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Analog 05

Analog 05

Titel: Analog 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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gerne auf einer Welt leben, die frei von der Geißel ist, wo du Land beackern und Häuser bauen könntest, ohne dabei immer in Gefahr zu leben?“
    „Fremder …“ begann der Teldier, doch dann verstummte er fast eine ganze Minute lang. „Es ist sinnlos und schmerzlich, an solche Möglichkeiten zu denken. Die Meister mißbilligen schlechtes geistiges Verhalten dieser Art. Sie sagen, daß die Geißel da ist und akzeptiert werden muß.“
    „Gehirnwäsche!“ sagte Beth voller Abscheu.
    Ein paar Minuten später öffnete sich die Kluft zu einem breiteren, fruchtbaren Tal. Skorta lenkte an den Straßenrand und blieb dort stehen, damit Martin sich die Stadt eingehender betrachten konnte.
    Das Tal verlief in nord-südlicher Richtung, und die reich kultivierten Westhänge nebst dem Land am Fuß des Bergzuges waren größtenteils vor der Geißel geschützt. Die Stadt war nur dann einem Risiko ausgesetzt, wenn ein Meteorit in einem Winkel von fünfundvierzig Grad oder mehr einfiel, was nur sehr selten einmal vorkam. Der Stadtkomplex bedeckte den gesamten Boden, und die Gebäude variierten in der Größe von winzigen Privathäuschen bis hin zu weiträumigen Bauwerken, die allerdings mehr in die Breite als in die Höhe gingen. Ungeachtet der Größe verfügte aber jedes über eine ansehnlich verstärkte Westmauer; wichtige Maschinen und dergleichen schienen immer in tiefen, zusätzlich geschützten Nischen untergebracht zu sein. Plötzlich deutete der Teldier zu einer hohen Klippe etwas tiefer im Tal.
    „Dort ist meine Schule“, sagte er.
    Um den Fuß der Klippe verlief ein breiter Windschutz aus geborstenen Felsen, dazwischen war eine große, höhlenartige Öffnung zu erkennen, die offensichtlich eine Fahrzeugzufahrt war. Der Vergrößerer zeigte etwa fünfzig kleinere Öffnungen, die ausnahmslos rechteckig und damit künstlichen Ursprungs waren und die die gesamte Oberfläche der Klippe überzogen.
    „Ich würde gerne das Innere sehen“, sagte Martin.
    Das Dreirad überwand den letzten Hügelkamm und gewann wieder an Geschwindigkeit.
    „Es sind nur wenige Kinder zu sehen“, sagte Martin, während die Straße sie der Stadt immer näher brachte. „Sind sie in der Schule? Und die Meister, wo leben die?“
    Skorta überholte ein kompliziertes Fahrzeug, das von vier wie wild schuftenden Teldiern angetrieben wurde, dann erst antwortete er.
    „Wenn die Kinder Erwachsene werden wollen, dann müssen sie viel von Eltern und Lehrern lernen. Und hier gibt es keine Meister – die leben in der Polarstadt, wo die Geißel weniger heftig ist. Sie besuchen unsere Stadt nur selten. Wir sind damit zufrieden, denn die Anwesenheit eines Meisters bedeutet Kummer für einige und ernste Konsequenzen für andere. Glaub mir, Fremder, wir dienen unseren Meistern aufrichtig und ehrfürchtig, aber wir ziehen es vor, wenn sie uns in Ruhe lassen.“
    „Warum?“ fragte Martin. Die Worte des anderen hatten einen entfernt rebellischen Klang.
    „Sie kommen nur, wenn sie Berichte über ernste Störungen erhalten “, erläuterte der Teldier schweratmend, denn die Straße zur Schule stieg nun steil an. „Nicht nur zum Bestrafen, sondern auch, um bestehende Anweisungen auszudehnen oder zu widerrufen, die praktisch alles betreffen können. Wenn ein Meister kommt, so darf der Besuch nicht vergeblich sein.
    Für sie ist es eine lange und gefahrvolle Reise“, endete der Teldier, „und ihr Leben ist zu wertvoll, als daß man es ohne triftige Gründe in Gefahr bringen dürfte.“
    Martin hatte von ortsabwesenden Großgrundbesitzern in der irdischen Geschichte gehört, aber das Konzept eines ortsabwesenden, fernen Sklavenhalters war nur schwer faßbar, ebenso wie das Bestehen einer Sklavenkultur, die sich praktisch selbst regierte und ihre Geschicke größtenteils selbst leitete. Er konnte nicht verstehen, weshalb sie Sklaven blieben, warum sie nicht rebellierten und eigenständig zu denken begannen und weshalb sie ihren Meistern, die sie offensichtlich am liebsten nur aus der Ferne sahen, mit einem solchen Respekt begegneten.
    Die Meister, dachte er, scheinen wirklich sehr mächtige Wesen zu sein. Wenn er seine Aufgabe erfüllen wollte, mußte er unbedingt mehr über sie in Erfahrung bringen.
    „Würde die Ankunft eines Wesens von einer anderen Welt“, begann er vorsichtig, „für die Meister Grund genug sein, einen Besuch zu wagen?“
    „Paß auf …!“ sagte Beth warnend.
    „Die Ankunft eines Sklaven von einer anderen Welt“, verbesserte der

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