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Analog 04

Analog 04

Titel: Analog 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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bevor er sich hingelegt hatte.
    Ich entwarf ein Megaomelette und begann, die Rohstoffe dafür zusammenzustellen. Ich sah es für zwei Personen vor. „Pjotr, du alter slawischer Samariter, ich weiß, du hast etwas dagegen, wenn dir die Leute am nächsten Tag ein Essen ausgeben, und das verstehe ich auch, weil damit die Großzügigkeit reiner wird, aber wir sind jetzt schon fast vierzig Stunden zusammen, in denen du keinen Bissen zu dir genommen hast. Du kommst deshalb jetzt her, hältst deinen Mund und ißt das Omelett, oder ich schiebe es dir in die Nase hinein. Ist das klar?“
    Er starrte entsetzt auf den wachsenden Haufen bei dem Schnittbrett. „Jake, nein danke, nein!“
    „Also, verdammt noch einmal, ich bitte dich nicht um eine Strukturanalyse deiner Verdauungsapparatur! Sag mir bloß, welche Zutaten ich weglassen soll, und ich verdopple den Rest.“
    „Nein, ehrlich …“
    „Verdammt, jeder verträgt Eier.“
    „Jake, vielen Dank, aber ich bin wirklich nicht hungrig.“
    Ich gab es auf. Die acht Eier hatte ich schon aufgeschlagen, und so gab ich noch die richtigen Zutaten bei, die für ein Omelett mit acht Eiern notwendig sind. Ich überlegte mir, daß ich die andere Hälfte ja den Katzen geben könnte. Als ich eine Pause einlegte, um mir den Mund abzuwischen, war aber zu meiner Überraschung bis auf ein Stück Speckschwarte, das ich schon einmal ausgespuckt hatte, nichts mehr auf meinem Teller. Ich aß es also auch noch auf, trank den Rest, der sich noch in der Kaffeekanne fand, und sah auf.
    „Mensch, du bist vielleicht wirklich krank. Ich rufe Doc Webster an …“
    „Nein, Jake, vielen Dank. Ich würde mich freuen, wenn du mich nach Hause fahren würdest. Ich will mich auf mein Bett legen und ruhen. Wenn du dir das zutraust …“
    „Klar, ich fühle mich schon wieder fast menschlich. Nur mein Genick macht mir noch zu schaffen. Ich dusche nur noch und ziehe mich an, und dann geht’s los.“
    Ich hielt vor Pjotrs Haus an, einer kleinen, einzelnstehenden Hütte, die ungefähr einen halben Block von Callahans Kneipe entfernt ist. Ich stieg mit ihm aus. „Ich komme nur noch einen Augenblick mit dir rein, Pjotr, damit auch alles in Ordnung geht.“
    „Vielen Dank für das Angebot, aber mir geht es jetzt gut. Heute nacht schlafe ich, und wir sehen uns dann morgen. Wiedersehen, Jake – ich bin froh, daß deine Gitarre nicht verloren ist.“
    Also stieg ich wieder in das Auto und fuhr den halben Block bis zu Callahans Kneipe.
     
    „´n Abend, Jake. Was darf´s sein?“
    „Kaffee, bitte, schwach und süß.“
    Callahan nickte billigend. „Kommt sofort.“
    Longdrink schnaubte neben mir. „Wird dir wohl zuviel, was, Kleiner?“
    „Kann schon sein, Drink. An den beiden letzten Morgen hatte ich die ersten Kater in meinem Leben. Ich werde wohl alt.“
    „Hah!“ Drink machte plötzlich ein verwirrtes Gesicht. „Weißt du, wenn ich es mir so überlege … hm. Das ist mir nie in den Sinn gekommen.“
    „Hätte auch keiner von dir erwartet.“
    „Nein, ich meine, mir wird gerade klar, wie verdammt lange es her ist, seit ich einen Kater gehabt habe.“
    „Wirklich? Du?“ Drink ist einer von Callahans festesten (oder schwankendsten) Kunden. „Du mußt den gleichen merkwürdigen Stoffwechsel wie ich haben – autsch!“ Ich rieb mein Genick. „Oder früher hatte.“
    „Nein“, sagte er nachdenklich. „Nein, früher hatte ich Kater. Jede Menge. Mir fällt nur gerade auf, daß ich mich nicht daran erinnern kann, wann ich zum letztenmal einen hatte.“
    Der glatte Joe hatte mitgehört. „Ich aber. Ich erinnere mich an meinen letzten Kater, meine ich. Das war vor ungefähr vier Jahren. Kurz bevor ich angefangen habe hierherzukommen. Mann, das war vielleicht eine Granate …“
    „Ist das nicht komisch?“ mischte sich Noah Gonzales ein. „Ich kann mich an keinen einzigen Kater erinnern, seit ich hierherkomme, und ich hatte früher ständig welche. Ich habe mir überlegt, daß das etwas mit der Stimmung in diesem Laden zu tun hat.“
    Joe nickte. „Das habe ich auch gedacht. Die Kneipe hier ist irgendwie verzaubert, das weiß jeder. Nach jedem Besäufnis habe ich allerdings einen Wahnsinnshunger. Außerdem einen teuflisch steifen Hals.“
    „Verzaubert, Quatsch“, sagte Longdrink. „Callahan, du elender Dieb, wir haben dich erwischt! Du verdünnst deinen Schnaps, bei Gott, und deshalb gibt es keinen ehrlichen Kater hier. Gib es zu.“
    „Daß bei dir von Ehrlichkeit keine Rede sein kann, das

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