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Analog 04

Analog 04

Titel: Analog 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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wie kollektiv der Atem angehalten wurde, die Stille war fast greifbar, und ich dachte, Mein Gott, was könnte das jemals übertreffen! … und bei mir stellte sich jenes gute Gefühl ein, das man spürt, wenn man weiß, daß man sich gleich den Gehaltsscheck für mindestens ein weiteres Jahr oder so abholen wird. Und vielleicht würde sogar Gail zurückkommen.
    Dann …
    Summ, summ, summ, summ. „Was ist los?“ Ich drehte mich zu dem kleinen Bühnenmanager um, der wild Knöpfe drückte. Das Summen wurde immer lauter. Man konnte kein Wort von dem verstehen, was Horatio sagte. Das Summen kam nun aus allen Richtungen und schmerzte in meinen Ohren. Sir Francis richtete sich mitten in der Bewegung auf und sah böse zu den Kulissen herüber. Dann übertönten die ersten Schreie das Geräusch, und endlich hatte ich genug Mut gefaßt, um meinen Kopf herauszustrecken, und sah den Tumult im Publikum …
    „Verdammt noch mal, warum schaltet nicht jemand die Hauptbeleuchtung an?“ Cludius hatte sich von seinem Platz aufgerichtet, wo er tot dagelegen hatte, und stampfte auf der Bühne umher. Das Summen wurde immer intensiver, und nun mischten sich vereinzelte Schreckensschreie und der Donner einer beginnenden Panik hinein. Ich stieß laute Flüche über den einzelnen, dürftigen Scheinwerfer aus. Das Geschrei ertönte nun ununterbrochen. Überall auf der Bühne rannten Leute umher und stolperten über Schwerter und Schilde, eine Hofdame rannte in mich hinein und schmierte mir Make-up auf meinen Umhang, Leichen tappten in der Dunkelheit umher, bis ich endlich dort, wo der Bühnenmanager weggerannt war, den richtigen Knopf fand. Alle Lichter gingen an, und der Ledersessel flog in die Galerie über dem Proszenium.
    In der ganzen Unruhe schnappte ich ein Wort auf …
    Außerirdische.
    Ein paar Minuten später wußten alle alles. Irgendwie wurden uns Botschaften in den Kopf geschickt. Zuerst hieß es nur: Keine Panik, keine Panik, und wir wurden hypnotisch beruhigt, aber dann wurde alles viel verwirrender, als uns die Ungeheuerlichkeit der ganzen Situation bewußt wurde. Oberflächlich wurde alles wieder normal, aber irgendwie verkrampft, künstlich. Da saßen sie alle, eine Reihe glasäugiger Mannequins in teuren Kleidern im grellen Licht der Beleuchtung, und wir wußten, daß wir in unseren Köpfen alle das gleiche hörten.
    Sie brächten uns das Geschenk der Unsterblichkeit, sagten sie. Sie seien Vertreter einer Art galaktischer Föderation. Nein, wir würden wirklich nicht in der Lage sein zu verstehen, wer sie waren, aber sie würden uns nichts tun. Als Gegenleistung für ihr Geschenk sollten wir ihnen nur einen kleinen Gefallen tun. Sie wollten versuchen, es uns mit unseren Begriffen zu erklären. Offensichtlich war etwas wie eine Hyperraum-Oberschule mit einem Projekt über unzivilisierte Planeten beschäftigt, so ähnlich wie „Ein Tag im Leben einer barbarischen Welt.“ Das Sonnensystem befände sich zur Zeit in so etwas wie einer Zeitschleife, und ob wir bitte so freundlich wären, den gleichen Tag immer wieder zu wiederholen, nur eine Zeitlang, und jeden Morgen von sechs bis acht hätten wir frei, und dann würden ihre Kinder herkommen und sich alles genau ansehen. Wir hätten großes Glück, meinten sie noch, denn es sei ein ausgezeichnetes Geschäft. Nein, ändern könnten wir daran nichts.
    Ich fragte mich, wie lange wohl „immer wieder, nur eine Zeitlang“ sein würde?
    Sie gaben mir Antwort. „Oh, nicht lange. Ungefähr sieben Millionen von euren Jahren.“ Ich hatte das Gefühl, daß wir dabei zu kurz kamen, obwohl mir klar war, daß dies im Vergleich mit der Unsterblichkeit so gut wie nichts war.
    Während ich stocksteif dastand und nicht wußte, was ich denken sollte, bot sich mir ein verblüffender Anblick. Wir sahen sie alle als hauchdünne Lichtschleier, die durch unser Gesichtsfeld schwebten und tanzten, fast unsichtbare, winzige Nordlichter, die funkelten und verschwanden … Ich sah Sir Francis’ Gesicht durch einen Gazeschleier von schimmernden blauen Lichtern. Ich wünschte mir so sehr, sie zu berühren. Ich streckte meine Hand aus, und sie ging durch sie durch, ohne daß ich dabei etwas spürte. Dann waren sie verschwunden.
    Wir drehten die Hauptbeleuchtung ab – uns blieb bis Mitternacht Zeit – und machten mit dem Stück weiter. Das Summen verschwand fast vollständig, aber trotzdem war es die ganze Zeit hindurch sehr deutlich da. Also plapperten alle schnell ihre Parts herunter und

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