Analog 05
dort erfuhr, daß ihr die Schuld an seinem Versagen in die Schuhe geschoben werden sollte.
In solchen Augenblicken, dachte er trocken, konnte ein Leben als glücklicher und zufriedener Sklave schon seine Vorteile haben.
Der Lehrer kam zum Ende seines Berichtes. Er sagte: „Um dem Befehl, in die Halle der Meister zu kommen, so rasch wie möglich Folge leisten zu können, bot mir der Fremde an, mich in seinem Schiff mitzunehmen. Unterwegs besuchten wir das große Schiff, das die ganze Stadt vor der Geißel beschützt hatte, während es die gefangenen Studenten befreite . Dort unterhielt ich mich mit der Lebensgefährtin des Fremden und durfte Teldi, ganz Teldi, und die Sterne schauen.“
„Um diese Erfahrung“, sagte der Inquisitor, „beneiden wir dich. Empfindest du Freundschaft für den Fremden?“
„Ich glaube, daß wir beide Freundschaft füreinander empfinden, Meister“, entgegnete Skorta.
„Ist das der Grund, weshalb er dich begleitete“, fragte der Meister weiter, „obwohl du ihm doch sicher gesagt hast, es wäre der sicherere Weg, diese Welt und die Meister zu verlassen, die er so ernst geschmäht hat?“
„Das ist der Grund“, antwortete Skorta. „Der Fremde wollte weiterhin eine Botschaft von seinem Meister übermitteln, und von diesem Vorhaben ließ er sich nicht abbringen.“
Der Meister gab einen unübersetzbaren Laut von sich und sagte: „Ein aufrichtiger Freund, aber wahrscheinlich ein allzu selbstgefälliger Sklave. Weshalb ist sein Meister nicht selbst anwesend?“
Der Sklave erläuterte rasch, der Meister des Fremden gehöre einer Rasse an, die eine für Teldier giftige Atmosphäre atme, und daher könne er mit keinem Wesen von Angesicht zu Angesicht sprechen, das nicht von seiner Rasse sei.
Skorta endete: „Aus diesem Grund wurde der Fremde angewiesen, als Bote auf unserem Planeten zu landen.“
Der Inquisitor wich zurück, als hätte er gerade ein sehr schmutziges Wort vernommen, dann sprach er weiter. „Boten kann nicht vertraut werden, niemals. Ihre Worte sind unzuverlässiges und nichtswürdiges Hörensagen, das nur zu Mißverständnissen und Meinungsverschiedenheiten führt. Nur einem Meister kann man rückhaltlos Vertrauen und Glauben schenken. So lautet das Erste Gesetz.“
Nun konnte Martin beim besten Willen nicht mehr schweigen. „Vor eintausendeinhundertsiebzehn Jahren eurer Zeit gab es gute Gründe, Hörensagen gegenüber mißtrauisch zu sein. Inzwischen ist das Erste Gesetz aber zu einem Ritual der Unterdrückung geworden, das …“
„Du dummer und verantwortungsloser Sklave!“ fiel ihm Skorta ins Wort. Er zitterte, anscheinend vor Zorn. „Fremder, du schmähst die Meister, wie dein eigener Meister sie bereits geschmäht hat, indem er dich hersandte, damit du Hörensagen verbreiten kannst. Sei gewarnt! Du darfst nicht zu einem Meister sprechen, und wenn du doch etwas Bedeutsames zu sagen hast, so wirst du es mit der Erlaubnis eines Meisters zu mir sagen.“
„Eine Schmähung war nicht beabsichtigt“, sagte Martin.
„Eine Schmähung kann auch unbeabsichtigt ausgesprochen werden“, erwiderte der Lehrer wieder etwas ruhiger, „denn ein Sklave kann, da er nun mal ein Sklave ist , nicht über alle möglichen Konsequenzen seiner Worte nachdenken.“
Martin atmete langsam aus. Skorta zugewandt, erklärte er dann: „Auf dem großen Schiff gibt es Mechanismen, die imstande sind, die individuellen Bewegungen der Trümmer zu berechnen, welche die Geißel bilden. Ich kenne die Gründe nicht, die überhaupt erst zur Geißel geführt haben, aber diese Mechanismen sagen mir, wann und wie sie begann, und aus diesen Informationen leite ich ab …“
„Still“, befahl der Meister leise. Er sah Martin nicht an, während er weitersprach. „Wir wollen uns nicht die Schlußfolgerungen eines Sklaven anhören, die dieser aus Hörensagen zieht. Ich beabsichtige nun, Lehrer, über Belange zu sprechen, die diesen Fremden betreffen …“ – er verstummte und griff nach seinem Schwert, woraufhin er sich in der Runde umsah – „… . aber auch über die Geißel. Da in dieser Diskussion auch das letzte Hörensagen erwähnt werden wird, soll dir das Recht eingeräumt werden, dich zurückzuziehen, Sklave.“
Der Lehrer antwortete langsam, als würde er ein gesprochenes Ritual vollziehen. Er sagte: „Kein Sklave darf das letzte Hörensagen kennen. Kein Sklave, Teldier oder nicht, darf einem Meister Befehle geben. Der fremde Sklave aber darf lediglich durch mich sprechen,
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