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Analog 04

Analog 04

Titel: Analog 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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versuchten, die Pausen dazwischen möglichst kurz zu halten, um das Geräusch zu verdecken. Der Applaus war mechanisch, und Sir Francis schien sehr besorgt darüber, daß er so leicht an die Wand gespielt worden war.
    Einige Minuten vor Mitternacht ging ich nach Hause. Ich bemerkte seltsame Pfähle mit bunten Metallköpfen, die wie riesige Parkuhren in Abständen von zwei Blocks auf dem gesamten Broadway standen. Die Straßen waren praktisch leer, einige Taxis hatten sich überschlagen, und ein alter Chevy ragte aus einem Schaufenster. Mich aber hatten die Ereignisse völlig verwirrt. Ich versuchte, an nichts anderes zu denken als an Gail und die böse Sache, die heute morgen passiert war.
    Ich stieg die schmutzige Treppe zu meiner kleinen Wohnung über einem indischen Gewürzladen hinauf und sprang mit allen meinen Kleidern ins Bett. Dabei dachte ich die ganze Zeit an die böse Sache zwischen Gail und mir, und um Mitternacht bemerkte ich plötzlich, daß ich meinen Schlafanzug trug und sie neben mir lag. Mit einem plötzlichen Ruck von Desorientierung wußte ich, daß es nicht mehr heute war – es war gestern, es war alles wahr. Ich drückte meine Augen fest zu und wünschte mir, ich wäre tot.
     
    Ich wachte ungefähr um elf Uhr auf. Gail rührte sich unruhig. Ich versuchte ständig, mich loszureißen, weil ich wußte, was kam. Was die Fremden auch getan hatten, es hatte mich in eine Nadel in einer Rille verwandelt, die dem Weg des geringsten Widerstands folgte.
    Wir standen auf und frühstückten. Sie sah auf ihre bedrohliche Art unordentlich aus, und schwarze Haarsträhnen bildeten vor ihren verblüffend blauen Augen ein Netz.
    „John?“
    Der kleine Küchentisch schien breit wie der Weltraum zwischen uns zu stehen. Sie sah unglaublich unerreichbar aus, wie die Sterne. „Hm?“ fand ich mich selbst in banaler Stimme sagen. Ich wußte, was sie sagen würde; ich wußte, was sie tun würde. Was es auch war, es ging doch nur um Äußerlichkeiten. In meinen Gedanken war ich frei, als sei ich jemand, der außerhalb von alldem stand und meine eigene Vergangenheit als Aufzeichnung erfuhr. Ich wunderte mich über meine Abgeklärtheit.
    „John, ich verlasse dich.“
    Wut stieg in mir hoch. Ich sprang auf, warf dabei die Kaffeetasse um und brüllte wie ein Idiot: „Warum, mit wem?“ bevor ich in zusammenhanglose Flüche ausbrach.
    „Francis FitzHenry hat mich darum gebeten, zu ihm zu kommen – in seine Suite im Plaza!“
    Wieder kochte die Wut hoch. Ich schlug ihr blind ins Gesicht. Sie wurde zuerst blaß, dann rot, und dann sagte sie ruhig, gefährlich: „Du bist zu kleinkariert, John. Das ist der Grund, warum du für den Rest deines Lebens Guildenstern bleiben wirst.“ Das tat weh.
    Dann verschwand sie aus meinem Leben.
    Ich rasierte mich und ging langsam zum Theater hinüber. Wir spielten vor einem vollen Haus. Die Fremden kamen. Sir Francis schien sehr besorgt darüber, daß er so leicht an die Wand gespielt worden war. Ich ging nach Hause und bemerkte beiläufig die beiden umgestürzten Taxis und den alten Chevy, der aus einem Schaufenster ragte, ging an den überdimensionalen Parkuhren vorbei in meine kleine Wohnung über dem indischen Gewürzladen. Ich warf mich mit allen meinen Kleidern ins Bett. Ich schlief ein.
    Ich wachte ungefähr um elf Uhr auf. Gail rührte sich unruhig. Wir liebten uns mechanisch, und ich wußte, daß die beiden Menschen, die da beieinander lagen, vollständig von sich selbst getrennt worden waren. Sie vollzogen vorausbestimmte Bewegungen, die keinerlei Beziehung mehr damit hatten, was sich in ihren Köpfen abspielte. Und es gab keinerlei Kommunikationsmöglichkeit.
    Wir frühstückten. Sie sah auf ihre bedrohliche Art unordentlich aus, und ich wünschte verzweifelt, ich könne mich bei ihr entschuldigen. Als ich aber zu sprechen versuchte, waren die Muskeln in meinem Gesicht eingefroren, und das Summen wurde lauter und erstickte meine Gedanken. Kam das Summen von außen, oder war es ein geistiger Monitor, um den Status quo durchzudrücken?
    „Ich verlasse dich.“
    Wut stieg in mir hoch. Ich unterdrückte sie sofort, aber das änderte weder an meiner Haltung noch an meinen Worten etwas.
    „Francis FitzHenry hat mich darum gebeten, zu ihm zu kommen – in seine Suite im Plaza!“
    Ich schlug sie ins Gesicht. Plötzlich kamen die Lichtschleier, liebkosten die stickige, schlechte Luft in meiner Wohnung, berührten den Staub und brachten ihn wie goldenen Schnee zwischen uns zum

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