Analog 07
des verfügbaren Datenmaterials. Klingt gut – nur, was ist das verfügbare Datenmaterial?
Verfügbare Daten: Jeder, der dem Angriff, der Luft zur Zeit des Angriffs ausgesetzt war, jeder, der mit jemandem Kontakt hatte, der dem Angriff oder der Luft zur Zeit des Angriffs oder mit jemandem Kontakt hatte, der usw., entweder zur Zeit des Angriffs oder während des darauffolgenden Monats, ist tot. Absatz.
Unsinn. War beunruhigt, dachte einen Moment lang, ich hätte Probleme. Es sollte viele Überlebende geben, moderne Zivilisation ist voll von luftdichten Zufluchtsstätten: Atom-U-Boote, Hochdruckkammern, Spacelabs, Flugzeuge, vieles andere (nicht zu vergessen alte VW-Käfer, solange die Fenster geschlossen sind). Es sollte wirklich viele Überlebende des Angriffs und der Anfangsphase der Ansteckung geben.
Aber – wichtige Frage – wie viele wußten genug und blieben den ganzen erforderlichen ersten Monat drin? Oder hatten Glück und konnten trotz größter Bemühungen nicht heraus? Oder kamen mit besten Absichten heraus, obwohl sie Luft und Vorräte für lange Zeit hatten? Oder überlebten die emotionalen Erschütterungen, widerstanden dem Impuls, das Fenster zu öffnen und einen tiefen, bewußten Atemzug zu tun?
Könnte auch mit einem Magneten eine Nadel im Heuhaufen suchen, erscheint im Vergleich dazu geradezu einfach. Das wirk liche Problem ist: Gibt es dort drinnen überhaupt eine Nadel?
Aber egal, damit kann sich mein Unterbewußtsein beschäftigen. Hat bis jetzt recht gut gearbeitet, vielleicht findet es eine Lösung, wenn es nur genug Zeit hat.
Stehe vor anderen, akuteren Problemen: Erstens, muß über mein Zuhause nachdenken. Kann nicht jahrelang unterirdisch leben. Ist ungesund, führt zu ständiger Blässe. Außerdem glaube ich, daß es nicht gut für die Psyche ist; zu viele Gespenster.
Wo – kein Problem auf kurze Sicht. Kann überall da leben, wo es warm und trocken ist. Ausreichende Nahrungsmittelvorräte verfügbar im Schutzraum, in Läden, Küchen etc., gleiches gilt für Kleidung und andere Notwendigkeiten. Kann mich auch jahrelang säubern, wenn ich will.
Angenommen jedoch, mein einsames Residieren dauert an (und ich muß eine pessimistische Haltung einnehmen, wenn ich Pläne schmiede), muß ich irgendwann Nahrung und andere Bedarfsartikel selbst produzieren, Selbstversorger werden. Frage ist nur: Soll ich jetzt anfangen oder warten, in der Hoffnung, es wird nicht mehr nötig sein?
Keine wirklich schwierige Entscheidung: Je länger sie aufgeschoben wird, desto schwieriger wird der Übergang. Allein das noch lebende Vieh verlangt prompte Aufmerksamkeit. Gab bestimmt großes Sterben den Sommer über. Ist zu dumm, aus Farmen, Weiden auszubrechen und nach Futter und Wasser zu suchen, die meisten Tiere sind vermutlich eingegangen. „Domestiziert“ heißt soviel wie „abhängig“. Aber auch von den Überlebenden wird kaum eins unter tausend den Winter ohne Hilfe überstehen. Bedeutet, wenn ich Landwirtschaft plane, muß ich mit Inventur anfangen, bevor das Wetter umschlägt. Bedeutet auch, daß ich Futter, Wasser und Unterbringungsmöglichkeiten für das Vieh bereithalten muß.
Bedeutet, daß ich eine Farm brauche.
Die Logik gebietet allerdings, eine Farm zu übernehmen, die relativ nahe gelegen ist. Im Schutzraum sind zu viele Wertgegenstände, muß vernünftige Entfernung einhalten. Verfügbarkeit von Werkzeugen, Büchern usw. günstig für zukünftiges Projekt: für Flickarbeiten, zum Zäunereparieren, für das Überholen von Brunnenpumpen usw.
Zusätzlich zu der Arbeit, die nötig ist, um das Haus winterfest zu machen. Jahreszeiten in Wisconsin gehen rauh mit den Gebäuden um; charakteristische, zurückgeschwungene Dachlinien sind gewöhnlich nicht im Bauplan oder in den Bauvorschriften enthalten gewesen. Durch die Vernachlässigung im Sommer dürften die Gebäude der Farm, die ich für geeignet halten würde, viel Arbeit erfordern – für die ich keineswegs qualifiziert bin. Das Ende des Sommers und der Herbstanfang werden mich wohl sehr beschäftigt sehen.
Sollte also vielleicht aufhören, Pläne zu schmieden, und anfangen. Am besten zuerst die nahe gelegenen Farmen auskundschaften. Wäre schön, eine zu finden mit soliden Gebäuden, pumpenden Brunnen, intakten Zäunen etc. – wäre genauso schön, freundlichen, in Rot gekleideten, weißbärtigen Herrn zu treffen, der die Straße auf einem von Rentieren gezogenen Schlitten entlangkommt.
Hallo mal wieder. Überrascht, mich zu
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