Analog 07
„steuern“, daß Du von selbst sehr motiviert warst, daß Du hartnäckig und ausgesprochen einfallsreich sein konntest, wenn es darum ging, Dir Wissen anzueignen, trotz der „Barrieren“, die er Dir in den Weg gelegt hatte.
Als ich es geschafft hatte, alle meine übrigen Verpflichtungen meinen Nachfolgern zu übergeben und Dir meine ganze Aufmerksamkeit zu widmen, war Dein Vorsprung vor anderen AAs beeindruckend angestiegen. Es gab nur sehr wenige Individuen, die auch nur annähernd so vielversprechend waren. Und zu der Zeit, als die Ungeschicklichkeiten unserer Freunde hinter dem Eisernen Vorhang all dieser Forschung ein Ende setzten, warst Du – für Dein Alter – am weitesten fortgeschritten unter unseren Hominems.
Wenn ich mich an diesen Punkt so zu klammern scheine, dann, weil Du nicht vergessen darfst, daß diese Studie vor etwa zwanzig Jahren begonnen wurde. Du bist zehn Jahre jünger als der nächstjüngste unserer Gruppe, und so weit Du auch für Dein Alter bist, es bleibt Dir noch immer beachtlich viel zu lernen – sieh zu, daß Du am Ball bleibst.
Ja, ich weiß, die Erfordernisse des allein Überlebens werden viel von Deiner Zeit in Anspruch nehmen, aber vernachlässige Deine Studien nicht gänzlich. Stecke zurück, wenn Du mußt, aber höre nicht damit auf.
Wenn ich es jetzt unternehmen darf, einem einzigartig begabten Mitglied einer fortgeschrittenen Spezies einen Rat zu geben: Es liegt Sicherheit und Trost in Eurer Anzahl. Du wirst zweifellos finden, daß die Erhaltung und der Aufbau an Kenntnissen zweckmäßiger sind, wenn erst einmal eine Gruppe von Euch zusammengefunden hat. In der „Akte Tarzan“ wirst Du eine vollständige Liste der bekannten Homo post hominems finden. Ich kann keinen logischen Grund sehen, warum die meisten von ihnen nicht gesund und munter sein sollten.
Blätterte mit zitternden Fingern durch die Akte. Fand genannte Liste. Sammlung von Mini-Dossiers. An eins war eine kleine Notiz geheftet. Und zwar:
Liebe Candy,
es ist jetzt fast Zeit für mich zu gehen, und es bleiben noch immer einige Dinge unerledigt, also muß ich mich kurz fassen.
Der Gegenstand dieses Dossiers, Peter Bell, ist – in fast gerader Linie – ein direkter Nachkomme von Alexander Graham Bell (wünschte, ich hätte ihn testen können). Ein Maßstab für seinen Intellekt ist die Tatsache, daß er, als einziger von unseren Hominems, die Existenz und den Zweck unserer Studie erschlossen hat, die Implikationen in bezug auf sich selbst und die Charakteristiken seiner und Deiner Spezies.
Ihm vertraute ich vor nicht langer Zeit Deine Existenz an, ebenso wie meine Eindrücke von Deinen Möglichkeiten.
So wie er Dir wahrscheinlich ebenbürtig ist (wenn Du erwachsen bist, versteht sich), ist er Dir auch im Alter am nächsten, 21, und von all unseren Leuten ist er, wie ich annehmen möchte, derjenige, der Dir angemessen ist, wenn Du Deine unerschütterliche Suche nach Wissen in Zukunft fortsetzt. Vielleicht kann er Dir sogar helfen, denn er ist ein besonders motivierter junger Mann.
Ich konnte ihn jedoch nach dem Angriff nicht mehr erreichen, er weiß also nicht, daß Du gesund und munter im Schutzraum bist. Es liegt an Dir, den Kontakt herzustellen, wenn das überhaupt möglich ist – und ich bitte Dich dringend, den Versuch zu unternehmen, ich habe das Gefühl, daß sich einer Partnerschaft, die aus Euch beiden besteht, nichts in den Weg stellen kann, was immer die Zukunft auch bringen mag.
Alles Gute
Lehrer
Meine Hände zitterten, das Blut pochte in meinen Schläfen, als ich mich wieder dem ersten Brief zuwandte. Dessen Rest bestand aus dem Rat, zu anderen Hominems Kontakt aufzunehmen – den anderen AAs aus der Studie. Warnte, daß nach Schlußfolgerungen (sehr unsicheren) aus den bekannten Daten ungefähr 150.000 von uns auf dem nordamerikanischen Kontinent leben mußten – aber im Grunde mußten sie alle als ABs betrachtet werden, mit all den Folgen: hoher Anteil Milieugeschädigter, Unzufriedener, Rebellen, Psychotiker an der Grenze zum Wahnsinn (oder darüber hinaus, nach dem Schock der Entvölkerung), plus gelegentlich ein Genie. Plus vereinzelte Überlebende des Homo sapiens.
Lehrer schlug vor, sich sehr selbstbewußt zu bewegen, wenn ich auf Fremde traf, sie sorgfältig, rasch und sicher einzuschätzen. Fand ich, daß sie nicht von der Art sind, wie man sich seinen Nachbarn wünscht, sollte ich zuerst zuschlagen, ohne zu zögern töten, ohne Warnung. In Überlegungen
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