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Analog 1

Analog 1

Titel: Analog 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Scobie, „obwohl …“
    „Luis!“ Er hörte den Schrei Brobergs in seinem Helm. „Colin, komm schnell, hilf mir, das ist schrecklich.“
    Ungeachtet seiner Schmerzen – bis auf ein paar Flüche, die er ausstieß – rannte Scobie Broberg zu Hilfe.
     
    Garcilaso war noch nicht voll bei Bewußtsein. Den beiden graute es, als sie ihn murmeln hörten: „… in die Hölle; der König hat meine Seele in die Hölle fahren lassen. Ich finde nicht mehr heraus, ich bin verloren. Wäre die Hölle doch nur nicht so kalt …“ Die beiden konnten sein Gesicht nicht erkennen. Die Innenseite seines Visiers war frostig beschlagen. Er war tiefer und länger begraben als die anderen, dazu schwer verletzt. Bald wäre seine Treibstoffzelle aufgebraucht gewesen, und dies hätte seinen sicheren Tod bedeutet. Broberg konnte ihn allerdings gerade noch zur rechten Zeit freibekommen.
    Sie bückte sich in dem Schacht, den sie gegraben hatte, und drehte ihn in Bauchlage. Er schlug mit Armen und Beinen heftig aus und sagte in monotonen, verwischten Lauten: „Ein Dämon greift mich an. Ich kann nichts sehen, fühle aber den Windzug seiner Flügel.“ Sie entfernte seine Energieeinheit von seinem Versorgungssystem und warf sie nach oben. „Wir sollten sie, falls wir können, wieder mit zum Schiff zurücknehmen.“
    Scobie starrte entgeistert auf den Gegenstand vor seinen Füßen. Er hatte nicht einmal soviel Wärme zurückbehalten, um das umliegende Eis in Dampf verwandeln zu können, so wie das seine und Brobergs Einheiten zuvor vermocht hatten. Das Gehäuse war eine dreißig mal fünfzehn mal sechs Zentimeter große Metallkiste. Außer zwei an einer der breiten Steckfassungen war die Kiste ohne nach außen hin erkennbare Details. Mit einem Kontrollschalter, der in die Schaltkreise des Raumanzuges eingebaut war, konnte man die chemischen Reaktionen innerhalb der Kiste manuell regulieren. Aber im Normalfall überließ man dies stets dem Thermo- und Aerostat. In dieser Kiste liefen jedoch keine Reaktionen mehr ab. Bis zu ihrer Wiederaufladung war sie bloß hinderlich.
    Scobie beugte sich nach vorn, um Broberg zu sehen, die zehn Meter unter ihm in dem Schacht stand. Sie hatte die Reserveeinheit aus Garcilasos Geschirr gelöst und verschaltete sie nun mit dem Versorgungsystem auf seinem Rücken. Sie sicherte ihren Sitz mit Klammern am unteren Teil des Gepäckgestänges. „Wir brauchen deine Hilfe, Colin“, sagte sie. Scobie ließ das hochisolierte Kabel hinunterfallen. Dieses Kabel gehörte zum Standardgepäck bei Erkundigungsgängen und war für den Fall gedacht, daß man einen speziellen elektrischen Anschluß legen oder eine Reparatur durchführen mußte. Sie verknotete es mit den beiden Kabeln, die sie und Garcilaso mit sich führten, warf ein Ende wieder nach oben und hakte das andere Ende in ihr Gepäckgestänge ein, wobei sie mit der rechten Hand über ihre linke Schulter greifen mußte. Das dreifache Kabel wippte über ihrem Kopf wie eine Antenne hin und her. Sie bückte sich und nahm Garcilaso in ihre Arme. Hier auf dem Iapetus war sein Gewicht zusammen mit seiner Ausrüstung leichter als zehn Kilogramm. Broberg wog etwa genausoviel. Theoretisch hätte sie mit ihrer Last gleich bis an den Rand des Schachtes hinaufspringen können. Der Raumanzug ließ dies jedoch nicht zu. Spezialgelenkstücke gewährten zwar eine beachtliche Bewegungsfreiheit, schränkten sie dennoch erheblich ein, zumal die Temperaturen in der Umgebung des Saturns eine besondere Isolierung erforderlich machten. Aber selbst wenn sie den oberen Rand mit einem Sprung erreichen könnte, würde sie auf dem schlüpfrigen Eis ausrutschen und gleich wieder hinabstürzen.
    „Auf geht’s“, sagte sie. „Es muß beim erstenmal klappen, Colin. Ich glaube nämlich, daß Luis keine zusätzlichen Erschütterungen mehr erträgt.“
    „Kendrick, Ricia, wo seid ihr?“ ächzte Garcilaso. „Seid ihr auch in der Hölle?“
    Scobie versuchte sich Halt zu verschaffen und zerrte an dem Kabel, indem er seinen ganzen Körper nach hinten warf, um nicht nach vorn wegzurutschen. Sein ganzer Brustkorb schmerzte unerträglich. Irgendwie gelang es ihm noch, seine Last in Sicherheit zu hieven, bevor er die Besinnung verlor.
    Er kam nach einer Minute wieder zu sich. „Mit mir ist alles in Ordnung“, unterbrach er die ängstlichen Stimmen von Broberg und Danzig. „Ich möchte nur einen Augenblick lang ausruhen.“
    Die Physikerin nickte und kniete sich hin, um dem Piloten zu helfen. Sie

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