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Analog 02

Analog 02

Titel: Analog 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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kommen“, sagte er zu ihr.
    Sie sah aus dem Gefängnis ihres Stuhles auf. „Das ist unmöglich.“
    „Ich habe mich mit Ihren Ärzten abgesprochen. Ich habe den Wagen hergerichtet. Sie können gehen. Sie müssen hier raus.“
    Ellyn war schockiert. „Ich kann … nicht gehen.“
    „Doch, Sie können. Gehen. Einfach nur so.“
    Er sah zu, wie sie versuchte, seinen befremdlichen Vorschlag zu verdauen. Ihr ganzes Leben hatte Ellyn noch niemals etwas Spontanes getan. Ihre Welt war bis auf die letzte Dezimalstelle geplant gewesen. In einer Kolonie kannte man immer alle möglichen Auswirkungen einer Situation. Wenn nicht, stagnierte man. Sie hatte seit ihrer Kindheit gelernt, daß impulsives Handeln blasphemisch war.
    „Sie werden die Erde nicht zerstören“, sagte er. „Sie werden sich nicht in Gefahr begeben. Sie haben mir einige Fragen gestellt. Ich möchte Ihnen die Antworten zeigen.“
    Sie atmete so rasch, daß der Herzschrittmacher sich neu justieren mußte. „Dann zeigen Sie sie mir. Auf dem Bildschirm. Bringen Sie sie her.“
    „Nicht gut genug. Glauben Sie mir – das würde nicht funktionieren.“
    „Ich … fürchte mich. Ich bin krank.“
    „Ich werde mich um Sie kümmern, Ellyn. Sie müssen mir vertrauen.“
    „Um Himmels willen, warum?“
    „Sie haben zuerst darum gebeten, mich zu sehen, erinnern Sie sich? Ich sollte Ihnen etwas erklären. Ich mißverstand Sie, richtig? Ich erzählte Ihnen etwas über Politik und Taktik. Ich hatte Sie falsch eingeschätzt. Es war scheußlich, und es tut mir leid. Sie haben mir eine  Gegenfrage gestellt. Wie kann eine vernünftige Person auf der Erde leben? Was bewog mich dazu? Warum bekämpfe ich Ihr Volk? Was will ich erreichen?“
    „Das waren die Fragen“, gab sie leise zu.
    „Ihre Welt ist Ihnen verschlossen. Alles, woran Sie glauben, wurde Ihnen genommen. Ihre Zukunft liegt hier, an dem letzten Ort, an dem Sie sich aufhalten wollten. Gibt es hier etwas? Etwas, das alles lohnt?“
    Blutstropfen verschleierten ihre Augen. Sie machte sich keine Mühe, ihm zu antworten.
    Greer lächelte. Es war nicht sein professionelles Lächeln. „Sie sehen, ich verstehe ein wenig. Wir mögen hier unten langsam sein, aber irgendwann ziehen wir nach. Ich kann es Ihnen zeigen. Wir müssen Sie lediglich aus diesem Stuhl hier herausholen.“
    Ellyn schüttelte den Kopf. Das Fleisch schien an ihrem Schädel zu beben. „Greer, das kann ich nicht.“
    Er landete den letzten Hieb. Eine andere Möglichkeit blieb ihm nicht mehr. „Keinen Mut, Ellyn? Das glaube ich nicht. Sie haben alles verloren, was Ihnen etwas bedeutete. Sie kamen mit diesem Schiff hierher, was nicht erfreulich war. Sie wurden angegriffen, verwundet, psychologisch in Stücke gerissen. Sie gaben nicht auf. Sie haben Ihren Job erledigt, und zwar ausgezeichnet. Sie haben deren Interessen vertreten. Sie haben sogar mich zu sehen verlangt, das Monster. Das war nicht einfach. Angst? Sie haben die Wahl. Wenn Sie es nun nicht versuchen wollen, gibt es dafür nur einen Grund. In Ihrem Innern sind Sie tot. Sie sind es nicht wert, gerettet zu werden. Sind Sie tot, Ellyn? Wir können Sie hier unten nicht mal wiederverwerten. Sie sind nutzlos.“
    Nun mischten sich Tränen mit dem Blut. Die Worte hatten sie in ihrem Stuhl niedergeknüppelt. Das letzte Wort war zuviel gewesen. Aber Greer hatte es vorsätzlich ausgesprochen. Er kannte sich aus im Konditionieren.
    „Nicht … nutzlos.“ Sie zitterte.
    „Stehen Sie auf, Ellyn. Kämpfen Sie. Sie sind nicht tot. Sie sind nicht nutzlos.“
    Sie wandte sich von ihm ab. „Ich weiß nicht. Ich weiß es nicht.“
    „Aber ich. Ich brauche Sie.“ Er berührte sie sanft. „Wischen Sie sich das verdammte Blut ab. Machen Sie sich fertig.“
    Sie gehorchte.
     
    Es war keine lange Fahrt, südlich über den San Antonio Freeway, durchaus noch innerhalb der Reichweite seiner Batterie. Natürlich gab es keinen Verkehr. Greer kannte die Route auswendig, einschließlich der schadhaften Abschnitte und Umleitungshinweise un ter den korrodierten Schildern mit der Aufschrift „Interstate 35“. Abgesehen davon gab es hier auch nichts Bemerkenswertes zu sehen.
    Für ihn war es einfach nur eine Fahrt ins Blaue.
    Für Ellyn war es eine Zeit weißer Knöchel. Sie hätte es nicht einmal bemerkt, wenn ein Dinosaurier bei San Marcos auf die Straße getapst wäre. Sie hatte solche Angst, daß sie sogar vergaß, sich um das Funktionieren der Lebenserhaltungsanlagen des Autos zu sorgen.
    Die Fahrt

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