruppe zu beherrschen und anzufeuern. Hätte ihn das daran gehindert, seinem kränklichen Sohn den Kaisermantel zu übergeben? Höchstwahrscheinlich nicht.“
    „Nein“, fuhr er schmerzlich fort, „eine Elite kann die Regierungszügel höchst

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