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Analog 04

Analog 04

Titel: Analog 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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„wieviel Fusel hebst du in deinem Auto auf?“
    Longdrink unterbrach eine Unterhaltung mit Margie Shorter. „Nun, ich habe mir überlegt, ich habe zwei Hände – und außerdem fährt vielleicht einmal jemand mit mir, der pingelig ist.“
    „Zwei volle Flaschen?“
    Wir verstanden alle sofort, aber Drink war der erste, der sich bewegte, und wenn er seine langen Beine erst einmal in Bewegung setzt, dann kommt er wirklich voran. Er war schon aus der Tür heraus, als wir uns gerade in Bewegung setzten, und als wir hinauskamen, konnten wir ihn undeutlich in der Ferne ausmachen. Er kniete auf der Ladefläche seines Lieferwagens und schüttelte den Kopf. Sie gingen alle auf den Wagen zu, aber ich winkte sie zurück, und sie gehorchten mir. Als ich den Lieferwagen erreichte, war es gerade hell genug, um die beiden Glashaufen ausmachen zu können, die früher einmal volle Flaschen Jack Daniels gewesen waren. Die Frage war jetzt nur – wieviel früher? Ich ließ mich auf alle viere nieder und tastete vorsichtig durch die Glasscherben. Ich nahm einige kleine Schnitte für die Antwort auf die Frage hin, ob der Boden um sie herum noch naß war.
    Er war es nicht.
    „Um Gottes willen, Drink, er hat zwei Flaschen hochprozentigen Whiskey ausgetrunken! Bringt ihn rein!“
    „Kann man davon sterben?“
    „Bringt ihn rein.“ Tommy hat einen außergewöhnlichen Magen, und er übergibt sich auch dann nicht, wenn das notwendig wäre. Ich rannte bereits los.
    „Wohin läufst du – ach ja, richtig.“ Ich konnte hören, wie Tommy von dem Lieferwagen herabgezerrt wurde. Callahan hat aus Prinzip in seiner Kneipe kein Telefon, und deshalb wußte Drink, wohin ich rannte. Er hatte nur halb recht. Ich rannte durch hochspritzenden Kies aus dem Parkplatz heraus, rutschte am Bordstein in Hundescheiße aus, wurde von einem Wochenendcowboy in einem Camarro beinahe überfahren, sprang über den Kühler eines geparkten Chevys und platzte in die Tür des Delikatessenladens gegenüber von Callahan hinein, der die ganze Nacht geöffnet hat. Der Verkäufer fuhr erschreckt herum.
    „Bernie“, brüllte ich, „ruf den Doc im Smithtown-Krankenhaus an. Alkoholvergiftung auf der anderen Straßenseite, los ! “ Damit war ich schon wieder aus der Tür heraus und unterwegs zu meinem zweiten und wichtigsten Ziel.
    Weil ich es wußte. Fragen Sie mich nicht, wie, ich wußte es einfach. Vielleicht hatte ich in meinem Unterbewußtsein bereits Verdacht geschöpft, bevor der Doc mich mit seinem blöden Wortspiel ablenkte – ich hatte eine Menge Kaffee getrunken, und man sagt ja, daß Kaffee den Intelligenzquotienten etwas anhebt. Vielleicht nicht – vielleicht wäre ich nie dahintergekommen, wenn ich es in diesem Augenblick nicht gemußt hätte, wenn das nicht die einzige Möglichkeit gewesen wäre, meinem dummen Freund Tommy das Leben zu retten. Ich hatte keine Beweise, wie ein Gericht sie anerkannt hätte – nur Hinweise und Vermutungen. Ich kann nur sagen, daß ich genau wußte, wohin ich schließlich gehen würde, als ich aus Callahans Tür herausrannte – die Anweisungen für Bernie waren nur eine Rückversicherung, und außerdem lag sein Laden auf dem Weg, so daß ich kaum Zeit verlor.
    Ein halber Block ist kein weiter Weg. Praktisch überhaupt kein Weg. Hat man aber einen scheußlichen Kater, fürchtet, daß ein Freund stirbt, und ist sich außerdem auf geradezu übernatürliche Art sicher, daß etwas wahr ist, das man nicht glauben kann, dann kann ein halber Block unendlich weit sein. Bis ich dort ankam, glaubte ich es. Dann stand ich zum zweitenmal an diesem Tag vor einer kleinen, dunklen Hütte mit geschnitzten Ornamenten aus der Schweiz um Türen und Fenster. Dieses Mal fragte ich nicht, ob ich willkommen sei.
    Ich verschwendete keine Zeit auf die Klingel oder die Haustür. Auf dem Rasen vor dem Haus stand ein großer Gartenstuhl aus Holz, vielleicht sechzig oder siebzig Pfund schwer, wie ich später erfuhr, aber in diesem Augenblick fühlte er sich an wie Balsaholz, als ich ihn über meinen Kopf hob und durch das große Wohnzimmerfenster schleuderte. Er nahm den größten Teil des Fensters und den Vorhang mit. Ich folgte ihm wie Dum-Dum, die menschliche Kanonenkugel, schräg in den Raum. Gott meinte es gut mit mir, denn ich landete auf nichts anderem als dem Teppich. Ich hörte einen weit entfernten Ausruf in einer Sprache, die ich nicht kannte, von der ich aber schwören konnte, daß es Rumänisch war. Ich folgte dem Geräusch durch völlige

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