Analog 07
drehte den Zündschlüssel.
Ergebnis hätte das Herz eines jeden Werbefachmannes entzückt: Nachdem er drei Monate nur gestanden hatte, tuckerte der Käfer zwei Sekunden lang fleißig und sprang dann an.
Tankanzeige deutete auf einen mehr als dreiviertelvollen Tank hin, wollte aber sichergehen. Eine einsame Landstraße, heimgesucht von hungrigen Hundemeuten, wäre der falsche Ort, um festzustellen, daß die Tankuhr kaputt ist. Also fuhr ich behutsam die Auffahrt rückwärts hinunter (würgte den Wagen nur zweimal ab) und steuerte vorsichtig Ollys Tankstelle an. Steckte den Tankstutzen in den Tank und füllte noch acht Liter ein, ehe der Tank überlief. Käfer schien mir sagen zu wollen: „Na bitte“, als ich den Tankdeckel schloß und den Schlauch wieder aufhängte.
Fuhr herum und suchte fachmännisch (für einen Anfänger) nach einer geeigneten Farm. Fand im Büro des Sheriffs eine Bezirkskarte und plante meine Fahrt methodisch, während ich fuhr. Vermied es, im Kreis zu fahren oder an einer Farm zweimal vorbeizukommen. Fuhr gut zweihundert Kilometer, untersuchte dreißig bis fünfunddreißig Farmen, die ich auf der Karte nach einer Bewertungsskala von eins bis zehn markierte, wenn ich weiterfuhr. Gab viele schöne Fleckchen, einige konnten zur Not angehen. Aber keine Farm kam über sieben, fand kein Spitzenmodell bis kurz vor der Dunkelheit.
Befand mich auf einem Feldweg. Hatte mich durch aufgelockerte Wälder gewunden, über Hügel, fühlte, daß er irgendwo hinführen mußte. Hielt also durch und fand schließlich einen Briefkasten und eine Zufahrt. Bog ein, traf kurz darauf auf geschlossenes Gatter, öffnete es, fuhr hindurch, machte es hinter mir wieder zu. Folgte dem Weg durch ein Gehölz, über einen kleinen Hügel bis auf eine Lichtung, einen Hof. Hielt abrupt an.
Wußte sofort, daß ich zu Hause war.
Zur Rechten stand ein hübsches, fast neues rotes Backsteinhaus, zur Linken eine brandneue, moderne Blechscheune, ein Hühnerhaus, zwei Silos (eins davon neu), drei Getreideschuppen (alle voll).
Stieg aus, wanderte langsam um das Haus herum, mit offenem Mund und klopfendem Herzen. Keine zerbrochenen Fenster, die Türen geschlossen, die Dachpfannen noch an Ort und Stelle – der Rasen gemäht! Für einen herrlichen Moment blieb mir das Herz stehen, glaubte, ich sei auf ein paar Überlebende gestoßen. Dann bog ich um eine Ecke und lief direkt in die Hausmeister hinein – Schafe.
Besitzer alle tot. Fand Überreste eines Mannes im Stuhl auf der Veranda. Hat seine letzten bewußten Augenblicke anscheinend damit verbracht, glücklichen Erinnerungen nachzuhängen. Das Fotoalbum auf seinem Schoß ließ vermuten, daß die vier improvisierten Gräber unweit vom Haus wohl seine Frau und drei Kinder bargen, was Grabmale auch bestätigten. Nett aussehende Leute; ihre Gesichter zeigten Zuversicht, Zufriedenheit, Liebe. Zustand der Farm gab dem recht, bewies Pflege und Stolz der Besitzer.
Bekam feuchte Augen, als ich durch das Album blätterte. Beschloß, die Farm so zu führen, daß ihre Erbauer damit zufrieden wären. Hatten mir praktisch die Aufsicht über ihr Heim erteilt, meine Pläne weit vorangetrieben, meinen Möglichkeiten zur Selbsterhaltung und zum Überleben sehr nachgeholfen. Das war das mindeste, was ich dafür tun konnte.
Farm schmiegt sich in ein Tal inmitten einer hügeligen, bewaldeten Landschaft. Ein sauberer, kalter Bach schlängelt sich mitten hindurch und fließt nur etwa hundert Meter entfernt am Haus vorbei und aufgrund raffinierter Zaunführung im Zickzack oder in Schleifen durch alle Weiden. Äußerer Zaun ist intakt, starkes, engmaschiges Material aus dickem Draht. Wahrscheinlich nicht gänzlich hundesicher, aber sehr widerstandsfähig, mit etwas zusätzlicher Arbeit würde er ganz in Ordnung sein.
Inhalt von Silos, Krippen und Speichern war das Produkt der ersten Pflanzung der Saison, zweite Ernte war noch auf den Feldern – wichtigster Grund, weswegen das Vieh noch gesund und lebendig war. Innere Gatter waren durchweg offen und erlaubten Zugang zum Wasser, abwechselndes Weiden (inklusive kleinere Knabbereien aus Lecks an den Krippen und Silos). Viehzeug hatte den Sommer damit verbracht, im wahrsten Sinne des Wortes in Saus und Braus zu leben, jedenfalls sah es so aus.
Außer fünf Schafen gibt es noch neun Kühe (zwei Kälber, einen Bullen darunter), zwei Stuten, einen Wallach, verschiedenes Geflügel (ein Hahn, zwei Dutzend Hühner, ein halbes Dutzend Enten und Gänse). Keine
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