Analog 05
keinem Ergebnis gekommen, was mit diesem Sklaven zu geschehen hat“, fuhr der Meister fort. „Sollen wir ihn physisch bestrafen wie ein ungehorsames Kind oder einfach zu seinem Meister zurücksenden , der sich nicht wie ein Meister benehmen will?“
Martin schluckte und dachte daran, daß Prügel von einem riesigen Teldier sicherlich keine angenehme Erfahrung waren. Er dachte auch an den Tutor auf Fomalhaut Drei, der sich ganz sicher über die Situation im klaren war und Martin gerade deswegen die volle Verantwortung für die Situation übertragen hatte. Er konnte weglaufen oder versuchen, das Problem zu lösen – die Entscheidung lag allein bei ihm. Martin fluchte verhalten. Er begann, den Tutor, die teldischen Meister und auch sich selbst in einem völlig neuen Licht zu sehen.
„Bevor diese Entscheidung gefällt wird“, wandte er sich an den Lehrer, „erbitte ich die Erlaubnis, mit meinem Freund und Gleichgestellten hier meine Befehle durchzusprechen, die …“
„Martin“, sagte der Teldier, „wir sind keine Gleichgestellten mehr.“
Zuerst fühlte er sich verraten. Er fragte sich, ob Skorta wirklich so aufrichtig mit ihm gewesen war, wie es den Anschein gehabt hatte. Doch dann erinnerte er sich einiger Worte, die er unterwegs gesagt hatte, in der Schule und an Bord des Hyperschiffes. Skorta war ihm wie ein intelligenter, liberaler, verantwortungsbewußter und im Ansatz vielleicht auch etwas rebellischer Sklave erschienen, der hin und wieder gerne einmal einiges Hörensagen austauschte und sich Gedanken machte. Ihm war er wie ein zivilisiertes Wesen erschienen, das gegen sein Sklavendasein ankämpfte und dabei langsam an Boden gewann.
Und nun, erkannte Martin mit einem plötzlichen Blitz des Verständnisses, war der Kampf vorüber.
„Deine Bio-Daten spielen verrückt!“ sagte Beth zornig und besorgt zugleich. „Puls und Blutdruck steigen und dein … verdammt, du wirst doch keine Dummheit machen?“
Es war unnötig, ihr zu antworten, denn sie würde ohnehin alles mitverfolgen können. Er feuchtete sich die Lippen an, und dann wandte er sich zum erstenmal direkt an die versammelten Meister von Teldi.
„Ich habe den Sachverhalt mit allen möglichen Konsequenzen eingehend überdacht“, sagte er, „und ich möchte gerne wieder der gleichgestellte Gefährte meines Freundes sein.“
Einige Sekunden lang war in der Halle kein Laut zu vernehmen. Dann begab sich der Lehrer langsam zu einem freien Platz am Hufeisentisch und ließ Martin allein am Verhörtisch stehen. Wieder wurde es still, keiner bewegte sich. Selbst Beth schien den Atem anzuhalten. Er dachte daran, für das, was er nun zu tun vorhatte, die Erlaubnis einzuholen, entschied sich dann aber dagegen.
Nur Sklaven baten um Erlaubnis.
Er öffnete seinen Rucksack und holte die Flagge der Föderation heraus, die er dann so auf dem Tisch ausbreitete, daß die Meister das silberschwarze Emblem deutlich sehen konnten. Dann holte er die Waffe heraus, eine Verkleinerung des Schwertes des Meisters der Ausbildung, wie er es in der Schule gesehen hatte. Er legte das Schwert, das er ebenfalls im Schiff hergestellt hatte, auf die Flagge. Dann überkreuzte er die Arme.
Die Meister erhoben sich, siebzehn Arme griffen nach den Schwertern. Aber dieses Mal befahl der Meister der See- und Landkommunikation keinen Einhalt, wie er es im Falle Skortas, des ehemaligen Lehrersklaven, getan hatte, denn auch der Inquisitor griff nach seinem Schwert.
Martin schluckte, als siebzehn Schwerter in teldischer Armhöhe gehalten und direkt auf sein Gesicht gerichtet wurden.
„Wird der neue Meister der Ausbildung“, sagte der Inquisitor , „bitte seinen Meisteranwärter von der fremden Welt mit Rat und Tat beim folgenden Zeremoniell unterstützen?“
Jetzt geschieht endlich etwas, dachte Martin. Aber was? Da sprach der Wortführer der Meister erneut.
„Bist du bereit, die volle und alleinige Verantwortung für deine Worte und Taten und deren Folgen zu tragen? Kannst du die Verantwortung über deinen Besitz übernehmen und für dessen reibungsloses Funktionieren, dessen a ngemessene Verpflegung und dessen Ausbildung Sorge tragen? Übernimmst du die Haftung für das Verhalten oder Fehlverhalten dieses Besitzes, und wirst du den Besitz bestrafen oder belohnen, der eines von beidem begeht? Wirst du schwören, immer nur das Wohlergehen deines Besitzes im Auge zu behalten, damit er irgendwann einmal die volle Verantwortung eines Meisters übernehmen kann? Bist du als
Weitere Kostenlose Bücher